Senvion-Chef Andreas Nauen "Im Offshore-Markt ist wieder Bewegung"

Andreas Nauen, der Chef des Windradherstellers Senvion, will die Windenergie preiswerter und effizienter machen. Er rechnet mit neuen Großaufträgen für deutsche Offshore-Windparks.

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Andreas Nauen, Chef von Senvion, will Windenergie effizienter machen Quelle: Andreas Chudowski für WirtschaftsWoche

WirtschaftsWoche: Herr Nauen, Senvion hieß bis Jahresbeginn Repower. Weshalb haben Sie eine der angesehensten Adressen in der Windradindustrie einfach so unbenannt?

Andreas Nauen: Das war nicht einfach so. Die Namensänderung war notwendig, weil wir den Namen Repower seit 2001 nur in Lizenz hatten und diese Ende 2013 abgelaufen war. Sie gehört einem Schweizer Energieversorger, der den Namen inzwischen auch für sich selbst nutzt.

Und weshalb haben Sie sich dann den kryptischen Name Senvion gegeben?

Senvion ist ebenso wenig kryptisch wie E.On für Deutschlands größten Stromkonzern. Senvion setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben der englischen Begriffe Sustainability, Energy, Vision und on. Zusammengezogen stehen diese dann für Nachhaltigkeit, Energie, Vision – voilà.

Zur Person

Senvion ist im Besitz des indischen Windkraftkonzerns Suzlon, agiert aber nahezu unabhängig. Wie funktioniert das?

Es gibt in der Tat vergleichsweise wenig Zusammenarbeit mit unserem Mutterhaus. Technologisch arbeiten wir völlig eigenständig. Das liegt zum einen daran, dass wir auf verschiedenen Märkten mit unterschiedlichen Produkten agieren. Zum anderen hat das auch mit dem Eigenfinanzierungsvertrag zu tun, dem wir unterliegen.

Das heißt, die Inder können sich nicht direkt aus Ihrer Kasse bedienen?

Es gibt keinen Beherrschungs- oder Gewinnabführungsvertrag zwischen Senvion und Suzlon. Die Banken haben 2007 die Übernahme unter der Bedingung finanziert, dass Suzlon keinen Zugriff auf unseren Cash-Flow bekommt. Wir haben die Kreditlinien im April erneuert und sogar eine Erhöhung um 100 Millionen auf 850 Millionen sichergestellt. Auch dabei hat das Bankenkonsortium wieder darauf bestanden, dass unsere indische Mutter keinen Zugriff auf die finanziellen Mittel erhält. Die Voraussetzungen für die Zusammenarbeit mit Suzlon wurden von den Banken sogar noch schärfer reglementiert.

Jetzt versucht Suzlon offenbar, Senvion wieder an die Börse zu bringen, um sich Geld für die eigene Entschuldung zu besorgen. Der Börsengang sollte Gerüchten zufolge schon in diesem Monat erfolgen.

Wäre es so, würde ich hier wohl nicht so entspannt sitzen. Ansonsten möchte ich mich an Spekulationen nicht beteiligen.

Die größten Windradbauer der Welt

Offshore-Windenergie gilt als Gewinner der Novelle des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes, kurz: EEG. Sehen Sie das auch so?

Es ist natürlich schwierig, heute von Gewinnern zu sprechen, wenn eine Branche über Jahre Stillstand aushalten musste, weil die politischen Rahmenbedingungen fehlten. Aber ich bin jetzt froh, dass wir mit der Verlängerung der Einspeisevergütung für Windstrom bis 2019 eine vernünftige Basis haben. Auch die Anbindungen der Meereswindparks ans Stromnetz sind nun klar geregelt. Und wenn dann die ganzen Windparkprojekte realisiert sind, die jetzt angekündigt werden, dann können wir uns vielleicht als Gewinner fühlen.

Senvion war ja von der Flaute ebenfalls arg gebeutelt. In Ihrer Rotorblattfertigung wird seit Februar kurzgearbeitet.

Ich glaube, es gab in der gesamten Offshore-Windradindustrie kein Unternehmen, das nicht betroffen war. Unsere Rotorblattproduktion in Bremerhaven ist eben speziell für die Fertigung von Offshore-Anlagen ausgerichtet und deshalb von der Kurzarbeit betroffen.

Wieso legen Sie nach der EEG-Novelle jetzt nicht richtig los?

So schnell geht das nicht, vor allem nicht bei den Meereswindparks. Diese milliardenschweren Großprojekte haben Vorlaufzeiten von zwei bis drei Jahren, ehe überhaupt eine einzige Windturbine ins Meer gesetzt werden kann. Wir werden also frühestens 2015 mit der Produktion beginnen können. Aber in der Tat, es ist wieder Bewegung im Markt. Verhandlungen mit Unternehmen, die Windparks bauen wollten, dann zögerten oder Projekte ganz auf Eis legten, haben wir wieder aufgenommen. Das sind Aufträge, bei denen wir früher schon ziemlich weit waren, da fehlten nur noch die Unterschriften.

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