Phosphat-Debatte "Kampagne gegen uns Dönerhersteller"

Remzi Kaplan, auch als "Döner-König" bekannt, ist Chef des Unternehmens "Kaplan Dönerproduktion" und gehört zu den Top fünf der Fleischspießhersteller in Europa. Was er von der Debatte um Phosphat im Döner hält.

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Kaplan – türkisch für Tiger – beliefert von Berlin aus Imbissstuben in Frankreich, Österreich und Griechenland, bis hin nach Saudi-Arabien, Kuwait und in die Vereinigten Arabischen Emirate mit Dönerfleisch. Insgesamt vier Produktionsstätten gehören zu seinem Unternehmen. Davon befindet sich eine in Holland, wo er sein Unternehmen begonnen hat und sein Bruder die Herstellung überwacht. Kaplan ist Vorsitzender der Türkisch-Deutschen Unternehmervereinigung Berlin Brandenburg. Im Interview spricht er die EU-Bedenken über Phosphat im Essen und Kampagnen gegen Dönerhersteller.

WirtschaftsWoche Online: Herr Kaplan, die EU in Brüssel will auf Betreiben von Sozialisten und Grünen Phosphat im Tiefkühl-Döner verbieten. Imbisse, die auf Drehspieße aus der Tiefkühltruhe zurückgreifen, könnte dies vor erhebliche Existenzprobleme stellen.
Remzi Kaplan: Ich begreife wirklich nicht, was das soll. Das ist eine klare Diskriminierung des Döner. Phosphat ist doch kein Gift. Es ist in zahllosen anderen Lebensmitteln wie Schmelzkäse, Speiseeis, Keksen, Zwieback oder Wurst auch enthalten. Wenn es in allen diesen Artikeln und Waren verboten wird, dann akzeptieren wir das. Aber wenn es nur um Döner geht, dann nicht. Und den Endverbraucher stört es doch sowieso nicht. Der weiß, doch was er isst. Das Phosphat enthalten ist, ist doch in jeder Döner-Bude klar gekennzeichnet. Aber glauben Sie mir: mit diesem Verbot wird Brüssel nicht durchkommen.

Phosphat sorgt dafür, dass das Fleisch auf dem Dönerspieß zusammenhält, nicht austrocknet und nicht auseinanderfällt. Es gibt aber offenbar auch Alternativen dafür.
Ich bin Hersteller. Ich bin seit über 28 Jahren auf dem Markt. Wodurch wir Phosphat im Döner ersetzen könnten, das ist mein Firmengeheimnis. Ich werde doch nicht offen sagen, wie und was ich dann machen werde. Wir haben in Deutschland 300 Mitbewerber.

Müssen deutsche Schlachthöfe ums Geschäft fürchten?
In deutschen Schlachthöfen sind im ersten Halbjahr weniger Tiere geschlachtet worden. Quelle: dpa
Weniger geschlachtet - die Rückgänge waren bei sämtlichen Fleischsorten zu beobachten. Quelle: dpa
Nach Statistiken des Bundeslandwirtschaftsministeriums wird in Deutschland mehr Fleisch produziert als verbraucht. Quelle: dpa
Deutliche Zuwächse gab es bei den Fleisch-Exporten nach Übersee und hier insbesondere nach China. Quelle: AP
Der Fleischkonsum in Deutschland ist seit einigen Jahren wegen veränderter Ernährungsgewohnheiten und demografischer Effekte leicht rückläufig. Quelle: dpa
Im Europavergleich liegen die Deutschen beim Fleischverzehr im Mittelfeld. Quelle: dpa

Aber durch einen Ersatzstoff würde der Döner doch sicher teurer?
Ist doch nicht so schlimm. Dann verkaufen wir eben teurer. Aber warum sollen wir es überhaupt ersetzen? Wir müssen es nicht ersetzen. Phosphat ist doch überall drin. Warum soll es dann ausgerechnet im Döner nicht enthalten sein? Warum werden wir diskriminiert? Wir werden gegen eine mögliche Entscheidung vorgehen und nicht lockerlassen. Außerdem ist es ja nicht die erste Kampagne, die gegen uns Dönerhersteller geführt wird. Das wiederholt sich ja alle paar Jahre.

Wie hat sich der Dönermarkt in der jüngeren Vergangenheit entwickelt?
Ausgezeichnet. Er hat sich sehr gut entwickelt. Der Gesamtmarkt und wir verzeichnen starkes Wachstum. Döner wird ja mittlerweile in ganz Europa gegessen. Mittlerweile auch immer mehr in arabischen Ländern wie etwa Pakistan. Der gesamte Export stammt jedoch aus Deutschland. Döner ist ein deutsches Produkt geworden.

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