Deutschlands erster neuer Militärtransporter vom Typ A400M „Atlas“ ist auf seinem neuen Stützpunkt Wunstorf bei Hannover gelandet. Die Maschine kam am Mittag aus dem spanischen Sevilla an. Im dortigen Airbus-Montagewerk war sie wochenlang von einem Luftwaffen-Team überprüft und am Donnerstag dann offiziell übergeben worden.
Zu den Empfangsgästen gehörte auch Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU). „Sie hat sich nach der Landung sehr interessiert das Cockpit angeschaut“, berichtete Oberstleutnant Christian Schott, der die Maschine nach Wunstof überführt hatte.
Der 38-Jährige war einer der beiden ersten Luftwaffenpiloten, die auf dem Mehrzweck-Transporter geschult wurden. Bisher stehen 16 ausgebildete deutsche Piloten und 10 Beladungsmeister für das neue Flugzeug bereit. Für die Premieren-Maschine beginnt nun die mehrmonatige Einsatzprüfung.
Die Bundeswehr orderte 53 Maschinen im Wert von 7,1 Milliarden Euro - 13 sollen verkauft werden. Als modernster Transporter der Welt soll er in den kommenden Jahren die betagte und kleinere, zweimotorige C-160 „Transall“ ersetzen - für sie soll Ende 2018 Schluss sein.
Technische Daten zum A400M
45,1 Meter
42,4 Meter
14,7 Meter
76,5 Tonnen
37 Tonnen für 116 Passagiere oder 66 Krankenliegen oder ein gepanzertes Fahrzeug
50,5 Tonnen
780 Stundenkilometer
4500 Kilometer mit 30 Tonnen Zuladung oder 8700 Kilometer leer
Streit um A400M geht weiter
Die Vorgeschichte zur Landung des A400M ist lang. Der Militärtrabnsporter gilt als Musterbeispiel für die Problemprojekte der Bundeswehr. Technische Mängel, extrem hohe Anforderungen und bürokratische Scherereien haben zu lange Verzögerungen sowie explodierenden Kosten geführt.
Trotz der nun erfolgreichen Auslieferung tobt derzeit ein heftige Streit zwischen dem Verteidigungsministen und Hersteller Airbus. Es geht um die Frage, mit wieviel Verzögerung die Turboprop-Maschine an die Bundeswehr ausgeliefert wurde. Das Ministerium geht von vier Jahren aus. Es bezieht sich auf den ursprünglichen Kaufvertrag von 2003, in dem August 2010 als Auslieferungstermin festgelegt wurde.
Bei Airbus gilt eine andere Zeitrechnung. Bei der 38. Änderung des A400M-Vertrags 2011 sei der Auslieferungstermin auf den 30. November 2014 verschoben worden, heißt es aus der Verteidigungssparte des Konzerns. Deswegen könne man juristisch gesehen nur von 18 Tagen Verspätung sprechen. „Ob man 18 Tage als Verspätung oder noch als ziemlich pünktlich bewertet, liegt im Auge des Betrachters“, erklärte ein Sprecher.
Die Freude an dem einstigen Prestigeobjekt ist dem Flugzeughersteller mittlerweile ohnehin vergangen: An den 175 Flugzeugen für europäische Kunden werde Airbus keinen Cent verdienen, hat Unternehmens-Chef Thomas Enders bereits verkündet und erklärt: „So einen Vertrag wie bei A400M unterschreiben wir nie wieder.“
Bisher haben erst neun A400M-Maschinen den Weg zu ihren Käufern gefunden. Deutschland ist nach Frankreich, der Türkei und Großbritannien das vierte Land, das eine erhält.