Siemens eröffnet neue Zentrale „Wir müssen nicht ins Silicon Valley gehen“

Mit einigem Pomp feiert Siemens die Eröffnung der neuen Zentrale. Während der Feier stürzt die Aktie des Dax-Konzerns um acht Prozent ab. Der Brexit wirft lange Schatten.

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Drei Jahre nach der Grundsteinlegung wurde die neue Siemens-Zentrale in München am 24. Juni 2016 eröffnet. Quelle: AP

München Den Grundstein für die neue Siemens-Zentrale legte vor knapp drei Jahren noch Siemens-Chef Peter Löscher. Von Feierstimmung war damals wenig zu spüren. Finanzvorstand Joe Kaeser sprach am Rande von einem "Blechschaden", den man reparieren müsse. Die Geschäfte liefen nicht gut, Löscher hatte die Gewinnprognosen mehrmals senken müssen. Nur wenige Tage später musste Löscher denn auch seinen Hut nehmen.

Knapp drei Jahre später ist der Konzern ein anderer. Joe Kaeser hat den Konzern gründlich umgebaut und die Strukturen verschlankt. Sinnbildlich für die Erneuerung soll die neue Konzernzentrale stehen, die Kaeser am Freitag mit großem Pomp eröffnete.

Die Eröffnung stand unter einem deutlich besseren Stern als die Grundsteinlegung. Die Sonne strahlte über München, die Zahlen haben sich in den vergangenen Jahren verbessert. Doch auch diesmal lag ein Schatten über der Veranstaltung: Die Entscheidung der Briten für den Brexit.

Auch die Siemens-Aktie stürzte während der Feier um acht Prozent ab. So blickte  Vorstandschef Kaeser auch erst auf Europa. Die Folgen seien noch unklar, sagt er. "Doch Europa wird sich durch dieses Votum verändern, und auch Großbritannien." Die Spitzen der Gesellschaft und damit auch die Wirtschaft müssten sich nun erst recht für ein starkes Europa eintreten.

Die neue Zentrale soll für Werte wie Transparenz, Weltoffenheit und Gemeinschaft stehen. Der Neubau - nur das prachtvolle Palais am Wittelsbacher Platz blieb stehen - ist ein lichter, hochmoderner Komplex. Den Architektenwettbewerb hatte das dänische Büro Henning Larsen Architects gewonnen.

Das besondere aus städtebaulicher Sicht: das Erdgeschoss mit grünen Innenhöfen, einem Café und einem Restaurant ist weitgehend öffentlich zugänglich. So öffnet sich in dem bisher abgeriegelten Karree eine neue Passage zwischen der Innenstadt und dem Kunstareal. "Die neue Siemens-Zentrale tut Siemens gut", sagte denn auch Oberbürgermeister Dieter Reiter.

Gekostet hat der Komplex einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag. Das Projekt blieb dabei im Zeit- und Kostenrahmen. In Zeiten des Berliner Flughafen-Debakels keine Selbstverständlichkeit, wie viele Festgäste betonten.

Bei der Eröffnungsfeier war die Stimmung gut. An diesem Tag dominierten zwar noch einmal die Krawatten, doch künftig soll es bei dem Technologiekonzern lockerer zugehen. "Wir müssen nicht ins Silicon Valley gehen", betonte Kaeser.

In der neuen Zentrale zeigt Siemens, was heute so an moderner Gebäudetechnik möglich ist. Der Energieverbrauch soll 90 Prozent niederiger liegen als in der alten Zentrale. Die Wände sind leicht geneigt, damit mehr Licht einfällt, Regenwasser wird aufgefangen und in den Toiletten verwendet. Einzelbüros sind die Ausnahme, die Mitarbeiter sollen in einer Startup-Atmosphäre, die nicht viel Wert auf Hierarchien legt, kreativ sein.

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