Osram-Chef muss gehen Woran Wolfgang Dehen gescheitert ist

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Dehen wurde für Osram zum echten Problem

Dazu kam: Der Konzernchef selbst tat wenig, um die miserable Stimmung im Unternehmen zu drehen – im Gegenteil. Durch sein ruppiges Auftreten bar jedes Verständnisses für moderne Personalführung verprellte Dehen systematisch einen Manager nach dem anderen.

Auf seine Art angesprochen, erwies sich Dehen als beratungsresistent. Er pflegte bei Osram schneidende Distanz anstelle persönlicher Nähe. Ein früherer Weggefährte schildert ihn als Zeitgenossen, der „auch morgens um drei an der Bar noch reserviert ist“. Hin und wieder haben Vertraute im Konzern versucht ihn zur Seite zu nehmen und vorzuschlagen, ab und zu wenigstens mal durch die Büros zu gehen und mit Mitarbeitern zu sprechen. Doch Dehen tat solche Vorschläge als Anbiederei ab.

Als einige führende Manager ihm im Sommer rieten, vor der Ankündigung des neuerlichen Stellenabbaus die Arbeitnehmervertreter zu informieren, wurde der Chef unwirsch und wischte den Vorschlag vom Tisch. Erst müssten Fakten geschaffen werden, lautete die knappe Antwort. Ein Konzernsprecher erklärte, die Vorwürfe seien so nicht richtig, und sprach von einer „Schmutzkampagne“ gegen Dehen.

Keine Kreativität mehr

Damit wurde Dehen für Osram zum echten Problem. Denn Kreativität und Begeisterung können in einem solchen Klima der Angst nicht entstehen; die aber wären in dem Unternehmen dringend nötig. Die gesamte Lichtindustrie befindet sich in einem gewaltigen Umbruch.

Leuchtstoffröhren, die althergebrachte Glühlampe, auch Energiesparlampen und Halogenleuchten werden in den kommenden Jahrzehnten vom Markt verschwinden und von energiesparenden LEDs, den sogenannten Licht emittierenden Dioden, ersetzt werden. Der Digitalisierung in den Fabriken folgt jetzt die Digitalisierung des Lichts.

Deshalb legt der Osram-Aufsichtsrat das Schicksal der ehemaligen Siemens-Tochter jetzt in die Hände eines ehemaligen ThyssenKrupp-Vorstands. Berlien folgt aber nicht nur auf Dehen, er wird eine Art Super-Vorstand: Neben dem Vorstandsvorsitz soll der 52-Jährige in Personalunion auch noch das extrem wichtige Technikressort führen.

Erfahrung im Technik-Bereich bringt Berlien bereits mit. Bevor er Chef bei M+W wurde, war der Manager Chef der Technologiesparte von ThyssenKrupp. Doch als Investoren bei dem schlingernden Konzern einen personellen Neuanfgang forderten, drängte der damalige Aufsichtsratschef Gerhard Cromme Berlien aus dem Unternehmen.

Die Berufung an die Spitze der einstigen deutschen Industireperle Osram ist für Berlien selbst eine Art Rehabilitation. Jetzt muss er Osram rehabilitieren.

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