Sportwagenhersteller will massiv in digitale Dienste investieren

Porsche setzt bei seinem Image auf Fahrvergnügen und Motorenkraft – doch die digitale Transformation geht auch an dem Sportwagen-Hersteller nicht vorbei. Im Porsche Digital Lab geht es um neue Geschäftsmodelle.

Ein Ingenieur scannt mit einem Tablet ein Seitenteil eines Porsche-Panamera im Werk Leipzig. In dem Innovationsprojekt soll die Qualitätssicherung der Automobilproduktion des Sportwagenherstellers komplett digitalisiert ablaufen.

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Berlin Porsche will mittelfristig einen zweistelligen Prozentsatz seines Geschäfts mit digitalen Diensten erwirtschaften. Der Sportwagenhersteller wolle dafür massiv in die Entwicklung investieren, sagte Lutz Meschke, stellvertretender Vorstandschef und Vorstand IT der Porsche AG, im Digital Lab des Unternehmens in Berlin. Denn das autonome Fahren werde die Effizienz der Fahrzeugnutzung dramatisch verändern. „Wir müssen daher davon ausgehen, dass wir spätestens mit der Ära des autonomen Fahrens deutliche Wachstumspotenziale neben dem Fahrzeug schaffen müssen.“

Die Automobilindustrie sei derzeit gewaltigen Umbrüchen ausgesetzt. Wichtig sei es, sich auch von anderen Branchen befruchten zu lassen. „Wenn wir Automobilhersteller nicht zu reinen Hardware-Lieferanten herabgestuft werden wollen, müssen wir jetzt unsere digitale Kompetenz unter Beweis stellen.“ Als Beispiel nannte Meschke am Dienstag etwa eine Schnell-Ladestation für Elektro-Sportwagen wie den „Mission E“, der Ende des Jahrzehnts auf den Markt kommen soll.

Auch im Vertrieb drehe sich heute alles um die Digitalisierung. „Wir müssen den Kunden nicht nur kennen, Porsche muss die Kundendaten selbst besitzen, um daraus die Geschäftsmodelle der Zukunft zu entwickeln.“ Datensicherheit und Datenschutz sieht der IT-Vorstand etwa für deutsche Autobauer mittelfristig als Wettbewerbsvorteil. Porsche gewährleiste, dass die Datenhoheit beim Kunden bleibe. Er solle auch weiterhin entscheiden, wie seine Daten genutzt werden sollten. Das werde auch ein Verkaufsargument sein, sagte Meschke.

Bye bye, Buckelwal

Zugegeben, das Risiko war überschaubar: Als Porsche mit dem Panamera im Jahr 2009 eine Limousine auf den Markt brachte, konnte das die Traditionalisten kaum noch aufregen. Aus ihrer Sicht war ohnehin der 993 der letzte echte Porsche, weil er noch einen luftgekühlten Motor hatte. Alle 911er danach waren nur noch moderne Ableger, die außer dem Logo nichts mehr mit dem Grundgedanken eines Porsche gemein hatten – der Hausfrauen-Porsche Boxster und das SUV Cayenne sowieso! Der Aufschrei bei der Limousine war gering. Und wenn, dann kam der Widerspruch vor allem wegen einem: dem unschönen runden Heck, das dem ersten Panamera den Spitznamen Buckelwal einbrachte.

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Und jetzt das: Bei der zweiten Generation, die Porsche am Dienstag in Berlin vorgestellt hat, ist der einst verspottete Buckel verschwunden. Porsche selbst gibt an, den Viertürer bis ins letzte Detail neu entwickelt und neu gezeichnet zu haben. Der Ansatz beim Design war klar: Die scharf kritisierten Stellen ausbügeln. Beim Rest sah der Anspruch so aus: Mehr denn je sollten die gegensätzlichen Charaktere – die Performance eines echten Sportwagens und der Komfort einer Luxuslimousine – vereint werden.

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Zunächst zum Design: "Der Charakter des Panamera wurde mit dem Wechsel zur zweiten Generation auch äußerlich geschärft" – so umschreibt Porsche das Ergebnis. Die Ausgangsbasis dafür bilden besonders dynamische Proportionen: Der neue Panamera ist 5049 Millimeter (+34 mm) lang, 1937 Millimeter (+6 mm) breit und 1423 Millimeter (+5 mm) hoch. Obwohl er etwas höher ist, wirkt der Viertürer deutlich flacher und gestreckter. In erster Linie dafür verantwortlich ist die allein über den Rücksitzen gezielt um zwei Zentimeter reduzierte Höhe – genau jene Stelle, an der beim ersten Panamera der Buckel seinen Anfang nahm. Die Kopffreiheit soll aber gleich geblieben sein.

