Probleme bei A350 und A380 Die fatale Macht der arabischen Airlines

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Milliardenaufträge aus den arabischen Staaten


Gefördert von reichen Ölscheichs oder gleich ganzen Staaten kaufen die drei großen arabischen Airlines die meisten Flugzeuge und bauen die größten Flughäfen weltweit. Die brauchen sie, um ihre enormen Wachstumspläne erfüllen zu können. Bislang mit Erfolg: Mit gutem Service und einem dichteren Streckennetz bringen sie selbst Riesen wie die Lufthansa in Bedrängnis.

Wie sehr sich diese Entwicklung auf die Flugzeughersteller auswirkt, zeigt ein Blick in die Auftragsbücher von Airbus. Von den drei größten Kunden des A350 sind zwei arabisch: Von den insgesamt 778 bislang bestellten Fliegern gehen 80 an Qatar Airways, 62 an Etihad und 70 an die asiatische Singapore Airlines. Emirates hatte ihre Order von 70 Maschinen im Juni vollständig storniert.

Deutlicher fällt der Einfluss der arabischen Linien noch beim Blick auf das Problemprojekt A380 und die jüngsten Hiobsbotschaften aus: Weil zu wenige Neubestellungen für den Riesenflieger eingehen, denkt Airbus derzeit laut über dessen Ende nach. Das mögliche Aus des weltgrößten Passagierjets schockte zwar offenbar viele Anleger, dass der Erfolg weit hinter den Erwartungen des Herstellers bleibt, war aber bekannt.

Problemfall A380

Airbus hatte bei der Entwicklung des A380 den asiatischen Absatzmarkt im Blick. Doch in Japan und China floppte der Jumbo-Flieger. Besonders ab 2018 sieht es bei den Bestellungen düster aus. Insgesamt liegen gerade einmal 318 von ihnen vor.

Der Konzern ist deshalb vor allem von einem Großauftrag der arabischen Emirates Airline abhängig. Die Gesellschaft hat mit 140 Jets (59 davon sind bereits geliefert) mehr als 40 Prozent aller A380 bestellt – und fordert jetzt Modernisierungen.

Unter anderem ist Emirates an einer Version mit neuen, spritsparenden Triebwerken von Rolls-Royce interessiert. Zusätzlich zu den mehr als 20 Milliarden Euro an Investitionen in die Entwicklung des A380 kämen dann aber erneut Kosten in Höhe von zwei Milliarden Euro auf Airbus zu, schätzt der Luftfahrtanalyst Yan Derocles.

Laut der Nachrichtenagentur Reuters stellt Emirates-Chef Tim Clark sogar weitere Käufe des Riesenjets A380 in Aussicht, um Airbus zu locken. Man sei bereit, viel Geld zu investieren, verspricht er. Doch aus den Arabern zeigt bislang keine andere der Linie der Welt Interesse an dem A380.

Auch deshalb scheint bei Airbus derweil die Erkenntnis zu reifen, dass sich die Fokussierung auf die Wünsche und Bedürfnisse weniger Kunden nicht auszahlen muss. So stellte Thomas Enders am Mittwochabend vor Investoren klar, dass sich eine Modernisierung der A380 für Airbus rechnen müsse. Der Vorstand werde „nicht zulassen, dass das unseren Gewinn belastet“.

Insgesamt bleibt die Frage, wie lange sich die Flugzeugbauer noch durch das Versprechen von neuen Milliardenaufträgen von den Problemen mit den arabischen Kunden ablenken lassen. Denn jeder Sonderwunsch und jede Verzögerung kostet nicht nur Geld und verlangsamt die Produktion. Das macht auch die Anleger nervös.

Unmittelbar nach Bekanntwerden der Schwierigkeiten bei A350 und A380 verlor die Airbus-Aktie am Mittwoch rund zehn Prozent. Am Donnerstag setzte sie ihre Talfahrt fort.

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