Siemens 1700 Jobs werden in Deutschland gestrichen

Der Stellenabbau war angekündigt, jetzt sind die Details festgezurrt: In der Siemens-Antriebssparte fallen 1700 Jobs weg. Sorgen gibt es vor allem um den bayerischen Standort Ruhstorf.

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Platz 10: Familie RöchlingEs ist Georg Duffner zu verdanken, dass die Röchling SE & Co. KG heute so sicher und breit im globalen Markt etabliert ist. Der bis zum Mai amtierende Geschäftsführer sorgte maßgeblich für den Umbau vom Mischkonzern zum Kunststoffverarbeiter. Das Unternehmen meldete zuletzt einen Umsatz von 1,6 Milliarden Euro. Der Gewinn des Betriebs, der rund 8.400 Mitarbeiter beschäftigt, beläuft sich auf 136 Millionen Euro. Das Vermögen der Familie Röchling wird auf 3,4 Milliarden Euro geschätzt – 100 Millionen mehr als im vergangenen Jahr.Quellen: Bilanz, Unternehmen Quelle: obs
Platz 9: Familie WerhahnVom „Bilanz“-Magazin als „rheinisches Syndikat“ betitelt, befinden sich rund 200 Unternehmen im Besitz der Wilh. Werhahn KG. Zu den stärksten Mitgliedern der Gruppe zählen der Baustoffkonzern Basalt AG , der Finanzdienstleister Abcfinance und der Messerhersteller Zwilling J. A. Henckels, der auch die Hersteller für Friseurbedarf Jaguar und Tondeo in sich vereint. Mit Anton Werhahn (rechts) steht seit 2005 als Vorstandssprecher wieder ein Repräsentant der drei Werhahn-Stämme an der Spitze des Mischkonzerns. Das Vermögen der 420 Werhahns legte im Vergleich zum vergangenen Jahr (3,1 Mrd.) kräftig zu und steht nun bei circa 4,5 Milliarden Euro. Quelle: dpa - picture-alliance
Platz 8: Familie HanielNicht nur dem Aufsichtsratsvorsitzenden Franz Markus Haniel (rechts), sondern der gesamten Franz Haniel & Cie. GmbH, fehlt seit Jahren die zündende Idee. Die Investmentholding befindet sich auf dem absteigenden Ast, das Vermögen der Großfamilie schmälerte sich seit 2007 um rund 10 Milliarden Euro auf heute 5,0 Milliarden Euro. Das liegt vor allem an der geplanten Ausrichtung zum Handels- und Dienstleistungskonzern, an der bis heute festgehalten wird und durch welche man sich 2007 endgültig aus dem produzierenden Geschäftsbereich zurückzog. Quelle: dpa
Platz 7: Familie SiemensDie Großfamilie Siemens umfasst mittlerweile zwar 300 Mitglieder, sie ist trotz ihres geschätzten Vermögens von rund 6,2 Milliarden Euro (plus 0,2 Mrd. Euro im Vergleich zum Vorjahr) aber eher zurückhaltend und medienscheu. Einzig Nathalie von Siemens scheint den Weg in die Öffentlichkeit für sich entdeckt zu haben. Die Ururenkelin des Begründers der modernen Elektrotechnik und Gründers der heutigen Siemens AG, Werner von Siemens, ist seit 2015 Mitglied des Aufsichtsrates des Technologiekonzerns und wird bereits als Kandidatin für die leitende Position gehandelt. Quelle: dpa
Platz 6: Familie HeraeusDie Reorganisation der Geschäftsbereiche der Heraeus Holding im vergangenen Jahr scheint sich für den Technologiekonzern bereits ausgezahlt zu haben. Das Unternehmen mit Schwerpunkt auf den Edel- und Sondermetallen erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Handelsumsatz von 12,9 Milliarden Euro – ein Plus von 0,7 Milliarden Euro zum Vorjahr. An der Spitze des Konzerns steht Jan Rinnert, der Schwiegersohn vom Aufsichtsratsvorsitzenden und Unicef-Deutschland-Vorsitzenden Jürgen Heraeus (im Bild). Zusammen mit seinen beiden Geschwistern hält der 80-Jährige 25 Prozent der Anteile. Das Vermögen der 200 Köpfe umfassenden Familie beläuft sich wie schon im Vorjahr auf 6,3 Milliarden Euro. Quelle: dpa
Platz 5: Familie FreudenbergDie einstige Handelsgesellschaft und Gerberei ist heute unter dem Namen Freudenberg & Co. KG vor allem für ihre Dichtungs- und Schwingungstechnik sowie für die Produktion von Vliesstoffen und Filtrationen bekannt und beliefert vornehmlich die Automobilindustrie. Von den 8,4 Milliarden Euro Umsatz bleiben nach allen Abzügen immer noch vortreffliche 521 Millionen Euro Gewinn. Ein gutes Fünftel davon beansprucht die 320-köpfige Gesellschafterfamilie für sich, dessen Vermögen bei 7,15 Milliarden Euro steht. Quelle: picture alliance
Platz 4: Familie MerckAuch das älteste Pharmaunternehmen der Welt befindet sich im überwiegenden Familienbesitz. Die Merck KGaA konnte in ihrer 348-jährigen Geschichte noch nie einen so hohen Umsatz wie im vergangenen Jahr erwirtschaften. 12,8 Milliarden Euro bedeuten ein Plus von satten 13 Prozent zum Vorjahr. Die rund 200 Mercks sehen dem vorliegenden Wachstum mit Wohlwollen zu. Sie halten über die E. Merck KG circa 70 Prozent der Anteile am Unternehmen. Im „Bilanz“-Magazin wird das Vermögen der Familie nun erstmals auf 8,5 Milliarden Euro geschätzt. Quelle: Reuters

