Öl- und Gaskonzern OMV-Chef Roiss räumt vorzeitig seinen Platz

Gerhard Roiss tritt vorzeitig als Chef vom OMV ab. Das teilt das Unternehmen nach einer außerordentliche Sitzung des Kontrollgremiums mit. Der 62-Jährige einigte sich mit dem Aufsichtsrat, den Konzern 2015 zu verlassen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
OMV-Chef Gerhard Roiss tritt vorzeitig seinen Posten ab. Er wird das österreichische Unternehmen 2015 Verlassen. Quelle: Reuters

Wien OMV-Chef Gerhard Roiss muss nach heftigen Querelen in der Führungsetage des österreichischen Öl- und Gaskonzerns seinen Stuhl räumen. Der 62-jährige Manager steht seit dreieinhalb Jahren an der Spitze des Unternehmens und wird OMV Ende Juni 2015 verlassen.

Darauf habe sich Roiss mit dem Aufsichtsrat am Dienstag geeinigt, teilte die Firma im Anschluss an eine außerordentliche Sitzung des Kontrollgremiums mit. Wer ihm nachfolgt, ist noch offen. Insidern zufolge war Roiss zuletzt in einen Machtkampf mit Gas-Vorstand Hans-Peter Floren verstrickt.

Zur Zukunft Florens äußerte sich der Konzern nicht explizit. Das kriselnde Gas-Geschäft will die OMV künftig jedoch nicht mehr als eigene Sparte führen, sondern mit dem Raffinerie- und Tankstellengeschäft verschmelzen. Diesen neuen Geschäftsbereich soll ab Anfang 2015 Vorstandsmitglied Manfred Leitner führen.

„Vertragsverhandlungen mit dem für Gas und Power zuständigen Vorstandsmitglied Hans-Peter Floren werden aufgenommen werden“, hieß es in der Mitteilung lediglich. Ein Sprecher wollte sich dazu nicht weiter äußern. Eigentlich wären die Verträge beider Manager noch bis 2017 gelaufen.

Details über die vorzeitige Ablöse von Roiss - unter anderem die Höhe einer möglichen Abfindung - stünden noch nicht fest, sagte ein OMV-Sprecher. Erst im September vergangenen Jahres hatte der Aufsichtsrat Roiss' Vertrag um drei Jahre verlängert. Der Firmenchef zählt zu den bestverdienendsten Managern in Österreich. Zuletzt kam er auf ein Jahreseinkommen von 1,9 Millionen Euro. Über die Entscheidung dürfte im Aufsichtsrat daher heftig gerungen worden sein. Die Sitzung dauerte über zehn Stunden.

Bereits im Vorfeld des mit Spannung erwarteten Treffens hatte es Spekulationen gegeben, Roiss könnte seinen Platz vorzeitig räumen müssen. Grund dafür war ein Machtkampf in der Vorstandsriege, den zuletzt auch der Betriebsrat kritisiert hatte. Die Führungsriege sei zerrüttet und handlungsunfähig, hatte OMV-Betriebsratchef Martin Rossmann erklärt. Den Hauptaktionären - der österreichischen Staatsholding ÖIAG und dem arabischen Investors IPIC - waren die Querelen Insidern zufolge schon länger ein Dorn im Auge. Sie haben ihre Anteile zu einem Paket von insgesamt 56 Prozent gebündelt.


David Davies als Nachfolger gehandelt

Als möglicher Nachfolger für Roiss war in Medien bereits Finanzvorstand David Davies gehandelt worden. Der 59-jährige Brite spricht fließend deutsch und ist bereits seit zwölf Jahren Finanzchef des Konzerns. Mit der Suche nach einem Nachfolger will der OMV-Aufsichtsrat jedoch erst beginnen. Ein entsprechender Prozess sei eingeleitet, erklärte das Unternehmen ohne weitere Details.

Erschwert wird der Führungswechsel auch deshalb, weil der lange Zeit als Kronprinz geltende Vorstand Jaap Huijskes vor kurzem seinen Rückzug im Jahr 2016 angekündigt hatte. Huijskes ist bei der OMV für die Suche nach neuen Öl- und Gasquellen und deren Förderung zuständig.

Der Aufsichtsrat will die OMV auch operativ wieder in ruhigeres Fahrwasser bringen. „In der Weiterentwicklung der Konzernstrategie soll ein besonderer Fokus auf die Steigerung der Profitabilität sowie auf ein optimiertes Risikoprofil gelegt werden“, sagte Aufsichtsratschef Rudolf Kemler im Anschluss an die Sitzung. Damit wolle das Kontrollgremium sicherstellen, dass der Konzern „attraktive Dividenden“ ausschütten könne.

Roiss hatte während seiner Amtszeit das wenig ertragreiche Tankstellen- und Ölverarbeitungsgeschäft verkleinert und das renditeträchtigere aber riskantere Ölfördergeschäft ausgebaut - zuletzt mit einem mehr als zwei Milliarden Euro schweren Zukauf von Ölfeldern in der Nordsee. Dennoch konnte sich die OMV den Verwerfungen am Energiemarkt nicht entziehen: Das Gasgeschäft ist angesichts der einbrechenden Nachfrage und stark sinkender Preise unter Druck. Zudem machen der Firma Lieferausfälle aus dem krisengebeutelten Libyen zu schaffen. Im zweiten Quartal war der bereinigte Betriebsgewinn um fast die Hälfte eingebrochen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%