Probleme beim einstigen Vorzeigemaschinenbauer Voith sucht Wege aus dem Stillstand

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Das Internet senkt die Nachfrage nach Druckmaschinen

Welche Branchen optimistisch in die Zukunft blicken
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Die IG Metall wirft dem 63-jährigen Lienhard vor allem vor, zu lange auf die vollen Auftragsbücher geschielt und die negativen Folgen des Internets für die Nachfrage nach Druckpapier und entsprechende Maschinen falsch eingeschätzt zu haben. „Beim Voith-Management hat keiner auf die Signale der Mitarbeiter gehört“, schimpft Ralf Köpke, IG-Metall-Chef in Krefeld. „Die haben schon vor drei Jahren gewarnt, dass mit Riesenmaschinen für grafische Papiere womöglich bald kein Geld mehr zu verdienen sei und der Schwenk auf die Verarbeitung von Zellstoff- und Kunstfasern sinnvoll wäre.“

Konkurrent Andritz aus Österreich zum Beispiel ist damit längst erfolgreich. Obwohl die IG Metall Mehrarbeit und einem Lohnverzicht zugestimmt hatte, will Lienhard nun 213 von 421 Mitarbeitern am Standort Krefeld entlassen.

Kritik gibt es auch an der Strategie in der Antriebstechnik für Lokomotiven, für die Lienhards Geschäftsführerkollege Carsten J. Reinhardt verantwortlich ist. Auch auf diesem Markt weht ein rauer Wind. Die Nachfrage nach den Riesenloks ist begrenzt, Anbieter aber gibt es mehr als genug. Doch die deutschen Lokbauer haben die Chance verpasst, gegen internationale Wettbewerber zu bestehen, indem sie sich enger verbündet hätten.

Voith hatte im Werk Kiel wegen eines Großauftrags der Deutschen Bahn 2005 die Fertigung auf komplette Dieselloks ausgeweitet, statt sich weiterhin auf Zulieferungen unter anderem für das dortige Lokomotivenwerk von Vossloh zu beschränken.

„Wir haben seit Beginn gefragt, wie man damit Geld verdienen will“, kritisiert einer der rund 200 festen Mitarbeiter in Kiel. Nun fehlen auch noch Folgeaufträge. Das aber habe sich Voith nach Ansicht der IG Metall Kiel wohl selbst zuzuschreiben: Auch wenn das Unternehmen dementiere, habe es sich doch seit eineinhalb Jahren nicht mehr zielgerichtet um neue Aufträge bemüht, stattdessen Kosten für Entwicklung und Kundenakquise gespart.

Hubert Lienhard Quelle: dpa

Vergangenen Freitag gingen die Kieler Voithianer auf die Straße, weil sie die komplette Schließung befürchten. Noch aber verhandelt Lienhard mit dem Finanzinvestor One Equity Partners, dem Private-Equity-Ableger der US-Bank JP Morgan Chase, um das Werk loszuwerden.

Für einen späten Zusammenschluss mit dem erfolgreicheren Kieler Lokalkonkurrenten Vossloh sehen Insider derzeit keine Signale. Am 27. Januar will Voith den Betriebsrat nun über seine Exit-Strategie informieren. Bisher lässt das Unternehmen nur wissen, eine Schließung sei vom Tisch. Womöglich bleibt von Voith in Kiel aber nicht mehr als eine Servicestation für die bereits gelieferten Loks.

Dies alles trägt nicht zu Lienhards Rückhalt in der Belegschaft bei, die gerade das Restrukturierungsprogramm „Voith 150+“ schlucken soll: Konzernumbau, Verkauf von Beteiligungen, Entlassungen. Lienhard sei zwar ein „guter Analytiker und gestaltungsfreudig“, sagt ein Ex-Top-Manager von Voith. Er lasse aber „im Umgang mit Menschen einiges zu wünschen übrig“. Früher seien die Chefs mit den Mitarbeitern „fürsorglicher und in einem anderen Ton umgegangen“. Wie viel Taktgefühl bei Voith heute herrscht, bewies die Zentrale in Heidenheim, als sie den Beschäftigten im Werk Krefeld den geplanten Stellenabbau am Freitag, dem 13. September, mitteilte.

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