Klaus Eberhardt können seine Aktionäre keine übertriebene Prinzipienreiterei vorwerfen. In seinen gut zwölf Jahren als Chef der Düsseldorfer Rheinmetall hat der hochgewachsene Manager mit der modischen Hornbrille das Unternehmen von einem undurchsichtigen Mischkonzern mit Panzern, Autoteilen und Büromöbeln systematisch umgebaut. Zuerst flog alles raus, was nicht mit Auto und Rüstung zu tun hatte. Und nachdem vor ein paar Jahren das Autogeschäft noch als wichtigster Teil galt, will der 63-Jährige in seinem letzten Jahr an der Konzernspitze das Autogeschäft an die Börse bringen und die 1889 als Rheinische Metallwaren- und Maschinenfabrik gegründete Firma zu dem machen, was das Unternehmen in der öffentlichen Wahrnehmung schon immer war: ein reines Rüstungsunternehmen.
Rheinmetall setzt auf Rüstung total
Für die Anleger klingt diese überfällige Weichenstellung gut. Denn in der Regel zahlen Investoren höhere Preise für Aktien sogenannter Pure Player, die sich auf eine Branche konzentrieren. Dabei ist es auf den ersten Blick allerdings erstaunlich, ja riskant, dass Eberhardt nun ausgerechnet das Geschäft mit den Autoteilen loswerden will. Denn derzeit boomt weltweit das Autogeschäft, während die Waffenhersteller leiden. Die westlichen Länder kürzen die Wehretats und in die großen Wachstumsländer China oder Indien dürfen sie aus politischen Gründen nicht liefern. Doch die Sicht täuscht. Zum einen sind im Autogeschäft die großen Hersteller inzwischen so mächtig, dass sie den meisten Zulieferern immer weniger Spielraum lassen. Darum sind die Erträge im Rheinmetall- Autogeschäfts unter dem Namen Kolbenschmidt Pierburg deutlich geringer als bei den Waffen. Dazu hat Kolbenschmidt seine Stärke bei Pumpen, Kolben und Leichtbau-Motorblöcken. Und die sind angesichts des erwarteten Booms beim Elektroauto kein wirkliches Zukunftsgeschäft.