PSA in Deutschland Noch einmal mit Gefühl

Der französische Autokonzern PSA ist in Europa die Nummer zwei hinter VW. Doch in Deutschland tun sich die Franzosen traditionell schwer. Nun wagen sie erneut eine Offensive – mit Charme.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Der E-Tense soll nach Aussage von DS zum Versuchslabor für künftige elektrische Modelle werden.

Düsseldorf PSA-Chef Carlos Tavares liebt Vergleiche aus dem Rennsport. Sein Programm zur Sanierung des französischen Konzerns nannte er „Back in the race“ („Zurück im Rennen“), die jüngste Investitionsstrategie taufte er „Push to pass“, ein Begriff mit dem Rennfahrer den zusätzlichen Schub für ein Überholmanöver beschreiben. Kurz: der Portugiese an der Spitze des französischen Autobauers ist ein richtiger Rennsport-Freund.

Im deutschen Markt fährt der zweitgrößte Autobauer Europas allerdings vor allem hinterher. Mit rund 36.000 verkauften Fahrzeugen und einem Marktanteil von 3,4 Prozent sind die Franzosen die Nummer neun in Deutschland – und das auch nur, wenn man die drei Marken Peugeot, Citroën und DS zusammenzählt. Zeit, für eine Charmeoffensive.

Um die Wende auf dem deutschen Markt einzuleiten, hat PSA einen Spezialisten nach Deutschland geschickt. Alberic Chopelin, Absolvent einer französischen Eliteuniversität in Lyon, hat dem Unternehmen eine neue Struktur verordnet. Das jahrelange Problem, dass sich die Schere zwischen rentablen und unrentablen Händlern immer weiter öffnet, geht Chopelin offensiv an. Und selbst im schwierigen deutschen Premiummarkt, der Heimat von Audi, BMW und Mercedes trauen sich die Franzosen wieder etwas zu.

DS, jahrelang eine Baureihe von Citroën, soll als eigenständige Marke auch in Deutschland Nadelstiche setzen. Dieses Jahr, so betont es der deutsche DS-Chef Nicolas Perrin im Gespräch mit dem Handelsblatt, wolle man rund 6000 Autos verkaufen. Damit käme man zwar nur auf einen marginalen Marktanteil von 0,2 Prozent. Allerdings ist der Markt für importierte Premiumfahrzeuge in Deutschland traditionell schwer. Internationale Riesen wie Toyota mit Lexus, Nissan mit Infiniti und Fiat-Chrysler mit Alfa Romeo und Maserati verkaufen hierzulande deutlich weniger.

PSA setzt dagegen auf französische Exklusivität – auch im Vertrieb. Rund 70 Händler sollen bis 2018 auf DS umgerüstet werden. Rund sieben davon, so betont es Perrin, sollen komplett auf die Marke ausgerichtet sein – und sie in attraktiven Lagen repräsentieren. Im Visier sind vor allem die deutschen Großstädte.

Doch weil die Franzosen wissen, dass sie im harten Flottengeschäft kaum mit den deutschen Premiumriesen konkurrieren können, betreiben sie ihr Firmenkundengeschäft deutlich kleinteiliger. „Es kann natürlich nicht unser erstes Ziel sein, einen großen Fuhrpark zu gewinnen“, sagt Perrin. Stattdessen schnüren die Franzosen individuelle Angebote für kleine Gewerbetreibende wie Apotheker und Optiker.


Elektrische Offensive

Vor allem wollen die Franzosen versuchen, mit elektrischen Premiumfahrzeugen eine Nische zu besetzen. Mit einem eigenen Rennteam startet DS seit dieser Saison auch in der Formel E. Auf dem Autosalon in Genf zeigte DS im Februar den E-Tense. Ein elektrisches Coupé mit zwei Motoren, die auf eine Leistung von 400 PS kommen. Ein Zukunftsmobil, das Ausblick auf die Zukunft der französischen Premiummarke gibt. „Der E-Tense ist nicht nur ein Concept, sondern ein Versuchslabor für das Design und die Technologie von DS“, sagt Perrin.

Ab 2019 soll die bisherige Plattform für Kompaktwagen auch um Plug-In-Hybridmodelle erweitert werden. Damit wollen die Franzosen mehr halbelektrische Geländewagen anbieten. 60 Kilometer sollen die Plug-In-Modelle laut PSA rein elektrisch zurücklegen können. Ganze sieben neue Modelle mit dem halbelektrischen Antrieb sollen von 2019 bis 2021 auf den Markt kommen.

Und auch bei den Volumenmarken Peugeot und Citroën setzt PSA auf elektrische Impulse. 28 neue Modelle sind in den kommenden Jahren geplant, darunter sieben Plug-in-Hybride und vier reine Elektroautos. Für jede Marke und jeden Markt soll ein neues Modell vorgestellt werden.

Die technologische Grundlage habe die Franzosen vor einer Woche vorgestellt: Auf der neuen Produktionsplattform CMP – entwickelt mit dem chinesischen Großinvestor und Partner Dongfeng sollen künftig die Kleinwagen, mittelgroßen Limousinen und kompakten SUVs der Franzosen entstehen. Das soll die Entwicklung günstiger machen.

Vor allem soll die neue Plattform auch die Entwicklung neuer Elektroautos erleichtern. Denn die beiden elektrischen Modelle Peugeot iOn und Citroën C-Zero sind mittlerweile in die Jahre gekommen. Die Eckdaten, die PSA-Chef Tavares für die neuen E-Autos vorgibt, sind ambitioniert: Bis zu 450 Kilometer Reichweite sollen die vier elektrischen Fahrzeuge des Konzerns zurücklegen können. Ab 2019 sollen sie auf den Markt kommen.

Mit den elektrischen Impulsen und neuer Struktur wollen die Franzosen dann auch in Deutschland ambitionierter ans Werk gehen – und im Rennen ein paar Plätze aufholen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%