Pharma, Agrar, Chemie Welche Sparte Bayer auf Touren bringt

Bayer hat eine Rekordbilanz vorgelegt. Die Leverkusener profitierten dabei vor allem vom boomenden Pharmageschäft. In anderen Bereichen ist die Lage schwieriger. Die Sparten im Wachstums-Check.

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Der Bayer-Chef kommt bei der Übernahme von Monsanto voran. Quelle: dpa

Leverkusen Bayer hat das vergangene Jahr wie versprochen mit Rekordergebnissen abgeschlossen. Vorstandschef Werner Baumann präsentiert eine stolze Bilanz: „Mit unserer operativen Performance haben wir ein neues Rekordniveau erreicht – und auch bei der vereinbarten Übernahme von Monsanto kommen wir gut voran", sagte Baumann.

Der Umsatz des Konzerns stieg leicht auf 46,8 Milliarden Euro, der bereinigte Betriebsgewinn legte um zehn Prozent auf 11,3 Milliarden Euro zu. Den Aktionären soll eine um 20 Cent erhöhte Dividende von 2,70 Euro pro Aktie ausgezahlt werden.

Für 2017 rechnet der Bayer-Chef mit einer Fortsetzung der positiven Entwicklung. „Wir haben allen Grund, mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken, und wir sind gut ins neue Geschäftsjahr gestartet“, sagt er. Der Konzernumsatz soll sich in diesem Jahr inklusive Covestro auf mehr als 49 Milliarden Euro erhöhen, was wechselkursbereinigt einem Zuwachs im unteren bis mittleren einstelligen Prozentbereich entspricht. Das Ebitda vor Sondereinflüssen soll im mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen.

Bayer hat im Schlussquartal des abgelaufenen Geschäftsjahres nochmal zugelegt. Der bereinigte Betriebsgewinn stieg um 14 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Damit übertraf der Konzern die Prognosen der Analysten, die im Schnitt mit 2,03 Milliarden Euro gerechnet hatten.

Im gesamten Jahr wurde das Bayer-Geschäft wieder einmal von der florierenden Pharmasparte angetrieben. Zudem profitierte der Konzern von dem Boom der ausgegliederten Kunststofftochter Covestro. Sie taucht noch vollständig in den Bayer-Ergebnissen auf. Schwieriger ist weiter die Lage im Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten sowie in der Agrochemie.


Wachstumschampion in der Pharmasparte

Die Pharmasparte von Bayer präsentiert sich dagegen weiterhin in starker Verfassung und konnte auch im vierten Quartal ihr relativ kräftiges Wachstum mit einem Umsatzplus von sieben Prozent fortsetzen. Im Gesamtjahr steigerte Bayer die Arzneimittelerlöse ebenfalls um 7,3 Prozent auf 16,4 Milliarden Euro, währungsbereinigt legte die Sparte laut Bayer um 8,7 Prozent zu. Für 2017 erwartet Bayer ein Bayer ein weiteres Wachstum auf mehr als 17 Milliarden Euro im Pharmageschäft.

Der Leverkusener Konzern kann sich damit weiterhin zu den wachstumsstärksten Unternehmen der Pharmabranche zählen. Die führenden 20 Pharmahersteller legten 2016 im Schnitt nur um gut drei Prozent zu, die Top-10-Vertreter der Branche sogar um weniger als zwei Prozent. Motor hinter der Entwicklung sind weiter die beiden Top-Produkte von Bayer: der Blutverdünner Xarelto mit einem Umsatzplus von 30 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro im Gesamtjahr und das Augenmedikament Eylea, dessen Umsatz um ein Drittel auf 1,6 Milliarden Euro zulegte.

