Renault und Fiat-Chrysler Autoskandale erschüttern die Börsen

Hat jetzt auch Frankreich seinen Abgasskandal? Büros von Renault wurden durchsucht, es könnte um Stickoxid-Emissionen gehen. Die Aktie stürzt ab: Renault ist 370.000 Clios weniger wert – und auch Fiat verliert kräftig.

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Durchsuchungen beim französischen Autokonzern. Quelle: Reuters

Düsseldorf/Paris/New York Eine Razzia der französischen Behörden hat Renault am Donnerstag den größten Kurssturz der Firmengeschichte eingebrockt. Die Aktien des französischen Autobauers fielen zeitweise um knapp 23 Prozent auf ein Dreieinhalb-Monats-Tief von 67 Euro. Damit büßte das Unternehmen binnen eines Tages rund fünf Milliarden Euro an Börsenwert ein. Das entspricht in etwa 370.000 Neuwagen des Modells Clio. Und auch bei Fiat-Chrysler gibt es offenbar einen handfesten Skandal.

Auslöser der Verkaufswelle bei Renault war Händlern zufolge ein Bericht der Nachrichtenagentur AFP, demzufolge Geschäftsräume des Unternehmens im Nachklang des VW-Abgasskandals vergangene Woche durchsucht wurden.

Florent Grimaldi, ein Vertreter der französischen Gewerkschaft CTG bestätigte den Bericht über die Razzia. „Das Management hat zwar nicht bestätigt, dass es sich um die Stickoxid-Emissionen dreht. Betrachtet man aber die durchsuchten Geschäftsbereiche, könnte da ein Zusammenhang bestehen.“

Die Renault-Konzernzentrale in Paris hüllt sich in Schweigen, was die Hintergründe der Durchsuchungen angeht. „Wir nehmen dazu nicht Stellung“, sagte eine Sprecherin. An vier Standorten des Konzerns, darunter in der Zentrale in Boulogne-Billancourt, hatte die Behörde für Wettbewerbs- und Verbraucherschutz und Betrugsbekämpfung (DGCCRF), die dem Wirtschaftsminister untersteht, in der vergangenen Woche Durchsuchungen vorgenommen.

Ob diese im Zusammenhang mit getürkten Abgaswerten stehen, wie sie beim VW-Skandal bekannt wurden, wollte die Sprecherin nicht sagen. Eventuell werde Renault im Laufe des Nachmittags Stellung nehmen. Die Besuche der Betrugsbekämpfer, bei denen Computer beschlagnahmt wurden, betrafen auch ein Technologiezentrum, das für die Fahrzeugzulassung und Abgaskontrolle der Motoren zuständig ist. Deshalb gibt es die Vermutung, die Beamten könnten einem ähnlichem Skandal auf der Spur sein wie dem, der VW erschüttert.

Renault hatte nach dem Bekanntwerden des „Dieselgates“ behauptet, im Unternehmen habe es keinerlei vergleichbare Vorgänge gegeben und der Hersteller setze keine Betrugssoftware ein, um Abgaswerte zu schönen. Die Regierung hatte angekündigt, sie werde alle französischen Fahrzeuge und Autofirmen genauen Prüfungen unterziehen. Sie sah allerdings keinerlei Anfangsverdacht. Die Durchsuchungen stehen wohl im Zusammenhang mit den angekündigten Nachforschungen.

Doch die Durchsuchungen bei Renault sind nicht die einzige Nachricht, die die Märkte bewegt. Fiat-Chrysler rutschten um bis zu elf Prozent ab. Die Aktien wurden vorübergehend vom Handel ausgesetzt. In den USA wird über eine Klage gegen das Unternehmen berichtet. Der Fachzeitschrift „Automotive News“ zufolge werfen zwei Händler dem Konzern die Manipulation von Absatzzahlen vor.

Im Sog der Kursstürze bei Renault und Fiat bauten die anderen europäischen Autobauer ihre Kursverluste aus. Volkswagen verloren 5,3 Prozent, BMW und Daimler büßten bis zu 5,6 Prozent ein.

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