Der Elektrokonzern Siemens hat sich auf die Streichung von insgesamt 1700 Arbeitsplätzen in seiner Sparte Prozessindustrie und Antriebe festgelegt. Nach wochenlangen Verhandlungen einigte sich das Unternehmen mit Arbeitnehmervertretern auf einen entsprechenden Interessenausgleich für die deutschen Standorte, wie ein Siemens-Sprecher am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur sagte. Der Abbau fällt damit nur etwas geringer aus als ursprünglich geplant: Zunächst war von rund 2000 Stellen in Deutschland und 2500 Jobs weltweit die Rede gewesen, die gestrichen oder verlagert werden sollten.

Betroffen sind vor allem vier Standorte in Bayern: In Nürnberg geht es um 590 statt wie ursprünglich geplant um 730 Jobs und in Ruhstorf nahe Passau um 600 statt 710 Arbeitsplätze. In Bad Neustadt/Saale sollen nun 330 Stellen gestrichen werden statt der zuvor geplanten 370 Stellen und an zwei Erlanger Standorten 130 Jobs statt 160 wie in den ersten Planungen vorgesehen. Der Abbau soll bis spätestens Ende September 2020 umgesetzt sein.

Bei den betroffenen Beschäftigten sorgen die Pläne nach den Worten von Bayerns IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler für Enttäuschung. Zwar habe Siemens zugesagt, alle Produktionsstandorte zu erhalten, doch gebe es große Sorgen vor allem um Ruhstorf, sagte er. Dort sollten lediglich Teile der Elektromotorenfertigung erhalten bleiben. „Es gibt große Sorgen, ob das, was hier vereinbart ist, nach vier Jahren noch leben wird“, sagte Wechsler. Angedacht ist dem Vernehmen nach auch, ein Gewerbecenter auf dem bisherigen Siemens-Gelände anzusiedeln. Einzig beruhigend sei, dass sich der Stellenabbau über vier Jahre bis 2020 hinziehen werde, sagte Wechsler.

Programm "Siemens 2020" in Schlagworten

Er hatte Siemens aufgefordert, die Verlagerung von Produktionsarbeitsplätzen nach Osteuropa zu stoppen. In begrenztem Umfang hätten die Arbeitnehmervertreter dies bei den Verhandlungen auch erreicht, „aber Siemens hält an seiner Verlagerungsstrategie fest“. Deshalb erneuere er auch seine Forderung nach einem Verlagerungsstopp bei dem Unternehmen. Siemens hatte die Einschnitte vor allem mit der Nachfrageflaute in der Öl- und Gasbranche begründet, die Preisdruck und eine mangelnde Auslastung der Werke mit sich bringe. Das Geschäftsfeld mit zuletzt weltweit rund 45.000 Beschäftigten bietet etwa Getriebe, Motoren, Antriebe und Kupplungen für die Öl-, Gas- und Bergbauindustrie. Damit ist es auch stark von der Rohstoffpreisentwicklung abhängig.

Die neun Divisionen von Siemens

Den betroffenen Mitarbeitern will der Elektrokonzern möglichst alternative Jobs an anderen Stellen im Unternehmen bieten und sie dafür falls nötig auch entsprechend qualifizieren. Außerdem sind Abfindungen, Altersteilzeit oder Möglichkeiten zum Übergang in Auffanggesellschaften vorgesehen. Derzeit sei noch offen, wie viele Mitarbeiter innerhalb des Konzerns auf andere Arbeitsplätze wechseln könnten, sagte der Sprecher. Siemens hatte die Kosten für die Maßnahmen auf rund 200 bis 300 Millionen Euro eingeschätzt.

In einem internen Interview, das dpa vorliegt, erklärte Siemens-Personalchefin Janina Kugel, die Gespräche seien nicht leicht gewesen, immerhin gehe es „um schmerzhafte Einschnitte“. „Aber letztlich haben wir alle ein Interesse daran, das Geschäft wieder nachhaltig wettbewerbsfähig aufzustellen und die Standorte langfristig zu erhalten.“ Mit den Vereinbarungen habe man „einen Schritt in die richtige Richtung“ gemacht. Das Ergebnis biete die Chance, die Sparte zu stabilisieren und den Blick nach vorne zu richten, so Kugel.

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