Rüstung als Zweitgeschäft Diskret im Dienste der Bundeswehr

Die Deutsche Bahn, DHL, Siemens - eine ganze Reihe von Unternehmen, die man nicht in diesem Segment vermutet hätte, verdient gut mit Rüstungsprodukten und Dienstleistungen. Ein Blick hinter die zivile Kulisse.

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Lieber in Deckung bleiben: Mit ihren Geschäftsbeziehungen zu militärischen Auftraggebern gehen viele Unternehmen nicht gerade hausieren. Quelle: REUTERS

Mit der Deutschen Rüstungsbrache ist es ein wenig wie mit einem Eisberg. Während Wettbewerber in den USA, Großbritannien oder Frankreich in der Regel nur Schießgerät bauen, gibt es in Deutschland nur wenige reine Waffenhersteller wie den Münchner Panzerproduzenten Krauss-Maffei Wegmann und den badischen Schusswaffenhersteller Heckler & Koch – bekannt für seine Sturmgewehre G3 oder G36 und das von den Terroristen der Roten Armee Fraktion in ihrem Logo verwendete Maschinenpistole MP5.

Für den größten Teil des Jahresumsatzes von rund 16 Milliarden Euro der deutschen Rüstungsunternehmen sorgen jedoch Unternehmen, die neben Waffen und Sicherheitstechnologien wie Grenzüberwachung und sichere Kommunikation, vor allem zivile Produkte herstellen.

Unbekannte Rüstungshelferlein

Deutschlands heimliche Rüstungshelfer
Soldat mit einer Waffe und einer Zielvorrichtung von Zeiss Quelle: Screenshot
Screenshot einer Website, auf der ein US-Soldat vor einem DHL-Flieger steht. Quelle: Screenshot
Ein Mitarbeiter von Rolls-Royce arbeitet an einem Antriebssystem Quelle: Pressebild
Ein für die deutsche Marine bestimmtes U-Boot liegt auf dem Gelände der HDW-Werft in Kiel Quelle: dpa
Sanitäranhänger eines Kärcher-Feldlagers Quelle: Screenshot
Lastwagen vom Typ 1017A Quelle: Screenshot
Siemensmitarbeiter bei der Bundeswehr Quelle: Screenshot

Software, Motoren, Schiffe

Dazu zählen nicht nur für Rüstungsprodukte bekannte Konzerne wie Diehl aus Nürnberg, die Düsseldorfer Rheinmetall oder die deutsch-französische Airbus-Mutter EADS. Dazu kommen aber auch viele Dax-Konzerne wie Siemens oder die Deutsche Post, Technologiekonzerne wie Carl Zeiss, Software-Riesen wie IDS Scheer  sowie prominente Autozulieferer wie Tognum und ZF Friedrichshafen vom Bodensee oder Renk aus Augsburg. Dazu kommt noch eine Reihe kleiner Mittelständler wie die Luxusyachten bekannten Fr. Lürssen oder Abeking & Rasmussen, die in ihren Docks auch Kriegsschiffe auf Kiel legen.

Logistik und Motoren fürs Heer

Nicht jedes Unternehmen, dass für die Bundeswehr tätig ist, kommuniziert das auch offen. Rüstungsdienstleistungen werden gerne diskret gehandhabt. Quelle: dpa

Bei allen dominiert zwar das Zivilgeschäft. Doch mehr oder weniger diskret arbeiten sie auch für die Bundeswehr. Die Deutsche Bahn und die Deutsche-Post-Tochter DHL leisten für die Militärs Transportdienste. Das Softwarehaus IDS Scheer liefert Computerprogramme und Siemens Brennstoffzellen für U-Boote. Tognum, ZF oder Renk liefern ihre an Zivil-LKW erprobten  Motoren, Getriebe oder Elektronik auch in militärischen Versionen für Panzer und andere Armeefahrzeuge.

Den Erfolg verdankt die Branche den klassischen Tugenden des deutschen Mittelstandes, der den Rüstungsbereich ebenso dominiert wie den Maschinen- und Anlagenbau. "Sie sind erfolgreich, weil sie ihr Risiko streuen und konsequent mit Hightech enge Märkte dominieren", sagt Kai Burmeister, für die Branche zuständiger Vorstand der IG Metall. Auch wenn mancher in der Branche für Außenstehende ein wenig gestrig wirkt: "Bei allen Reden über Wehrhaftigkeit ist uns am Ende Gewinn doch wichtiger als vaterländische Gesinnung", sagt ein führender Rüstungsmanager.

Rüstung als Stabilitätsfaktor

Denn auch wenn dir Rüstungsetats angesichts leere öffentlicher Kassen schrumpfen, stabilisieren sie doch das Geschäft, weil hier die meist langfristiger vergeben werden als im Zivilbereich. Zugleich erhöht das Zivilgeschäft die Wettbewerbsfähigkeit im Waffenbau. „Es sorgt für eine privatwirtschaftlichere Kultur mit mehr Kostenbewusstsein und Innovationskraft", sagt Gewerkschafter Burmeister.

Und zu guter Letzt hilft die Zivilerfahrung bei Auslandsengagements, ohne das künftig kein deutsches Rüstungsunternehmen überleben kann. "Viele sind bereits im Ausland aktiv und betreten trotz aller Besonderheiten des Rüstungsgeschäfts kein komplettes Neuland", sagt Michael Hessenbruch, Experte für die Rüstungsbranche des Prüfungs- und Beratungsunternehmens Deloitte.

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