Neuer Windpark in Texas Eon trotzt Trump

Der künftige US-Präsident Donald Trump hasst Windräder. Trotzdem baut der deutsche Energieriese Eon 76 neue Anlagen in Texas. Dass die Turbinen für den Windpark in Europa gefertigt werden, ist Trump ein Dorn im Auge.

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Trump zum Trotz: Eon wird in Texas den Onshore-Windpark Bruenning’s Breeze errichten. Quelle: dpa

Düsseldorf Donald Trump nutzt gerne Twitter, um seine Sicht der Dinge darzulegen. Und so ist auch seine Abneigung gegen Windräder gut dokumentiert. Zusammengefasst: Sie töten Vögel, fressen Geld, sind gesundheitsgefährdend und verschandeln die Landschaft. Trump als US-Präsident ist für die deutsche Windkraft-Branche also ein Desaster – sollte man zumindest meinen. Denn Eon zeigt sich vom kommenden Präsidenten Trump gänzlich unbeeindruckt und verkündete, in den USA einen weiteren Onshore-Windpark zu bauen.

Donald Trump hat offensichtlich nicht alles ernst gemeint, was er im Wahlkampf von sich gegeben hat. So distanzierte er sich etwa von seinen billigenden Aussagen zur Folter; Hillary Clinton muss sich doch nicht auf eine Strafverfolgung gefasst machen, und den angekündigten Ausstieg aus dem Pariser Abkommen zum Klimaschutz stellte er zuletzt ebenfalls in Frage. Doch seine Abneigung gegen Windräder – die ist geblieben.

Als Trump Ende November die Redaktion der New York Times besuchte, stänkerte er erneut gegen Windräder. Er habe ein Problem mit Wind, sagte Trump: „Windmühlen töten Vögel und Windmühlen benötigen massive Subventionen“, so Trump. Vor allem aber störe ihn, dass sich die Anlagen seiner Meinung nach ohne staatliche Fördergelder überhaupt nicht rechnen würden. Dass die Technologie aus Deutschland kommt, ist Trump ein weiterer Dorn im Auge. „Wir stellen die Windmühlen nicht in den Vereinigten Staaten her. Sie werden in Deutschland und Japan gefertigt.“

Angesichts des neu entdeckten Protektionismus klang das wie eine Drohung für die deutschen Hersteller und Betreiber von Windkraftanlagen – beispielsweise für Eon. Die Essener haben bereits 21 Windparks in den USA gebaut. Doch das Unternehmen macht seine Zukunftsentscheidungen offensichtlich nicht vom designierten 45. Präsidenten der USA abhängig. Wie Eon jetzt mitteilte, wird das Unternehmen in Texas den Onshore-Windpark Bruenning’s Breeze errichten. „Mit der Entscheidung geben wir ein starkes Bekenntnis für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren auf dem US-amerikanischen Markt“, sagte Michael Lewis, CEO von Eon Climate & Renewables.

Das Projekt hat eine Kapazität von 228 Megawatt. Schon Ende 2017 sollen alle 78 Windmühlen des Windparks in Betrieb gehen. Ebenfalls 2017 will Eon sein 278-Megawatt-Projekt Radford’s Run in Illinois fertigstellen. Damit baut Eon seine Position als einer der führenden Betreiber von Onshore-Windparks in den USA weiter aus. Schon jetzt hat das Unternehmen in Nordamerika insgesamt Windenergieprojekte mit einer Kapazität von mehr als drei 3000 Megawatt errichtet. Zum Vergleich: Das entspricht in etwa der Kapazität von zwei großen Atomkraftwerken. „Projekte wie Bruenning’s Breeze zeigen, dass wir im Vergleich zu konventioneller Stromerzeugung eindeutig wettbewerbsfähig sind. Wir werden weiter an unserem Ziel arbeiten, die Kosten für Erneuerbare Energie zu senken“, so Lewis weiter.


Warum Trump so schnell nichts ändern kann

Dass Trumps Präsidentschaft Eon nicht schrecken wird, hatte Johannes Teyssen schon vor zwei Wochen im Handelsblatt-Interview angekündigt. Dort hatte sich der Eon-Chef entspannt gezeigt, was die Auswirkungen der US-Wahl auf sein Unternehmen angeht. Er verwies darauf, dass Energiepolitik in den USA Sache der Bundesstaaten sei: „Da die US-Politik zutiefst föderal funktioniert, gehe ich davon aus, dass hier ein Wechsel nur sehr langsam verhandelt wird.“ Auswirkungen für die bestehenden Anlagen schließe er ohnehin aus.

Tatsächlich gibt es in den USA für Windkraftanlagen Steuervergünstigungen von bis zu 30 Prozent. Daran wird auch Trump vorerst nichts ändern können. Zum einen, weil die Steuervorteile für einen festgelegten Zeitraum gelten, solange die Projekte in der Geltungsdauer gebaut wurden. Zum anderen, weil der Senat und das Repräsentantenhaus die gesetzliche Regelung bereits im Dezember 2015 bis ins Jahr 2020 verlängert haben.

Das sind auch gute Nachrichten für die Nordex-Gruppe. Die Hamburger werden den neuen Eon-Windpark in Texas mit 76 speziellen Turbinen ausstatten – der wichtigsten Komponente einer jeden Windenergieanlage. Die Nordex-Turbinen sind extra für mittlere Windgeschwindigkeiten, wie sie an dem Standort in Texas überwiegend vorherrschen, ausgelegt. Für Eon senkt das die Kosten, die bei der Umwandlung der Bewegungsenergie in elektrischen Strom entstehen.

Wie Donald Trump auf das Eon-Projekt reagierte, ist noch nicht bekannt. Einen möglichen Angriffspunkt gibt es aber schon mal: Nordex lässt die Turbinen nicht in den USA, sondern in Spanien produzieren und verschifft sie von dort über den Atlantik. „Wir versuchen aber, einige Komponenten vor Ort zu beziehen, um mehr auf Dollar-Basis zu arbeiten“, sagte ein Sprecher. Ob das Trumps Wut auf die Windkraftbranche mildert, dürfte bald auf Twitter nachzulesen sein.

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