Osram Was der China-Deal für Osram bedeutet

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Fragen für die Mitarbeiter bleiben

Zwar gelten die Tarifbindung und laufende Betriebsvereinbarungen bis zum Jahr 2018. Doch wie es mittelfristig unter dem neuen Eigentümer aus China weitergeht, ist ungewiss. Eine Beschäftigungsgarantie wie beim Roboterhersteller Kuka, den ebenfalls Chinesen kaufen, gibt es bei Osram nicht.

Wohl nirgendwo sonst ist der Wandel in der Lichtindustrie so greifbar wie in der Augsburger Fabrik von Osram. In den lang gezogenen, grauen Fabrikhallen an der Berliner Allee fertigen die Arbeiter jährlich 70 Millionen Leuchtstoffröhren. Vor ein paar Jahren waren es noch 150 Millionen. Zwei von vier Fertigungslinien stehen still. Die Zukunft gehört der langlebigen und energieeffizienten LED-Lampe.

In den oberen Etagen des Osram-Konzerns gibt es keine Zweifel daran, dass die Chinesen ein guter Eigentümer sein werden. Von Anfang an habe man einen Käufer gesucht, der „Erfahrung in der Lichtbranche hat und das Lampengeschäft verantwortungsvoll weiterentwickeln kann“, heißt es. Erfahrung hat MLS ohne Zweifel. Das Kürzel steht für „Mulinsen“, in der englischen Übersetzung „Forest Lighting“. Das 1997 gegründete Unternehmen ist mit einem Umsatz von rund 525 Millionen Euro und rund 12.500 Mitarbeitern Marktführer bei LED-Lampen in China. Trotz sich abkühlender Konjunktur, hoher Überkapazitäten und hartem Wettbewerb konnte MLS seinen Umsatz im Januar um neun Prozent steigern.

Ausgewählte Beteiligungen chinesischer Unternehmen in Deutschland 2015

Und MLS ist auf Expansionskurs. Im Juli kündigte das börsennotierte Unternehmen die Übernahme einer chinesischen LED-Firma für umgerechnet 200 Millionen Euro an. Kurz zuvor hatte der Konzern ein Unternehmen aus Hongkong gekauft. Der Zuschlag aus München soll MLS den Zugang zum europäischen und amerikanischen Markt erleichtern. Den Namen Osram dürfte der Konzern weiter nutzen. Die Übernahme würde ihn zum weltweit drittgrößten Hersteller von LED-Lampen machen.

Die Arbeitnehmervertreter versuchen, die Verunsicherung in der Ledvance-Belegschaft zu zerstreuen. „Die Transaktion ist eine gute Nachricht für Ledvance“, sagt Michale Knuth, stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats bei Osram und Sprecher der IG Metall in Bayern. „Das Konsortium wird die Vereinbarungen mit dem Betriebsrat und der IG Metall einhalten. Der weltweite Hauptsitz von Ledvance ist weiterhin Garching.“ Damit unterliege das Unternehmen weiter der deutschen Mitbestimmung.

Die neuen Eigentümer aus China haben mit den Münchnern vereinbart, dass sie den Osram-Markennamen weiter nutzen dürfen. Dafür zahlen sie über die kommenden zehn Jahre einen höheren zweistelligen Millionenbetrag. Außerdem hat MLS mit Osram eine Liefervereinbarung geschlossen: Sobald die Fertigung in der neuen Osram-Halbleiterfabrik im malaysischen Kulim angelaufen ist, werden die Chinesen dort LED-Chips kaufen.

Willi Sattler, Betriebsrat bei Osram in Augsburg, hat bereits klare Forderungen an den Käufer aus China. Dieser solle „vor allem in die Fertigung von LED-Lampen investieren“, wünscht sich der Arbeitnehmervertreter. Deren Anteil am Ledvance-Geschäft liegt aktuell bei 30 Prozent und ist 2015 um 30 Prozent gewachsen. Ein wenig kann Sattler in Augsburg in die Zukunft blicken: Auf den Leuchtstoff-Fertigungslinien an der Berliner Allee testet das Unternehmen gerade die Produktion von LED-Lampen.

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