Rundbrief des VW-Chef Müller entschuldigt sich für Tierversuche

„Unethisch, abstoßend, beschämend“: VW-Chef Müller hat sich in einem Mitarbeiterschreiben deutlich von den Dieselabgastests mit Affen distanziert, an denen auch VW beteiligt war – und er verspricht Konsequenzen.

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VW-Chef: Matthias Müller entschuldigt sich für Tierversuche Quelle: dpa

Düsseldorf VW-Chef Matthias Müller hat sich in einem Mitarbeiter-Rundbrief für Abgastestes mit Affen entschuldigt, an denen auch VW beteiligt war. „Immer wieder müssen wir erleben, dass die Krise bei Volkswagen noch nicht ausgestanden ist“, heißt es zu Beginn des Schreibens, das dem Handelsblatt vorliegt.

Vergangene Woche war bekannt geworden, dass die Autoindustrie Wissenschaftler eingespannt hatte, um mit der von BMW, Daimler und VW betriebenen Europäischen Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor (EUGT) Gesundheitsgefahren von Dieselabgasen zu verharmlosen. Dabei hatten die Wissenschaftler auch Versuche an Affen durchgeführt.

VW-Chef Müller schrieb in dem Mitarbeiterschreiben weiter, die Tierversuche seien unethisch, abstoßend und zutiefst beschämend. Ihn selbst hätten die Enthüllungen „fassungslos“ gemacht.

Ich entschuldige mich aufrichtig für das Fehlverhalten und die Fehleinschätzung derjenigen bei uns, die damit befasst waren.“ VW werde die Arbeit der EUGT untersuchen und Konsequenzen aus dem Skandal ziehen. „Es liegt noch ein langer Weg vor uns, Vertrauen wiederzugewinnen“, schrieb Müller weiter. VW müsse eine Unternehmenskultur schaffen, in der ähnliche Skandale in Zukunft verhindert würden.

Das Mitarbeiterschrieben im Wortlaut

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
immer wieder müssen wir erleben, dass die Krise bei Volkswagen noch nicht ausgestanden ist. In den vergangenen Tagen sind neue Details ans Licht gekommen, die auch mich fassungslos machen. Und mir ist natürlich klar, wie sehr Sie das belastet und dass Sie in der Familie und von Freunden darauf angesprochen werden.

Um es deutlich zu sagen: Die Kritik an der „Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor“ ist mehr als verständlich. Insbesondere die damals im Auftrag der EUGT in den USA durchgeführten Studien mit Versuchstieren waren und sind unethisch, abstoßend und zutiefst beschämend. Mit wissenschaftlicher Aufklärung hatte das nichts, aber auch gar nichts zu tun. Mir tut es leid, dass Volkswagen als eines der Trägerunternehmen der EUGT an diesen Vorgängen beteiligt war. Und ich entschuldige mich aufrichtig für das Fehlverhalten und die Fehleinschätzung derjenigen bei uns, die damit befasst waren.

Mir zeigt das vor allem, dass wir uns in unserem eigenen Unternehmen und als Industrie noch viel ernsthafter und sensibler mit ethischen Fragen auseinandersetzen müssen. Es gibt Dinge, die tut man einfach nicht! Punkt. Auch deshalb sind wir dabei, die Arbeit der 2017 aufgelösten EUGT genau zu untersuchen und alle nötigen Konsequenzen daraus zu ziehen.

Wir merken: Es liegt noch ein langer Weg vor uns, Vertrauen wiederzugewinnen. Wir müssen mit Rückschlägen leben und lernen, damit umzugehen. Vor allem müssen wir eine Kultur schaffen, die in Zukunft verhindert, dass solche Dinge passieren – oder dass sie unter den Teppich gekehrt werden. Wir dürfen uns gleichzeitig aber auch nicht hinter diesen Ereignissen verstecken. Wir dürfen uns nicht entmutigen lassen. Der Weg der Neuausrichtung unseres Konzerns, den wir eingeschlagen haben, ist der richtige. Bitte hören Sie nicht auf, weiter mit Engagement und mit Optimismus an der Zukunft von Volkswagen und seiner Marken zu arbeiten.

Ihr Matthias Müller

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