Panzerbauer Krauss-Maffei Wegmann und Nexter Deutsch-französische Panzerfusion ab Herbst

Die schwächelnde Rüstungsindustrie muss sich was einfallen lassen: Die Panzerbauer Krauss-Maffei Wegmann und Nexter aus Frankreich wollen sich durch eine Fusion stärken – und werden argwöhnisch beäugt.

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Geschäft zwischen Frankreich und Deutschland: Für die Rüstungsindustrie hierzulande, in Frankreich und Europa wäre der Deal eine Zäsur, denn europäische Lösungen abseits einzelner Projekte sind selten. Quelle: dpa

München Die Fusion des deutschen Panzerbauers Krauss-Maffei Wegmann (KMW) mit dem Rüstungskonzern Nexter Systems aus Frankreich soll noch in diesem Jahr über die Bühne gehen.

KMW baut unter anderem den Kampfpanzer Leopard, Nexter den Leclerc. Zusammen kommen die Firmen auf einen Umsatz von rund zwei Milliarden Euro und mehr als 6000 Mitarbeiter. Nachdem auch der Senat in Paris vergangene Woche grünes Licht für die Privatisierung des staatseigenen Wehrtechnikkonzerns gegeben hat, sind die Beteiligten zuversichtlich, nach einigen Verzögerungen bald ans Ziel zu kommen.

„Wir rechnen mit dem Spätsommer oder dem frühen Herbst“, sagte ein KMW-Sprecher in München. Für die Rüstungsindustrie hierzulande, in Frankreich und Europa wäre der Deal eine Zäsur, denn europäische Lösungen abseits einzelner Projekte sind selten. Doch die Industrie ist unter Druck, auch wenn angesichts vieler Krisen weltweit etliche Staaten wieder mehr Geld für Waffen ausgeben wollen.

Seit Jahren bekommt die Branche den Spardruck zu spüren: weniger Aufträge, neue Anforderungen, geringere Mengen, härtere Preisverhandlungen. Während im Ausland Rüstungsfirmen ihr Heil oft im Export suchen, haben es die deutschen Firmen dabei viel schwerer. Waffenlieferungen sind streng reguliert und die SPD in der Bundesregierung will weniger statt mehr Rüstungsgüter ausführen.

Dazu kommt: die deutsche Wehrindustrie hat zwar viele begehrte Produkte im Angebot – von U-Booten, über Panzer und Raketen bis zu Munition – ist aber im Vergleich zu den Größen der Branche eher klein. In der Liste Top-100 der internationalen Rüstungsfirmen des Friedensforschungsinstituts Sipri kommt als erstes deutsches Unternehmen Rheinmetall auf Platz 32 vor, KMW steht auf Platz 72.

Ein Zauberwort heißt Konsolidierung, also etwa der Zusammenschluss von Firmen zu einer größeren – vor allem um Kosten zu senken, Abläufe zu vereinfachen und Doppelarbeit zu verhindern. Denkbar sind nationale Lösungen: So hat Rheinmetall immer wieder Interesse an einem Zusammenschluss mit KMW gezeigt. Die beiden Firmen bauen in Gemeinschaftsunternehmen bereits Panzer wie Puma oder Boxer.

Doch die Eigentümerfamilien von KMW und die Führung des Unternehmens haben daran kein Interesse. Eine rein deutsche Lösung sei Unfug. Eine europäische Lösung in der Branche gab es vor Jahren, als die heutige Airbus Group geschaffen wurde. Doch aus Sicht von Airbus war auch das nicht ausreichend, doch eine Fusion mit dem britischen Rüstungsriesen BAE Systems scheiterte 2012 vor allem am Widerstand aus Berlin.

Bisher sieht es nicht danach aus, dass sich das bei KMW und Nexter wiederholt. In Berlin scheint es wenig Vorbehalte zu geben, auch wenn es durchaus Kritiker gibt, die hinter vorgehaltener Hand einen Ausverkauf deutscher Panzertechnik befürchten. In Paris stößt das Projekt auf Zustimmung. Inzwischen hat auch der Senat hat den Weg frei gemacht für die geplante Fusion. Die Regelung ist Teil eines Gesetzes zur Wirtschaftsförderung, das insgesamt noch verabschiedet werden muss. Der Zusammenschluss wird in Frankreich aber politisch fast über das gesamte Parteienspektrum getragen.

Wirtschaftsstaatssekretär Matthias Machnig (SPD) hatte am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz zu Jahresbeginn vor Rüstungsmanagern zwar auch eine nationale Konsolidierung angemahnt. „Aber ich glaube, wir brauchen auch eine europäische Dimension.“ Bei vielen stieß er auf offene Ohren. Noch immer werde Rüstung in Europa zu national gedacht, sagte der Chef der Airbus-Rüstungssparte, Bernhard Gerwert.

Und rein nationale Zusammenschlüsse brächten keine zusätzlichen Aufträge. „Uns kann kein nationaler Verteidigungshaushalt finanzieren.“ Gerade bei Exporten könnten europäische Lösungen helfen: so ist etwa Frankreich bei Waffenlieferungen ins Ausland abseits von EU oder Nato wesentlich großzügiger als Deutschland.

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