Das halten Management und Insolvenzverwalter bei Air Berlin jedoch für vorgeschoben, weil die Zahl der Ausständischen zu groß und zudem so über ganz Deutschland verteilt ist, dass Absprachen schwer sind. Zudem gelte: „Würde die VC zu einem wilden Streik aufrufen, wären sie unter Umständen für die finanziellen Folgen von bis zu mehreren Millionen Euro haftbar“, heißt es in Unternehmenskreisen.
Dem tatsächlichen Denken kommen Äußerungen von VC-Chef Ilja Schulz nahe. Der erklärte heute gegenüber der "Rheinischen Post" mehr oder weniger offen, dass die Piloten einen Wechsel ihrer Kollegen von Air Berlin zu Eurowings mit den von LH-Chef Spohr geforderten Abstrichen nicht mitmachen. Stattdessen fordert er einen „geregelten Übergang“, was Lufthanseaten mit „Verhandlungen über höhere Gehälter“ übersetzen.
„Sollten sich die übernehmenden Unternehmen dauerhaft weigern, einen geregelten Übergang mitzutragen, dann müssen sie damit rechnen, dass der Konflikt in ihrem Unternehmen auch sichtbar wird“, erklärte Schulz gegenüber der Zeitung. „Der Organisationsgrad der Piloten bei Air Berlin ist extrem hoch. Das sollten die Airlines nicht unterschätzen.“
Eine rasche Einigung ist erstmal nicht in Sicht. Denn längst sehen sich die Piloten mit dem Rücken an der Wand. Sie befürchten, Air Berlin werde bereits jetzt so geschrumpft, dass nicht für alle Flugzeugführer Jobs bleiben. Dann könnten vor allem jüngere Kollegen einknicken, um nicht arbeitslos zu werden. Als Beleg sieht Schulz den Umbau der Langstrecke, wo die Gehälter traditionell überdurchschnittlich hoch sind.
Hier hat Air Berlin die Preise zuletzt deutlich hochgesetzt und verlangt für Flüge im Oktober bis zum Dreifachen der aktuellen Tarife. Aus Sicht der Linie passierte das, weil sie nach einer Insolvenz die Routen eventuell einstellen und Passagiere auf anderen Linien umbuchen müsse. „Das geht jedoch nur mit einem teuren Tarif“, so ein Air-Berlin-Insider. Schulz hingegen vermutet einen finsteren Plan. "Wir haben die Sorge, dass mit dieser enormen Preiserhöhung die Langstrecke so unattraktiv gemacht werden soll, dass sie noch vor der Übernahme eingestampft werden kann“, sagte er der "Rheinischen Post".
Lösen kann den Konflikt am Ende weder Iffert noch sonst einer bei Air Berlin. Stattdessen kommt es wohl vor allem auf einen an: Lufthansa-Chef Spohr, glaubt ein Branchenkenner. „Entweder Spohr zahlt auch den Piloten wie zuvor der Kabine höhere Löhne und bekommt am Ende wie geplant weite Teile von Air Berlin“, so der Insider „oder er tut es nicht, die Piloten streiken den Laden vorzeitig kaputt - und dann kommen Billigflieger wie Ryanair schneller und stärker als geplant nach Deutschland.“
Mit anderen Worten: Spohr hat die Wahl, entweder mit höheren Kosten künftig weniger konkurrenzfähig zu werden und Ryanair & Co hinterherzufliegen. Oder nach einem plötzlichen Aus von Air Berlin besetzen die effizienteren Billigwettbewerber schneller als er die besten Flugzeiten an den wichtigen Flughäfen wie Düsseldorf oder Berlin.
Keine leichte Entscheidung.