Pharmakonzern Apple hilft Merck

Der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck profitiert von einem Zukauf in der Chemie-Sparte und dem guten Geschäft in Schwellenländern. Das Pharmageschäft macht einige Probleme.

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Der Vorsitzende der Geschäftsleitung der Merck KGaA, Karl-Ludwig Kley. Quelle: dapd

In Schwellenländern wie Brasilien, Russland oder China hat Merck insgesamt mehr Geld erwirtschaftet als im altehrwürdigen Europa. Im zweiten Quartal 2014 erreichte Merck in den Schwellenländern einen Umsatzanteil von 37 Prozent, in Europa waren es 36 Prozent, danach folgen Nordamerika (19 Prozent) sowie Japan und andere Länder (acht Prozent).

Umsatz und Gewinn der Darmstädter legten im zweiten Quartal gegenüber Vorjahr jeweils moderat zu - der Umsatz um 1,9 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro, der Gewinn (vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sondereinflüssen) um 2,3 Prozent auf 846 Millionen Euro. Dabei profitierte Merck vom Zukauf der britischen Chemiefirma AZ Electronic Materials, die unter anderem Komponenten für das iPad von Apple liefert. Merck hatte die etwa zwei Milliarden Euro teure Übernahme  Ende vergangenen Jahres angekündigt. Schon nach nur wenigen Monaten trägt AZ Electronic Materials bereits zum operativen  Gewinn bei.

Wer in der Pharmabranche wen übernehmen will
Die Pharmaindustrie steckt im Übernahmefieber. Die Meldungen über Megadeals häufen sich. Ein Überblick über die wichtigsten Pläne in der Pharmabranche. AbbVie und ShireDer US-Pharmakonzern AbbVie hat im Juli die Übernahme des britischen Rivalen Shire für umgerechnet rund 40 Milliarden Euro angekündigt. Damit wird der Medikamentenbestand deutlich ausgebaut. Zudem soll der Zusammenschluss signifikante Steuervorteile bringen. Quelle: REUTERS
Durch den Kauf von Shire, unter anderem Hersteller von Medikamenten gegen ADHS, erweitert AbbVie sein Produktportfolio deutlich. Größter Umsatzbringer des US-Konzerns ist bislang das Rheumamittel Humira. Quelle: REUTERS
Bayer und MerckDer Dax-Konzern baut sein Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten aus. Da passte es gut, dass US-Konzern Merck & Co seine entsprechende Sparte zum Verkauf feil geboten hat. Für rund 14 Milliarden Dollar (etwa zehn Milliarden Euro) hat Bayer den Zuschlag für die Sparte bekommen und dabei den britischen Konkurrenten Reckitt Benckiser ausgestochen. Quelle: REUTERS
Die ehemalige Merck-Sparte stellt unter anderem Dr. Scholl's-Fußpflegeprodukte, Sonnencremes der Marke Coppertone und das Allergiemittel Claritin her und kam 2013 auf Umsätze von etwa 1,9 Milliarden Dollar. Quelle: dpa
Novartis und Glaxo-Smithkline und Eli LillyEin großes Tauschgeschäft haben Novartis und Glaxo-Smithkline eingefädelt. Am 22. April gaben die beiden Konzerne bekannt, jeweils eine Sparte voneinander zu übernehmen. Der Schweizer Pharmariese Novartis kauft für 14,5 Milliarden Dollar der britischen Glaxo-Smithkline das Geschäft mit Krebsmedikamenten ab. Im Gegenzug erhält Glaxo für 7,1 Milliarden Dollar die Impfsparte von Novartis. Quelle: AP
Mit im Paket des großen Pharma-Deals: ein Gemeinschaftsunternehmen für rezeptfreie Medikamente. Glaxo hält daran die Mehrheit, Novartis lediglich 36,5 Prozent. Das Joint Venture wird zu einem bedeutenden internationalen Spieler bei nicht verschreibungspflichtigen Mitteln. Im Rahmen des Novartis-Konzernumbaus wird noch eine weitere Firma an der Vereinbarung beteiligt. Der US-Konzern Eli Lilly kauft den Schweizern für 5,4 Milliarden Dollar den Bereich Tiergesundheit ab. Quelle: REUTERS
Mylan und MedaAuch der US-Konzern Mylan ist auf Übernahmekurs. Der Generikahersteller hat Branchenkreisen zufolge den schwedischen Arzneimittelhersteller Meda ins Visier genommen. Rund neun Milliarden Euro soll Mylan die Übernahme wert sein. Doch es gibt ein Problem. Quelle: REUTERS

Derweil macht das Pharmageschäft einige Probleme, wie Karl-Ludwig Kley, Vorsitzender der Geschäftsleitung, bei der Vorlage der Quartalszahlen einräumte. So gehen die Umsätze mit dem Top-Medikament Rebif gegen Multiple Sklerose zurück. Der Grund: In den USA und zunehmend auch in Europa drängen Konkurrenzpräparate von Novartis (Schweiz) oder Biogen (USA) auf den Markt, die einfach als Tablette verabreicht werden können. Rebif dagegen muss gespritzt werden. Gleichzeitig sanken die Lizenzeinnahmen aus Kooperationsverträgen mit anderen Medikamenten-Herstellern. In jüngster Vergangenheit musste Merck immer wieder Rückschläge im Pharmageschäft verkraften; es fehlt auch am Nachschub neuer Präparate.

Merck, soviel wurde bei der Vorlage der Quartalszahlen auch deutlich, investiert allerdings nicht nur in Chemiefirmen oder die Entwicklung neuer Medikamente – sondern neuerdings auch in Fußball. Für 300 000 Euro im Jahr erwirbt das  Darmstädter  Unternehmen die Namensrechte am Stadion des SV Darmstadt 98, der gerade in die Zweite Liga aufgestiegen ist. Aus dem traditionellen Böllenfalltorstadion wird nun,  etwas umständlich, das „Merck-Stadion am Böllenfalltor“. Der Vertrag läuft über fünf Jahre. Im Top-Management von Merck scheinen die Darmstädter „Lilien“ dennoch wenig Fans zu haben: Das Fussballherz von Unternehmenschef Kley schlägt für den 1. FC Köln. Der neue Finanzvorstand Marcus Kuhnert, der von Henkel zu Merck wechselte,  hält es mit Eintracht Frankfurt. Und Kai Beckmann, im obersten Führungsgremium unter anderem für Personal verantwortlich, schwört auf Kickers Offenbach. Die Aktie der Merck KGaA legte am Vormittag um knapp ein Prozent zu.

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