Armin Papperger ist ein eher nüchterner Manager. Selbst wenn der Chef des Rheinmetall-Konzerns, der sein Geld gleichermaßen mit Panzern und Munition wie mit Autoteilen für alle großen Hersteller verdient, bessere Zahlen als heute auf der Bilanzpressekonferenz für 2013 vorstellen kann, gerät er nicht ins Schwärmen. Der gebürtige Niederbayer vertieft sich mit seinen eher knappen Antworten lieber sachlich in technische Details von benzinsparender Motorentechnik bis Waffenbestellungen aus Übersee. Die machten im vergangenen Jahr immerhin fast drei Viertel aller Rüstungs-Orders des Düsseldorfer Konzerns aus.
Doch beim besten Produkt seines Hauses zeigte der 51-Jährige seine komplette Begeisterung für Details aus fast 25 Jahren Rüstungsgeschäft. Schließlich war der Schützenpanzer Puma, von dem ab Sommer die ersten der insgesamt 350 Wagen endlich an die Truppe übergeben werden sollen, in den vergangenen Jahren wegen höherer Kosten und technischer Probleme unter Beschuss geraten. Zudem landete der pro Stück gut sieben Millionen Euro teure Kraftprotz noch auf der Liste jener 15 Rüstungsprojekte, die die neue Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen wegen des hohen Entwicklungsrisikos besonders unter die Lupe nehmen will.
Das Puma-Bashing fuchste Papperger offensichtlich. Denn aus seiner Sicht gilt: „Der Puma ist kein Problem-Panzer, sondern der beste Panzer der Welt.“
Darum widmete der Manager am Mittwoch auf der Pressekonferenz den mit fast fünf Minuten längsten Beitrag dem Panzer. Der Kernpunkt: Der 1088 PS-starke und bis zu 43 Tonnen schwere Bolide ist weder deutlich teurer noch technisch schlechter als Rheinmetall und der Partner Krauss Maffei Wegmann zugesagt haben.
Dass der – laut "Autobild" – „Bugatti Veyron unter den Kampfpanzern“ mehr kostet als gedacht, habe andere Gründe. Weil die Bundeswehr statt gut 400 nur noch 350 Stück haben wolle, müssten die Entwicklungskosten auf eine geringere Stückzahl umgelegt werden. Das treibt die Kosten pro Panzer nach oben. Zudem werden aus Pappergers Sicht Panzer – wie alle aufwändigen Maschinen – im Laufe der Zeit nun mal inflationsbedingt teurer. „Wenn zwischen der Kalkulation und den Auslieferungen bis zum Jahr 2020 so viel Zeit vergeht, gibt es keinen Festpreis“, so Papperger.
Dazu verursacht natürlich auch die Bundeswehr mit ihren Extrawünschen höhere Preise. So sorgen etwa bei der Order nicht geplante Sonderpakete, wie die seitlich am Turm montierten Flugkörper gegen noch schwerere Kampfpanzer, für Mehrkosten.
Erfahrener Helfer
Auch, dass der Puma technische Probleme habe, wollte der oberste Rheinmetaller nicht auf sich sitzen lassen. So sei die IT keineswegs anfällig und wo es Probleme gab, wurden sie aus seiner Sicht angepasst. So mussten laut Planung die Schützen für einen Schuss, statt wie früher nur einen Knopf, nun gleich an drei Stellen drücken und zwar gleichzeitig innerhalb von Millisekunden. „Wenn nicht, gab es eine Fehlermeldung“, so Papperger. Das sei schon im Stand und erst recht in ruppiger Geländefahrt fast unmöglich. „Doch jetzt ist das geändert“, so Papperger.
Zuletzt wurmte den Manager die Kritik an den Bildschirmen zur Beobachtung der Geräte und der Umgebung. Hier hatten die Planer laut Insidern bei der Bestellung nur Schwarz-Weiß-Monitore mit geringerer Auflösung vorgesehen und damit den Fortschritt zum Farbfernsehen im Einsatz nicht eingeplant. Nun wolle das Heer Farb-Monitore und bekomme sie – aber natürlich nicht zum alten Preis.
Doch auch, wenn Papperger am Ende alle Kritik für geklärt hält und Deutschland seinen wichtigsten Markt nennt: Die Kritik an seinen Panzern und die immer knauserigeren Beschaffer umgeht er in Zukunft dann doch lieber. Denn künftig ist die Bundeswehr bestenfalls Erst- aber nicht mehr Hauptkunde. Machte Rheinmetall zuletzt trotz aller Einschnitte noch jeweils ein Viertel seines Umsatzes in Deutschland und Europa, halbiert sich der Anteil künftig auf zusammen nur noch 28 Prozent. Dagegen bekommen Armeen aus Asien und dem mittleren Osten ein Drittel der Produktion und nochmal 40 Prozent geht an den Rest der Welt mit Lateinamerika und Afrika.
Und damit die Rüstungs-Globalisierung weg von Europa möglichst schnell geht, holte sich Rheinmetall einen erfahrenen Helfer: die Essener Ferrostaal. Der Dienstleister zahlte zwar 2011 knapp 140 Millionen Euro Strafe, weil er etwa beim Verkauf von deutschen U-Booten an Griechenland mit Schmiergeldern nachgeholfen hatte.
Doch das ist vergessen. „Ferrostaal ist ein erfahrener Projektmanager und hat eine Stärke bei Regierungsbeziehungen“, lobt Papperger. Wenn Rheinmetall und Ferrostaal ihre Fähigkeiten in einem Gemeinschaftsunternehmen bündelten, sorge das für ein Mehr an dringend benötigten Aufträgen aus Wachstumsregionen außerhalb Deutschlands. „In Märkte, zu denen Rheinmetall zuvor nur eingeschränkten Zugang hatte“, wie Papperger sagt.