PSA-Hauptversammlung Tavares nimmt den Druck von Opel

Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung in Paris bestätigen die PSA-Aktionäre den Kauf des deutschen Autobauers Opel. PSA-Chef Carlos Tavares erwartet keine schnellen Gewinne aus Rüsselsheim.

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Drei Männer und ein Deal (v.l.n.r.): PSA-Chef Carlos Tavares, Opel-Boss Karl-Thomas Neumann und Dan Amman, Präsident von General Motors. Auf der außerordentlichen PSA-Hauptversammlung haben die PSA-Aktionäre die Finanzierung des Opel-Deals gebilligt. Quelle: dpa

Paris Lange zittern musste PSA-Chef Carlos Tavares nicht. Routiniert hat die außerordentliche Hauptversammlung von PSA am Mittwoch die Voraussetzungen für den Kauf von Opel-Vauxhall geschaffen. Am Stammsitz von PSA in Paris stimmte eine Mehrheit der Aktionäre dafür, den Kauf von Opel wie geplant umzusetzen. Fast ein Drittel der Kaufsumme von rund 2,2 Milliarden Euro darf PSA an General Motors daher in Form von Optionsscheinen auf Aktien bezahlen, deren Gesamtwert sich auf 650 Millionen Euro beläuft.

Die Aktionäre tragen die Übernahme damit mehrheitlich mit, zuletzt hatte der Kurs der Aktie leicht zugelegt. Nur eine winzige Kritik musste sich Louis Gallois, Chef des PSA-Aufsichtsrates, anhören: Eine Kleinaktionärin beschwerte sich, wie wenig Platz zwischen Sitz und Mitteltunnel der modernen Autos sei.

„Wenn da was runterfällt, verschwindet es auf Nimmerwiedersehen“, klagte die Dame. Vorstandschef Carlos Tavares wahrte Fassung: „Sie haben recht, ist mir auch schon passiert, dann hilft nur eins: anhalten, auf alle Viere runter und suchen“, sagte Tavares schlagfertig und mitfühlend.

Keine einzige Frage kam dagegen zur Übernahme von Opel, die seit Wochen die Mitarbeiter von Opel-Vauxhall und PSA bewegt. Tavares ging dennoch ausführlich darauf ein und sprach von „neun Milliarden Gegenwartswert der Synergien, die wir in den nächsten Jahren realisieren werden“. Schon 2020 komme man auf Einsparungen von 1,2 Milliarden Euro. 2026 erwarte er eine operative Marge von sechs Prozent des Umsatzes.

Seine Botschaft an die Aktionäre: Der Kauf ist ein Schnäppchen. Das belegen auch die Zahlen von General Motors. Die Amerikaner hatten in ihren jüngsten Quartalsbericht offengelegt, dass man durch den Verkauf von Opel mit Belastungen von 4,5 Milliarden Dollar rechne. Eine Summe, die deutlich höher ausfällt als der Kaufpreis.

Fast im Vorbeigehen erwähnte Tavares, dass PSA mit Opel künftig „beim europäischen Marktanteil deutlich vor Renault liegen“ werde. Ein kleiner Seitenhieb an den französischen Konkurrenten, zu dessen Führung einst auch Tavares gehörte.

Für die Modelle von Opel hat Tavares einen klaren Zeitplan. Schon in zwei Jahren würden Opel-Autos zur Hälfte aus gemeinsamer Technik bestehen, in zehn Jahren vollständig. Aus einer früher vereinbarten Kooperation sollen bereits in diesem Jahr drei Opel-Modelle mit französischer DNA auf die Straße gebracht werden: neben den SUVs Crossland X und Grandland X auch das Nutzfahrzeug Combo.


Die neue Corsa-Generation wird bei gebaut

Vor wenigen Wochen hatte Opel außerdem bestätigt, dass die neue Generation des Kleinwagens Corsa auf einer Plattform mit PSA gebaut werden soll. Durch die gemeinsamen Projekte erhoffen sich beide Partner, die Kosten im Einkauf und der Produktion zu senken.

Für den Umbruch will Tavares den Rüsselsheimern mehr Zeit geben als Vorbesitzer General Motors. Dieses Jahr sei eine Rückkehr in die schwarzen Zahlen unwahrscheinlich. „Wir müssen aber erkennen, dass die Verluste real sind und es auch 2017 sein werden“, sagte Tavares. Bereits im ersten Quartal hatte Opel als einzige Volumenmarke im europäischen Markt einen deutlichen operativen Verlust von 201 Millionen Dollar eingefahren. 

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