Osram Vom Glühbirnenhersteller zum High-Tech-Konzern

Seite 3/8

Mehr als 100 Jahre Tradition

Kursverlauf der Osram-Aktie

Um die Kräfte zu bündeln und im Wettbewerb gegen GE und Philips bestehen zu können, schließen sich 1920 die drei deutschen Glühlampenhersteller zusammen: AEG, Siemens und die Deutsche Gasglühlicht, die das Glühlampen-Geschäft 1919 in die neu gegründete Osram GmbH ausgelagert hat. Sitz wird Berlin.

Das Geschäft mit den Glühbirnen floriert. Schon in den Dreißigerjahren ist Osram einer der größten Hersteller der Welt, mit Niederlassungen unter anderem in Shanghai und Rio de Janeiro. In Deutschland kommt Osram auf einen Marktanteil von 70 Prozent.

Prominente Werbung

Kaum ein Haushalt im Nachkriegsdeutschland, in dessen Wohnzimmerlampen keine Osram-Birnen stecken. „Hell wie der lichte Tag“: So wirbt das Unternehmen seit Jahrzehnten an den historischen Geschäfts- und Bürogebäuden am Münchner Karlsplatz.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs verlegt Osram den Sitz nach München. Die Leuchtstoffröhre kommt, die Halogenlampe, später die Energiesparlampe. Osram investiert, expandiert und mischt in allen Segmenten kräftig mit. So wird das Unternehmen zum Beispiel zu einem der wichtigsten Leuchtenlieferanten der Autoindustrie. 1978 schließlich übernimmt Siemens Osram komplett. Gut 35 000 Mitarbeiter erwirtschaften zuletzt einen Umsatz von fast 5,3 Milliarden Euro.

Ebita-Marge

Doch der Vormarsch der LED-Leuchten beschert dem Konzern unruhige Zeiten, wie er sie in seiner langen Geschichte noch nicht erlebt hat. Denn das Geschäft mit traditionellen Leuchtmitteln – also Leuchtstoffröhren, aber auch Energiesparlampen – schrumpft, und das viel schneller, als auch Konzernchef Dehen erwartet hat.

Einer, der den Schrumpfkurs in dem Geschäft verwalten muss, ist Willi Sattler. An einem sonnigen Vormittag sitzt der Betriebsratschef des Osram-Werks in Augsburg in seinem Büro gleich hinter dem Fabriktor. Der Blick geht auf ein Stehcafé mit frühstückenden Rentnern auf der anderen Straßenseite. Gleich hinter Sattler beginnen die grauen Werkshallen mit den orangefarbenen Osram-Schriftzügen. Die Stimmung an den Fließbändern ist schlecht.

„Bis jetzt haben wir die Jobkürzungen hier ohne betriebsbedingte Kündigungen hinbekommen“, sagt Sattler. Denn noch gilt für den Stellenabbau in Augsburg der großzügige Sozialplan der einstigen Mutter Siemens. Doch die Unsicherheit ist groß. „Wie viele Arbeitsplätze fallen hier noch weg?“, fragt Sattler besorgt. Vor sieben Jahren haben bei Osram in Augsburg noch 2000 Menschen gearbeitet; heute sind es 1300. „Und weitere 300 Stellenstreichungen sind geplant“, rechnet Betriebsrat Sattler vor.

Weltweit prüft Osram derzeit seine Standorte auf Marktentwicklung und Wettbewerbsfähigkeit. Osram soll schneller und effizienter werden. Weitere Sparrunden stehen bevor. Vorstandschef Dehen spricht von weiteren "Kapazitätsanpassungen im traditionellen Lichtgeschäft". Stellenabbau ist in solchen Fällen ein bedauerlicher, aber notwendiger Teil.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%