Ihren Betriebsgewinn konnte die Sparte dank der starken Performance um zwölf Prozent auf knapp 3,4 Milliarden Euro steigern. Dämpfer waren allerdings Sonderabschreibungen von gut 400 Millionen Euro auf das Verhütungsprodukt Essure, das Bayer vor drei Jahren zusammen mit der US-Firma Conceptus erworben hatte. Es zeigte bei den Nutzerinnen unerwartete Nebenwirkungen, was Bayer inzwischen 3600 Schadensersatzklagen eingetragen hat.

Auch die Zahl der Klagen im Zusammenhang mit dem Gerinnungshemmer Xarelto hat sich weiter erhöht, auf inzwischen 16400. Bayer will sich gegen diese Klagen „entschieden zur Wehr setzen“, wie es im Geschäftsbericht heißt. Dennoch hat sich der Aufwand für Rechtsfälle in der Pharmasparte 2016 auf 88 Millionen Euro verfünffacht.

Bereinigt um diese erhöhten Sonderaufwendungen hat sich der Betriebsgewinn der Pharmasparte 2016 nach Angaben von Bayer um 19 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro erhöht. Und auch für das laufende Jahr plant der Konzern eine weitere Verbesserung seiner Pharma-Margen.

Die Sparte Consumer Health, die das Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten umfasst, stagnierte im vergangenen Jahr bei gut sechs Milliarden Euro Umsatz und verbuchte einen Rückgang beim Betriebsgewinn um knapp ein Zehntel auf 695 Millionen Euro. Sie wurde offenbar weiterhin durch die schwache Performance einiger Produkte aus der Selbstmedikationssparte von Merck & Co gebremst, die Bayer 2014 übernommen hatte. Währungsbereinigt legte der Umsatz laut Bayer um 3,5 Prozent zu und damit im Rahmen der allgemeinen Branchenentwicklung.


Fortschritte bei der Monsanto-Übernahme

Im laufenden Jahr soll die Sparte ihre Schwächephase endlich hinter sich lassen. Sowohl für den Umsatz als auch das bereinigte Ebitda erwartet Bayer einen Anstieg um einen niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentsatz.
Bayer geht weiterhin davon aus, dass die Übernahme des amerikanischen Saatgutkonzerns Monsanto bis Ende 2017 abgeschlossen werden kann.

Bei etwa zwei Dritteln der rund 30 Behörden wurden die Genehmigungen bereits beantragt. „Wir machen bei den erforderlichen behördlichen Verfahren Fortschritte“, sagte Baumann. Bei etwa zwei Dritteln der rund 30 Behörden wurden die Genehmigungen bereits beantragt. Bayer und Monsanto arbeiten eng mit den Behörden zusammen.

Klappt die Übernahme wie geplant, wird Monsanto im Jahr 2018 erstmals zur Bayer-Bilanz beitragen. Für den Konzern ist es wichtig, dass sich bis dahin die Konjunktur in der Agrarchemie erholt – sie befindet sich seit zwei Jahren im zyklischen Tief. Das zeigte sich deutlich bei den Ergebnissen der Konzerndivision Crop Science. Der Umsatz stagnierte bei 9,9 Milliarden Euro, auch der bereinigte Betriebsgewinn erreichte mit 2,4 Milliarden Euro nur das Vorjahresniveau.

Bayer wertet diese Zahlen angesichts der schwachen Marktverfassung als Erfolg. Eine wesentliche Verbesserung stellt das Management aber für 2017 nicht in Aussicht. Für Crop Science geht der Konzern von einem Umsatz von über zehn Milliarden Euro aus. Das Ebitda vor Sondereinflüssen wird auf dem Niveau des Vorjahres erwartet.

Ein starker Gewinnbringer war für Bayer die Kunststofftochter Covestro. Der Konzern hält an dem Unternehmen noch 64 Prozent der Anteile, doch die Ergebnisse werden voll konsolidiert. Covestro steigerte 2017 das Ebitda vor Sondereinflüssen um 19,6 Prozent auf zwei Milliarden Euro. Bayer hat angekündigt, sich von den restlichen Anteilen zu trennen. Der Zeitplan dafür ist aber noch offen.

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