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Mit dem flacheren Heck und den neu gestalteten Seitenfenstern – das hintere Seitenfenster ist neu und lässt die Seitenansicht wegen der schmaleren C-Säule dynamischer wirken – soll den Panamera optisch näher an den 911er heranrücken. Näher heißt aber nicht nah: Einige Design-Merkmale des Vorgängers bleiben auch bei dem intern "G2" genannten Panamera erhalten. Ein Beispiel sind etwa die Luftauslässe hinter den Vorderrädern, die über die gesamte Seitenlinie fortgesetzt werden. Im Designer-Sprech klingt das so: "Dreidimensionalität prägt die Türen und Kotflügel; konvexe und konkave Formen nutzen das einfallende Licht, um eine muskulöse Spannung in den Oberflächen zu erzeugen."

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Das Design allein sagt aber noch nichts darüber aus, ob der Panamera die angepeilte Performance-Ikone unter den Limousinen ist. Auf dem Papier steht die zweite Generation aber gut da: Im Datenblatt stehen Systeme wie eine adaptive Luftfederung mit neuer Dreikammer-Technologie inklusive einer aktiven Dämpferregelung (PASM), das Torque Vectoring (PTV Plus) und ein aktiver Wankausgleich sowie eine neue elektromechanische Lenkung. Mit der ebenfalls neuen Hinterachslenkung – adaptiert von 918 Spyder und 911 Turbo – wollen die Fahrwerks-Ingenieure Lenkpräzision und Handling eines Sportwagens in die Limousine bringen – zugleich verbessert das System den Geradeauslauf auf der Autobahn.

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Die flachere Front wird durch eine komplett neue Motorengeneration möglich: Sowohl die Benziner als auch der Diesel haben ein markantes Konstruktionsmerkmal, das im Jargon der Motorenentwickler mit "heiße Seiten innen" beschrieben wird. Übersetzt bedeutet es: Die Turbolader sind bei den neuen Panamera-Motoren zentral in das V der Zylinderbänke integriert, statt außen neben dem Motor zu sitzen. Die Motoren werden kompakter und ermöglichen somit eine tiefere Einbaulage. Die kurzen Wege zwischen den jeweils zwei Turboladern und den Brennräumen sorgen für ein spontanes Ansprechverhalten.

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Bei den Benzinern hat der Kunde zunächst die Wahl zwischen dem Panamera 4S (V6, 440 PS) und dem Panamera Turbo (V8, 550 PS; im Bild). Der Achtzylinder hat um 30 PS zugelegt – mit dem 4,0-Liter-Motor spurtet die Limousine in 3,6 Sekunden auf 100 km/h, erst bei 306 km/h ist Schluss. Der Verbrauch soll aber um bis zu 1,1 Liter gesunken sein. Der Panamera 4S Diesel bringt es mit seinem V8-Selbstzünder auf 422 PS und einen Topspeed von 285 km/h. Für alle Quartett-Freunde: Damit ist der Panamera das schnellste aller Serienautos mit Dieselmotor.

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Seit rund einem halben Jahr betreibt der Automobilkonzern sein Digital Lab in Berlin am Spree-Ufer - und versteht es als „Satellit in Berlin“ für den Stuttgarter Automobilhersteller. Das Lab soll als Plattform für die Kooperation mit Technologie-Unternehmen, Start-ups und der Wissenschaft dienen. Hier entstehen auch konkrete Lösungen für die digitale Transformation des Mutterkonzerns. So werden aktuell mit Hilfe von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen Lösungen erprobt, um die hohe manuelle Nacharbeit bei der automatischen Rechnungsprüfung zu verringern.

Angesichts neuer finanzstarker Wettbewerber aus der IT- und Softwarebranche sowie veränderter Ansprüche der Kunden müsse sich auch Porsche schnell an die neue Zeit anpassen. „Wir müssen ein Stück weit selbst ein Internet-Unternehmen werden“, sagte Meschke. Die Automobilindustrie werde sich in den kommenenden fünf Jahren stärker verändern als in den vergangenen 50 Jahren. Doch eines sei klar: „Einen Porsche wird man auch in Zukunft selbst fahren wollen - außer im Stau.“