RWE, ThyssenKrupp, Bayer & Co. Diese Konzerne kehren ihren Zentralen den Rücken

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ThyssenKrupp, Solon und Bayer

Ein Blick auf die ThyssenKrupp-Zentrale in Essen. Quelle: REUTERS

3. ThyssenKrupp und der Krupp-Gürtel in Essen
Der Stahlkonzern treibt durch stürmische See. Verluste in Milliardenhöhe haben sich aufgetürmt, weil Investitionen in Übersee fehlschlugen und die Bilanz mit Milliardenverlusten belasteten. Konzernchef Heinrich Hiesinger saniert den Konzern, auch in der Verwaltungszentrale werden Hunderte Stellen abgebaut. Noch wird ein kommender Teil-Leerstand des klobigen Hauses auf dem ehemaligen Gelände der historischen Gussstahlfabrik abgestritten. Krupp steht zu Essen und Essen zu Krupp. Aber die Konzernzentrale könnte bald schon zur Disposition stehen, wissen alte Kruppianer, die den Hochbau am „Berthold-Beitz-Boulevard“ eher für ein Denkmal für Gerhard Cromme halten, der dem Konzern zum Schluss kein Glück gebracht hat. Das große Krupp- und Beitz-Memorial steht sowieso woanders: Auf dem Hügel in Essen. Die Villa Hügel ist der Ort, wo den früheren Glanzzeiten des Konzerns gebührend nachgetrauert werden kann.

Solon-Gebäude in Berlin. Quelle: dpa Picture-Alliance

4. Solon-Zentrale in Berlin
Die avantgardistische Zentrale des Solarmodul-Herstellers ist verlassen. Der neue, indisch-arabische Solon-Investor Microsols Anjan Turlapati fand keinen Gefallen mehr am Standort Berlin-Adlershof. Zwei Jahre nach der Übernahme wurde die Zentrale geschlossen. 230 Mitarbeiter, die hier ihren fulminanten Arbeitsplatz hatten, verloren ihre Jobs. Damit ging eine Berliner Industriegeschichte zu Ende. Die Wurzeln der in den siebziger Jahren im studentischen Umfeld in Berlin-Kreuzberg gegründeten Firma reichten bis in die Seminarräume der Technischen Universität Berlin. Der steile Aufstieg begann nach der Verabschiedung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes, und machtvolles Zeichen von Geld und Geltungsdrang war die Unternehmenszentrale. Der EEG-Prachtbau war unter den neuen Herren nicht mehr zu halten.

Das Werk der Bayer AG im Chemiepark in Leverkusen mit dem Bayer-Kreuz. Quelle: dpa

5. Verlassene Bayer-Konzernzentrale in Leverkusen
Das Bayer-Hochhaus auf dem Werksgelände des Pharma-Riesen aus Leverkusen wurde abgerissen. Es war Anfang der sechziger Jahre, als es vom Architekten Hentrich gebaut wurde, das modernste Konzernhochhaus Europas und zeigte das Selbstbewusstsein der „Apotheke der Welt“, wie Bayer damals ehrfürchtig genannt wurde. Das Bayer-Hochhaus ist einem Flachbau gewichen. Eigentlich sollte auch das Bayer-Kreuz, das nachts über dem Rhein erstrahlt, abmontiert werden. Doch diesen Eingriff in die Leverkusener Skyline verhinderten Bürgerproteste. Heute wäre es eher umgekehrt: Wer ein solches Firmenlogo errichten würde, träfe auf Proteste von Ornitologen, die den Aufprall nächtlicher Vogelschwärme am Bayer-Kreuz befürchten würden. Diesmal ist es die Nostalgie, die siegt.

Das Dreischeibenhaus in Düsseldorf.Foto: Johann H. Addicks Quelle: GNU

6. Historische Thyssen-Zentrale in Düsseldorf
Als Deutschland wie Amerika sein wollte, wurde das elegante Dreischeibenhaus als Konzernzentrale von Phönix-Rheinrohr errichtet. Schlank und rank ragt es noch heute über Düsseldorf und zeigt, was Ende der fünfziger Jahre an Aufbruch- und Modernitätsstimmung in Nachkriegsdeutschland herrschte. Das Gebäude wurde später von Thyssen bezogen, hier residierte Dieter Spethmann, der Sonnenkönig von der Ruhr. Damals ging es Thyssen noch gut, die Kosten waren so schlank wie die Konzernzentrale, die Gewinne auch in etwa so hoch. Dann kam die Fusion mit Krupp und der Umzug an den Krupp-Gürtel, der bis dahin eine Brache war. Der Aufbruch an den alten Firmensitz von Krupp hat dem Konzern bisher kein Glück gebracht. Das Dreischeibenhaus wird heute zum Appartementhaus umgebaut. Es steht unter Denkmalschutz, sonst wäre es nicht mehr da.

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