Pharmariesen Gewinne von Sanofi und AstraZeneca fallen

Europas Pharma-Platzhirsche verzeichnen wegen Patentverlusten und Währungseffekten teils zweistellige Umsatzrückgänge. Sanofi muss sogar seine Jahresprognose kassieren. Die Aktien der Konzerne verlieren deutlich.

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Insulin-Produktion bei Sanofi im Werk in Frankfurt: Sieben Prozent weniger Gewinn prognostiziert. Quelle: dpa

London/Paris Patentverluste und Währungseffekte haben die Gewinne der europäischen Pharmariesen Sanofi und AstraZeneca im abgelaufenen Quartal gedrückt. Der führende französische Arzneimittelhersteller Sanofi schraubte am Donnerstag deshalb sein Gewinnziel nach unten.

Sein britischer Rivale AstraZeneca bestätigte zwar seine Jahresprognose, rechnet aber nun mit einem stärkeren Anstieg der Kosten als bislang geplant. Das kam an der Börse nicht gut an: Sanofi-Papiere büßten zeitweise mehr als fünf Prozent ein, auch AstraZeneca-Aktien standen mit einem Kursminus von mehr als einem Prozent auf der Verliererliste.

Sanofi-Chef Chris Viehbacher geht jetzt für das Gesamtjahr von einem Gewinn aus, der sieben bis zehn Prozent geringer ausfallen wird als 2012. Bislang hatte er erwartet, dass die Ergebnisse stagnieren oder um höchstens fünf Prozent fallen werden.

Konkurrent AstraZeneca, die Nummer zwei der britischen Arzneimittelhersteller nach GlaxoSmithKline, rechnet zwar wie bisher mit einem prozentual mittleren bis hoch einstelligen Rückgang des Konzernumsatzes. Allerdings würden die Kosten 2013 nun stärker zulegen als bislang geplant. Der Gewinn werde im Vergleich zum Umsatz deutlich stärker zurückgehen. Manche Analysten werteten auch diese Aussagen als eine versteckte Prognosesenkung.


Chinesische Behörden durchsuchen Sanofi-Auslandssitz

Beide Arzneimittelhersteller berichteten über ein schwaches zweites Quartal. Bei Sanofi brach der Nettogewinn, der bestimmte Sondereffekte wie Kosten für Rechtstreitigkeiten ausklammert, im Vierteljahr um 23,4 Prozent auf 1,48 Milliarden Euro ein. Der Umsatz sank um knapp zehn Prozent auf acht Milliarden Euro. Hier belastete weiter der Ablauf des Patentes für den Blutverdünner Plavix, früher das zweitumsatzstärkste Präparat weltweit. Unerwartet hohe Lagerkosten in Brasilen drückten den Umsatz zusätzlich.

Der Vorsteuergewinn von AstraZeneca sank binnen Jahresfrist um zwölf Prozent auf 1,94 Milliarden Dollar. Der Konzern setzte im zweiten Jahresviertel 6,23 Milliarden Dollar um und damit sechs Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Das Patentaus beim einstigen Kassenschlager Seroquel zur Behandlung psychischer Störungen zehrte am Geschäft. Zudem ist der Wettbewerb beim Umsatzträger Crestor der Briten härter geworden, nachdem der Patentschutz des Cholesterinsenker in einigen Märkten wie Kanada auslief und das Mittel in den USA mit einem scharfen Preisumfeld zu kämpfen hat. Insgesamt verlor AstraZeneca durch Patentabläufe im Quartal rund 500 Millionen Dollar Umsatz.

Den Franzosen könnte zudem Ungemach in China ins Haus stehen. Sanofi teilte mit, dass eines ihrer elf Büros im Reich der Mitte von den Behörden besucht worden sei. Dies stehe im Zusammenhang mit den Ermittlungen in dem Bestechungsfall beim Konkurrenten GlaxoSmithKline und anderen westlichen Pharmakonzernen. „Wir wissen nicht wirklich, was der Grund für den Besuch ist“, sagte Sanofi-Chef Viehbacher. Die Behörden hätten keinen Kontakt zu der chinesischen Zentrale von Sanofi in Shanghai aufgenommen.

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