Quartalszahlen Schlusslicht Bayer

Keiner der großen Agrarchemiekonzerne schneidet so schlecht ab wie Bayer. Damit steigt die Abhängigkeit vom Medikamentengeschäft. Doch auch dort läuft nicht alles rund.

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Werner-Baumann Quelle: REUTERS

Das soll die Zukunft sein. Bessere Pflanzenschutzmittel, neue Saatgutsorten, digitale Lösungen für Landwirte  - so will Bayer helfen, dass die Äcker der Welt wieder mehr Frucht tragen und der Hunger bekämpft wird. Weil das Geschäft mit der Landwirtschaft so viel Gutes verheißt – geschäftlich wie gesellschaftlich – will Bayer ja auch den US-Konzern Monsanto übernehmen.

Vor der verheißungsvollen Zukunft steht allerdings die bittere Realität. Das Geschäft mit Pflanzenschutzmitteln läuft derzeit miserabel – kein anderer der weltweit großen Agrarchemiekonzerne schneidet bislang so schlecht ab wie Bayer. Weil  vor allem in Brasilien, dem zweitwichtigsten Agrarmarkt der Welt, die Verkäufe hinter den optimistischen Erwartungen zurückblieben, musste der Konzern Ende Juni eine Gewinnwarnung herausgeben: Durch die Schwäche im Agrargeschäft wird das Bayer-Ergebnis mit 300 bis 400 Millionen Euro belastet.

Wie schlecht die Sparte dasteht, zeigen auch die Quartalszahlen, die Bayer aktuell veröffentlicht hat: Danach reduzierte sich bei Bayer Crop Science, wie Bayer sein Agrarsegment nennt, der Umsatz zwischen April und Juni um 14 Prozent, das Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sondereinflüssen rauschte um 52 Prozent nach unten.

Zur Bayer AG

Zwar haben auch andere Unternehmen wie BASF und Syngenta Probleme im Agrargeschäft. Doch so schlecht wie bei Bayer sieht es nirgends aus. Als BASF-Chef Kurt Bock etwa von der Bayer-Gewinnwarnung hörte, fragte er intern gleich mal nach, ob der BASF ähnliche Probleme in Brasilien drohen könnten – und war anschließend beruhigt. Die US-Unternehmen DuPont und Monsanto legten sogar – etwa dank eines florierenden Geschäfts mit Sojabohnen-Saatgut – erfreuliche Zahlen für das Agrargeschäft vor.

Und Bayer Crop Science ist auch nicht die einzige Baustelle von Konzernchef Werner Baumann. Ebenfalls schlecht läuft es bei Consumer Health, der Sparte für rezeptfreie Medikamente. Zwar kommen Klassiker wie Aspirin und die Hautsalbe Bepanthen immer noch gut an. Doch Bayer hat sich hier vor allem mit dem Kauf der rezeptfreien Medikamente vom US-Konzern Merck & Co. verhoben.

Die akquisitionserfahrenen Bayer-Manager haben sich hier von dem US-Konzern über den Tisch ziehen lassen. Die Potenziale ihrer Neuerwerbungen wie Claritin gegen Allergien und des Sonnenschutzmittels Coppertone haben Baumann und seine Vorstandskollegen gehörig überschätzt. Beide Mittel verlieren derzeit an Umsatz. „Aufgrund des schwierigen Marktumfelds verzeichneten wir deutliche Umsatzrückgänge  in Nordamerika, insbesondere in den USA“, erklärte Baumann bei der Vorlage der Quartalszahlen.

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