Rosen gegen R&R Ice Cream Eine Personalie wirbelt den Eiscreme-Markt auf

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Fusion der Großmolkereien Humana und Nordmilch

DMK, Deutschlands größte Molkerei mit einem Umsatz von 5,3 Milliarden Euro, ist erst im Frühjahr 2011 durch die Fusion der Großmolkereien Humana und Nordmilch (Milram) entstanden. Humana bringt eine Speiseeissparte mit der Marke Sanobub in die neue DMK ein. Die Sparte firmiert als DMK Eis.

Doch die Chemie zwischen dem genossenschaftlichen Milliardenkoloss und dem flinken Familienunternehmen stimmt von Beginn an nicht. „Die Beteiligung der DMK an Rosen brachte die Chance zur Nutzung vieler Synergien für beide Unternehmen“, sagte Kirchner seinerzeit einer regionalen Tageszeitung. „Wie sich jedoch herausstellte, waren die Auffassungen hinsichtlich der zukünftigen Unternehmensstrategie zu unterschiedlich.“

Spätestens als Kirchner klar wird, dass er in einen noch zu gründenden Beirat abgeschoben werden soll, zieht er die Reißleine. Mitte Juli 2013 kündigt er seinen Geschäftsführervertrag und zieht die Verkaufsoption an DMK über die restlichen zehn Prozent der Anteile.

Beratertätigkeit

Ein paar Monate später klingelt Kirchners Handy. In der Leitung ist Ibrahim Najafi, Chef des britischen Eisherstellers R&R mit Sitz in der Nähe von Leeds. Nach einigen Treffen bietet Najafi seinem einstigen Konkurrenten zunächst eine Beratertätigkeit. Kirchner nimmt an. Eine Konkurrenzausschlussklausel von DMK gab es nicht.

R&R ist nach eigenen Angaben mit 900 Millionen Euro Umsatz und 3500 Mitarbeitern der zweitgrößte Eishersteller Europas und seit jeher Hauptkonkurrent von Rosen und jetzt DMK Eis. Das Bundeskartellamt genehmigte die Übernahme von Rosen durch DMK Mitte 2013 mit dem Hinweis: „Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass DMK Eis und Rosen füreinander jeweils engste Wettbewerber sind. Vielmehr haben sich aber sehr deutliche Hinweise ergeben, dass R&R der wichtigste verhaltensbegrenzende Wettbewerber für jeden der beiden am Zusammenschluss Beteiligten ist.“

Die Briten produzieren in Osnabrück nicht nur Handelsmarken, sondern auch namhafte Lizenzmarken für Eiscreme wie Milka, KitKat, Toblerone, Oreo und Daim für Mondelez (früher Kraft Foods) sowie Landliebe-Eis. Ausgerechnet bei R&R bringt Kirchner nun seine Erfahrung ein. Offenbar hat es gleich gefunkt: Aus dem Beraterjob wurde zum 1. August eine Festanstellung als Geschäftsführer des Deutschland-Geschäfts mit einem Umsatz von rund 200 Millionen Euro. Die Position ist neu. Bisher hatte Najafi von Leeds aus das Deutschland-Geschäft verantwortet.

Neuer Arbeitgeber

Die Ära Rosen und DMK ist für Kirchner abgeschlossen. Er werde sich dazu nicht weiter äußern. Über seinen neuen Arbeitgeber sagt Kirchner: „R&R entscheidet schnell, die Mitarbeiter haben eine hohe Kompetenz, und es gibt sehr klare Strukturen, die selbst mich überrascht haben.“

Auch finanziell sind die Briten, die dem größten französischen Finanzinvestor PAI Partners gehören, bestens ausgerüstet. „Ein Vergleich der Kapitalflussrechnungen von DMK und R&R zeigt, dass R&R über einen deutlichen höheren Cash-Flow verfügen kann, als dies bei DMK der Fall ist“, befand das Bundeskartellamt seinerzeit.

Derweil berichten Branchenkenner, dass es im DMK-Eisgeschäft nicht rundlaufe und die Sparte defizitär sei. Ein DMK-Sprecher bestätigt, dass sich auch fast zwei Jahre nach der Übernahme „beide Gesellschaften in einem laufenden Integrationsprozess befinden und Integrationsteams derzeit alle Geschäftsbereiche analysieren und versuchen, Synergien und Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren“. Für 2014 rechne DMK aber mit einem positiven Ergebnis.

Spätestens im kommenden Sommer wird es also einen noch heißeren Tanz um die Eistruhen im Handel geben.

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