Und dann kam mit Wirtschaftsminister Philipp Rösler von der FDP und Umweltminister Peter Altmeier von der CDU erst der Stillstand beim EEG und vor der Bundestagswahl die Unsicherheit – mit der Folge, dass Sie 2013 nicht eine einzige Offshore-Turbine verkauft haben.
Das stimmt leider. In diesem Jahr wird sich das nicht wiederholen. Wir liefern 48 Windmühlen für den Windpark Nordsee Ost an den Stromkonzern RWE. Und wir verhandeln wieder über zurückgestellte Aufträge.
Können Sie Details nennen?
Es geht um drei Windparks, einen mit 20, einen mit 50 und einen mit 80 Turbinen in der deutschen Nordsee.
Strom von hoher See gilt als Kostentreiber bei der EEG-Umlage. Wie wollen Sie das ändern?
Dass die gesamte Offshore-Industrie günstiger werden muss, ist seit Jahren jedem klar. Aber es hat sich schon viel getan. In der Anfangsphase mussten wir uns noch von einem Engpass zum nächsten hangeln: Mal gab es nicht genug Windräder, dann nicht genug Montageschiffe, zu wenige Unterwasserkabel oder Fachpersonal. Das ist alles behoben. Jetzt können wir intensiv an Kostensenkungen arbeiten.
Welche Hebel gibt es da speziell für Sie als Windradhersteller?
Sie können natürlich schlicht und einfach versuchen, bestehende Windturbinen günstiger zu fertigen. Was aber einen viel größeren Hebel hat, ist die Weiterentwicklung der Technologie...
...also die Steigerung der Effizienz.
Unsere Offshore-Turbine vom Typ 6.2 M 152, deren Prototyp wir gerade bauen, hat 152 Meter statt früher 126 Meter lange Rotorblätter. Das bringt einen Mehrertrag von 20 Prozent am gleichen Standort.
Die Anlage wird dann aber mehr kosten?
Nein, sie soll nicht mehr kosten als das Vorgängermodell. Das ist das klare Ziel. Auch die Erhöhung der Lebensdauer der Windräder von 20 auf 25 Jahre senkt Kosten. Hinzu kommen signifikante Ersparnisse beim Fundament. Die meisten Offshore-Turbinen wurden bisher auf dreibeinige Stahlkolosse, sogenannte Tripoden, gesetzt. Jetzt kommen sogenannte Monopiles zum Einsatz, bei denen nur noch ein Fundamentrohr in den Meeresboden gerammt wird. Das macht die Verankerung, die Verschiffung der Fundamente und natürlich auch das Material preiswerter.
Ihr Umsatzrückgang um rund 20 Prozent kam in erster Linie durch den Wegfall des US-Geschäfts. Wie konnte das passieren?
Durch die Erschließung riesiger Schiefererdgasreserven mithilfe der Fracking-Technologie sind die Strompreise in den USA so stark gefallen, dass sich der Bau neuer Windparks nicht mehr lohnte. Wir hatten 2012 noch rund 100 Millionen Umsatz dort. Die sind futsch. Wir konnten zwar davon in Kanada etwas wettmachen, aber längst nicht in diesen Dimensionen.
Geht das Geschäft so unerfreulich weiter?
Nein. Die Auftragseingänge lagen in den ersten Monaten des Geschäftsjahres, das bei uns von April 2014 bis März 2015 läuft, rund zehn Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Der Umsatz ist in ähnlicher Größenordnung gewachsen. Zudem ist für uns wichtig, wie viel vom geplanten Jahresumsatz wir schon fest in den Büchern haben. Und da sieht es ziemlich gut aus. Wir konnten rund 90 Prozent einbuchen, und das von einem Wert, der leicht über dem des Vorjahres in Höhe von 1,8 Milliarden Euro liegt. Die Zwei-Milliarden-Marke werden wir dieses Jahr wohl nicht erreichen.
Bei Offshore-Anlagen begegnen wir diesen Wettbewerbern nicht. Das wundert uns allerdings auch nicht. Denn wir sowie die anderen europäischen Hersteller haben zehn und mehr Jahre Erfahrungsvorsprung in diesem hoch komplizierten Metier. Das ist mit Onshore-Projekten oder gar mit Fotovoltaikparks überhaupt nicht vergleichbar.