Neuer Siemens-Chef Kaeser geht in die Offensive

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Wettbewerbern wieder "Angst einflößen"


Der 56-Jährige gab zu, dass Siemens zuletzt zurückgefallen ist. „Wir als Management und als Unternehmen haben uns selbst das Ziel gesetzt, nicht nur technisch und qualitativ, sondern auch in Sachen Profitabilität zu den Besten in der Welt zu gehören. Das ist uns in den vergangenen Jahren nicht mehr so gut gelungen wie es noch 2009, 2010 und in weiten Teilen von 2011 der Fall war“, sagte Kaeser der PNP.
Die zu starke Innenorientierung des Konzerns müsse aufhören. Dafür müssten Kundennähe, Ingenieurskunst, Innovation, das Gespür für Qualität und Zuverlässigkeit sowie finanzielle Stabilität wieder in den Vordergrund rücken - „das, wofür Siemens bekannt ist“, sagte Kaeser den „Nürnberger Nachrichten“.

Der PNP sagte der Niederbayer: „Letztlich müssen wir unseren Wettbewerbern wieder Angst einflössen - statt uns darüber zu unterhalten, was das nächste Problem bei Siemens ist oder welche Personalie als nächste über den Flurfunk geht.“

Von einer Krise könne bei Siemens „bei einem Nachsteuergewinn von circa vier Milliarden Euro im Jahr“ dennoch keine Rede sein. „Wir brauchen aber einen branchenbezogenen Ertragsdurchschnitt.“ Die Mitarbeiter sollten zudem Erfolgsprämien bekommen. „Das geht aber nur, wenn die Firma dauerhaft ausreichend Gewinne erzielt.“

Ziel sei, in Bereichen zu wachsen, in denen Siemens möglichst unabhängig sei von Konjunktur und weltwirtschaftlichen Verwerfungen. Als Beispiele nannte Kaeser Elektrizität und Kühlung für die gigantischen Server-Zentren weltweit. Oder das „Fracking“: Um Öl und Gas mit Hochdruck aus dem Boden zu pressen, seien Hochleistungspumpen und elektrischer Strom nötig - „das ist unser Thema“.

Das Programm „Siemens 2014“, mit dem Löscher die Kosten im Konzern um sechs Milliarden Euro drücken wollte, will Kaeser in der Sache unverändert weiterführen. Der Sparplan sieht unter anderem den Abbau von 4000 Stellen im Industriesektor vor. Arbeitnehmervertreter rechnen insgesamt mit 10.000 Stellen, die in Folge der Sparbemühungen wegfallen. Siemens beschäftigt allein in Deutschland 130.000 Mitarbeiter. Sie sind größtenteils durch Betriebsvereinbarungen vor Entlassungen geschützt.

In Bezug auf das konkrete Renditeziel seines Vorgängers von zwölf Prozent Marge sagte Kaeser, man dürfe sich nicht so fest an bestimmte Zahlen klammern, sondern müsse den Abstand zu den Wettbewerbern bei der Profitabilität wieder aufholen. „Ob dann die Rendite bei zehn, zwölf oder bei irgendeiner anderen Zahl liegt, ist nicht entscheidend.“

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