Schröders Rosneft-Ambitionen Putins krudes Ölimperium

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Der russische "Darth Vader"


Wegen derlei skrupellosen Vorgehensweisen und seiner mürrischen Physiognomie wird Setschin auch der russische „Darth Vader“ genannt. Viele Kremlauguren halten Setschin längst für den zweitmächtigsten Mann Russlands. Der 56-Jährige herrscht über ein Reich mit fast 300.000 Mitarbeitern. Der Weltmarktanteil von Rosneft bei der Ölproduktion liegt bei sechs Prozent.

Im vergangenen Jahr fördert der Konzern 210 Millionen Tonnen Öl- und Gaskondensat. Der Jahresumsatz liegt bei mehr als 77 Milliarden Dollar. Unter dem Strich verdiente Rosneft 2016 rund 2,8 Milliarden Dollar. 35 Prozent dieses Nettogewinns zahlt der Konzern als Dividende an die Aktionäre aus. Der größte Anteilseigner ist trotz der Teilprivatisierungen weiterhin der russische Staat mit einer Kontrollmehrheit von über 50 Prozent.

Gut 42 Prozent der russischen Staatbudgets basieren auf Steuereinahmen, Dividenden und anderen Zahlungen aus der russischen Öl- und Gasindustrie. „Als größter Ölkonzern Russlands ist Rosneft ein immenser Wirtschaftsfaktor für das Land“, erklärt Kreml-Kenner Mangott. Dabei verdient Rosneft sein Geld nicht nur im Inland. Unter Setschin expandiert der Konzern auch fleißig ins Ausland, zuletzt bevorzugt in Asien. Aber das Unternehmen kontrolliert auch Ölfelder in Algerien, Kasachstan und Venezuela. Zudem ist Rosneft in Deutschland bei den Raffinerien Bayernoil in Vohburg, PCK in Schwedt und Miro in Karlsruhe aktiv.

Die EU hat Rosneft wegen Russlands Rolle im Ukraine-Konflikt 2014 mit Sanktionen belegt. Europäischen und amerikanischen Unternehmen ist es seither verboten, Technik zur Förderung von Öl in der Arktis, der Tiefsee oder in Schiefergestein an Rosneft zu liefern. Diese Sanktionen treffen den Konzern hart. „Rosneft verfügt zwar über genügend Know-how für die klassische Ölförderung am Festland, aber gerade für Bohrungen in der Arktis ist der Konzern auf Technik aus dem Westen angewiesen“, erklärt Mangott. Zudem wird Rosneft durch die Sanktionen die Kreditaufnahme erschwert. Der Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten ist blockiert.

Gerade weil gegen Rosneft Sanktionen bestehen, ist das Engagement von Ex-SPD-Chef Schröder so umstritten. „Ich finde das, was Herr Schröder macht, nicht in Ordnung“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel vor einigen Tagen in einem Interview mit „bild.de“. Der ukrainische Botschafter in Berlin, Andrej Melnyk, bezeichnete es als moralisch verwerflich, „dass ein ehemaliger Bundeskanzler und führendes SPD-Mitglied vom Kremlchef instrumentalisiert wird“.

Schröder selbst sieht dagegen kein Problem darin zum Aufsichtsrat bei Rosneft bestellt zu werden. Kritik berühre ihn nur dann, wenn sie von Menschen komme, die ihm wichtig sind: „Der Mainstream war noch nie ein Gewässer, was mich besonders interessiert hat“, sagte Schröder. Der 73-Jährige dürfte voraussichtlich am 29. September in das Kontrollgremium von Rosneft gewählt werden. Seine Kandidatur für das Amt wurde am Donnerstag von Rosneft bestätigt.

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