Osram Vom Glühbirnenhersteller zum High-Tech-Konzern

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Triumph um jeden Preis

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Dehen lässt solche Einwände nicht gelten. Um höchste Qualität zu gewährleisten, müsse Osram die Chips selbst herstellen. Außerdem benötige der Konzern das Know-how aus dem Massengeschäft, um bei den hochprofitablen Nischenprodukten wirklich erfolgreich zu sein.

Fast wie ein Besessener arbeitet der immer etwas unnahbar wirkende Westfale daran, den Traditionskonzern ins digitale Zeitalter zu führen. Dehen will den Triumph um jeden Preis, denn seine Mission bei Osram ist auch seine ganz persönliche Abrechnung mit der einstigen Konzernmutter Siemens, wo der Manager viele Demütigungen ertragen musste. Der Zeitpunkt ist für Dehen gekommen, es allen noch einmal zu zeigen.

Als Siemens 2001 den Autoelektronikhersteller VDO gekauft hatte, machte der Konzern Dehen zum Chef der neuen Tochter. Anfang 2007 bekam er die Order, VDO an die Börse zu bringen. Doch das misslang. Der Autozulieferer Continental war als Interessent aufgetaucht und übernahm im Sommer 2007 VDO für gut elf Milliarden Euro. Dehen konnte nur zuschauen.

Kernige Typen

Ein Jahr später rückte der Westfale in den Siemens-Vorstand auf und wurde gleichzeitig Chef des Energiegeschäfts. Doch bei der Mannschaft in Erlangen kam er nie richtig an. „Das sind kernige Typen in der Energiesparte“, sagt ein ehemaliger Siemens-Manager, „Ingenieure mit Öl an den Händen.“ Nichts für den nüchternen Zahlenmenschen Dehen.

Ein Briefing nach dem anderen habe er abgehalten und sehr viel Papier produziert, erinnert sich ein Ex-Siemens-Kollege, und dabei unablässig sein Mantra gepredigt: „Make your numbers, no surprises, no excuses.“ Erreicht hat Dehen damit wohl kaum einen der Siemensianer.

Selbst nachts an der Bar auf den Führungskräftetagungen am Starnberger See taute Dehen selten auf; stets blieb er die kalte Autorität. Im April 2001 schließlich schob der damalige Siemens-Chef Peter Löscher den Manager ab auf den Osram-Chefsessel. Dort sollte er den Börsengang des Leuchtenherstellers vorbereiten. Doch auch daraus wurde zunächst nichts. Wegen mangelnden Interesses wurde Osram vor einem Jahr mithilfe eines Spin-offs von der Mutter abgespalten und börsennotiert.

Dehen weiß, dass seine Mission noch nicht beendet ist. Das ist sie erst, wenn er Osram dauerhaft auf die Erfolgsspur gesetzt hat. Wie lange das noch dauert, ist ungewiss. Bei der Frage, ob er seinen Vertrag als Vorstandsvorsitzender über März 2016 hinaus verlängern wolle, taut Dehen auf: Der Osram-Chef antwortet, ohne etwas zu sagen – mit einem leichten Lächeln.

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