Osram Münchener installieren neue Beleuchtung für den Petersplatz

Erneut gab es einen heiligen und prestigeträchtigen Auftrag für den Osram-Konzern in Rom – und es war nicht der erste für die Ex-Siemens-Tochter. Eine willkommene Abwechslung für den Konzernchef Olaf Berlien.

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Auf dem Petersplatz installierte Osram 132 LED-Fluter. Quelle: Governatorato S.C.V. – Direzione dei Musei

Rom Olaf Berlien hat schon einiges erlebt, evangelisch ist der gebürtige Berliner noch dazu. Und dennoch ist es auch für ihn ein besonderer Moment: Im schicken Anzug steht er, mit Krawatte und mit weißem Einstecktuch, am Donnerstagabend mitten auf dem riesigen Petersplatz. „Schon ein tolles Gefühl“, sagt der Osram-Chef. Kardinal Giuseppe Bertello fährt in einer Limousine vor, der zweite Mann im Vatikan. Gemeinsam drücken die beiden auf einen Knopf und der Petersplatz erstrahlt. Osram hatte sich den prestigeträchtigen Auftrag für die neue Beleuchtung des Platzes gesichert.

Berlien musste in den vergangenen Monaten so einiges durchstehen. Erst fiel seine neue Strategie bei den Investoren durch, dann entzog ihm der Großaktionär Siemens das Vertrauen. Das traditionelle Glühbirnengeschäft spaltete er ab und verkaufte es an die chinesische MLS. Inzwischen ist der verbliebene Osram-Konzern selbst ins Visier chinesischer Interessenten geraten.

Da kann man etwas Unterstützung von oben durchaus gebrauchen. Auf dem Petersplatz installierte Osram 132 LED-Fluter. „Das Licht unterstreicht die beeindruckende Säulenarchitektur und hebt die Farbe des Marmors deutlich hervor“, lobt sich Osram selbst. Im LED-Zeitalter fast schon eine Selbstverständlichkeit: Mit der modernen Lösung wird der Energieverbrauch um 70 Prozent gesenkt.

Der Vatikan und Osram, das ist schon länger eine besondere Beziehung. Die Münchener haben schon die Sixtinische Kapelle mit einer hochmodernen Lichtlösung ausgestattet. „Die Kunstwerke in der Sixtinischen Kapelle mussten 500 Jahre auf eine moderne und effiziente Beleuchtung warten“, drückte es Berlien auf dem Petersplatz aus. Ziel sei es gewesen, in der Kapelle natürliches Sonnenlicht zu simulieren. Da sind sie ziemlich nah rangekommen.

„Es freut uns besonders, dass wir nun mit der Beleuchtung des Petersplatzes unsere Kompetenz als Anbieter komplexer Lichtlösungen erneut in Rom unter Beweis stellen konnten“, frohlockte Berlien in bestem Marketing-Deutsch.

Natürlich ist ein Auftrag aus dem Vatikan gut fürs Image. Doch solche Spezialanwendungen haben für Osram auch eine wichtige wirtschaftliche Bedeutung, schließlich sollen sie ein Gegengewicht zum dominierenden Geschäft mit Kunden aus der Automobilwirtschaft bilden. Einige Experten rechnen damit, dass sich die Autokonjunktur im kommenden Jahr auf wichtigen Märkten abkühlen wird. Das wird auch Osram zu spüren bekommen.

Für Osram-Chef Berlien war der Ausflug sicherlich eine willkommene Abwechslung. Mehrere chinesische Investoren interessieren sich derzeit für seinen Lichtkonzern. Hinzu kommt, dass das Verhältnis zum Großaktionär Siemens weiter angeschlagen ist. Erst vor wenigen Tagen warf Kaeser Osram laut Wirtschaftswoche vor, keine schlüssige Strategie zu haben.

Hintergrund des Streits: Siemens hielt die neue Strategie, die unter anderem eine Milliardeninvestition in ein Chipwerk in Malaysia vorsieht, für zu riskant und verweigerte Berlien auf der Hauptversammlung Anfang des Jahres sogar die Entlastung. Allerdings fand Kaeser unter den anderen Investoren keine Mitstreiter, Berlien wurde mit großer Mehrheit entlastet und zog seine Strategie unbeirrt durch. Auf Kaeser angesprochen, sagte Berlien auf dem Petersplatz lediglich: „Herr behüte meinen Mund und bewahre meine Lippen.“ (Psalm 141.3)

Aber ausgerechnet Siemens spielt nun eine Schlüsselrolle bei der möglichen Übernahme durch chinesische Interessenten wie San'an. Der Technologiekonzern hält noch 17,5 Prozent an seiner Ex-Lichttochter, ein mögliches Einfallstor für Interessenten. Nach Informationen des Handelsblatts interessieren sich unter anderem die chinesische San'an und Go Scale für eine Osram-Übernahme.

An diesem Abend standen im Vatikan aber erst einmal andere Themen im Mittelpunkt. Bei LED-Technologie habe Osram eine herausragende Position, sagte Berlien. Damit allerdings ist man dann doch wieder beim Thema. Denn gerade deshalb interessieren sich ja auch die Chinesen für eine Übernahme des deutschen Technologieunternehmens.

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