Präsentation des neuen A8 Audis neue Kleider

Staupilot und Fußmassage im Fonds: Audis neues Flaggschiff A8 glänzt mit Sicherheits- und Komfortausstattung. Für die VW-Edelmarke ist die A8-Präsentation in Barcelona der Versuch eines Neuanfangs in der Dieselkrise.

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Mit Staupilot und Fußmassage auf der Rückbank: Der neue Audi A8 stößt in den Messehallen von Barcelona auf Interesse. Quelle: Reuters

Barcelona Marc Lichte ist schon ganz aufgeregt. Unruhig tänzelt der schlaksige Chefdesigner durch die Messehallen von Barcelona, gleich kommt sein Werk auf die Bühne. Schon vor seinem Auftritt sprudelt der Berufsästhet über seinen Entwurf, „der nichts mit dem zu tun hat, was man bisher kannte“. Da ist der „stolze Blick“ der Frontpartie, der „muskulösen Körper“ in der Seitenansicht, erreicht durch eine „Schulterlinie, die erstmals zwischen die Räder“ gesetzt wurde. Drei Jahre hat Lichte an dem neuen A8 gearbeitet, er wirkt zufrieden mit sich und seinem Auto.

2000 Gäste hat Audi in die Messehallen von Barcelona geladen, um sein neues Topmodell vorzustellen und die Zukunft der Marke zu beschwören. Der „Audi Summit“ ist eine Premiere und soll zunehmend die Auftritte auf den traditionellen Autoshows ersetzen. Mehr als eine Stunde dröhnt und blendet eine aufwändige Marken-Choreographie, die Audi-Chef Rupert Stadler zum „Ausgangspunkt einer großen Produktoffensive“ erklärt. Unter den wachsamen Blicken seiner Aufsichtsräte Matthias Müller und Hans Michel Piëch legt er das Versprechen ab, Audi zu einer „weltweit führenden Technologiemarke“ ausbauen zu wollen. Der A8, stolz und muskulös, soll sichtbarer Ausdruck dieses Aufbruches sein.

In der Tat braucht Audi den Aufbruch so dringend wie der Berliner Flughafen einen Eröffnungstermin. Die bunte Bühnenshow in Barcelona steht in Gegensatz zum aktuellen Erscheinungsbild der VW-Edeltochter. Noch immer hat die Dieselaffäre das Unternehmen im Griff, erst vergangene Woche verhaftete die Staatsanwaltschaft München mit dem Motorenentwickler Giovanni P. einen ersten Audi-Manager. Wenige Tage zuvor schaffte es ein angeblich von Mitarbeitern verfasstes Dossier in die Boulevardpresse, das den Audi-Vorstand gezielt diskreditierte. Und auch das operative Geschäft läuft alles andere als rund. Mit fast sechs Prozent liegt der Absatz unter Vorjahr, die Konkurrenten Mercedes und BMW enteilen den Ingolstädtern mit Riesenschritten.

Da hilft die Flucht nach vorn, am besten mit dem Topmodell. Gut 90 000 Euro kostet die Basisversion des neuen Audi-Flaggschiffs, das in seinem wichtigsten Absatzmarkt China traditionell mit extra langem Radstand bestellt wird. Von Lichtes neuem muskulösen Blechkleid abgesehen will Audi mit dem A8 den Sprung in neue Technologien vorbereiten. Das zeigt sich vor allem im Innenräum, „da haben wir die Knöpfe praktisch abgeschafft“, schwärmt Lichte. „Black Panel Architecture“ nennt Audi die berührungsempfindlichen Oberflächen, die sich durch den gesamten Innenraum ziehen und Lichtes Anspruch von „clean minimalism“ unterstreichen.


Auftakt für eine Modelloffensive

Auch unter der Haube zeigt Audi, dass man den aktuellen Stand der Technik beherrscht. Als erstes Auto seiner Klasse verfügt das Auto beispielsweise über ein 48-Volt-Bordnetz, das dem Motor den Betrieb zahlreicher elektronischer Helfer abnimmt und so bis zu 0,7 Liter Sprit pro 100 Kilometer sparen soll.

Der Clou des neuen A8 ist aber zweifellos der Staupilot, mit dem die Limousine bis Tempo 60 ohne Zutun des Fahrers über die Autobahn steuern kann. Damit beherrscht Audi nach eigenen Angaben als erster Autohersteller das sogenannte Level 3 des Autonomen Fahrens („hands off“). Allerdings fehlt zumindest in Deutschland bislang noch die Zulassung für dieses Feature. Das aber sei nur eine Frage der Zeit, versichert Peter Mertens. „Wir setzen den Maßstab in der Branche“, prophezeit der Audi-Entwicklungsvorstand.

Das gilt auch für andere Nützlichkeiten wie die elektronische Federung, die jedes einzelne Rad blitzschnell auf ein Schlagloch einstellt. Oder die Fähigkeit, das Auto bei einem Seitenaufprall kurz anzuheben, um die Insassen besser zu schützen. Oder die Fußmassage für Fondspassagiere, die bislang auch nur der A8 bietet.

„Vorsprung heißt: Wir gehen die Extra-Meile“, ruft Audi-Chef Stadler von der Bühne. Zwar bekam er im Mai eine Vertragsverlängerung bis 2022, die Kritik an seiner Amtsführung verstummt seitdem aber nicht. In den kommenden Monaten will Stadler ein Feuerwerk an Modellen abbrennen: Nach dem A8 kommen seine kleineren Brüder A7 und A6, es folgt der Geländewagen Q3 – alle im neuen Design von Marc Lichte. Mit dem E-Tron kommt 2018 zudem ein elektrisches SUV auf den Markt. Damit haben die Ingolstädter noch vor Mercedes und BMW einen echten „Tesla-Jäger“ im Programm. Sicher ist: Nie war die Zukunft von Audi so spannend wie heute.

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