Siemens hat im zweiten Quartal vor allem dank besserer Geschäfte in der Windkraft und in der Energietechnik kräftig zugelegt. Das Ergebnis des industriellen Geschäfts kletterte auf 2,115 Milliarden Euro, das sind 28 Prozent mehr als vor einem Jahr, wie der Technologiekonzern am Mittwoch in München mitteilte. Analysten hatten hier im Schnitt mit 1,91 Milliarden Euro gerechnet.
Der Umsatz stieg im zweiten Geschäftsquartal um fünf Prozent auf 18,996 Milliarden Euro. Großaufträge in Ägypten und in Großbritannien ließen den Auftragseingang um sieben Prozent auf 22,294 Milliarden Euro anwachsen. Unterm Strich betrug der Gewinn 1,48 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies deutlich weniger, allerdings waren in den 3,9 Milliarden Euro vor Jahresfrist 3,0 Milliarden an Sondererträgen aus Verkäufen enthalten.
Siemens habe auch im zweiten Quartal "eine überzeugende Leistung abgeliefert", sagte Vorstandschef Joe Kaeser. "Trotz anhaltender Herausforderungen im Marktumfeld werden wir unser profitables Wachstum konsequent fortsetzen."
Beim Auftragseingang - und damit dem künftigen Umsatz - profitierte Siemens vor allem von Großaufträgen aus Ägypten und Großbritannien. Sie sollen im zweiten Geschäftshalbjahr Schub verleihen und über die erwartete Konjunkturschwäche hinweghelfen. In der umsatzstärksten Division Energieerzeugung (Power and Gas) gingen im zweiten Quartal Neubestellungen im Wert von 3,1 Milliarden Euro für Gas- und Dampfkraftwerke samt Serviceleistungen in Ägypten ein. Der Auftragseingang verdoppelte sich hier fast, der Umsatz kletterte wegen des Projektanlaufs in Ägypten um 27 Prozent. Zugute kam Siemens auch das Ende beziehungsweise die Lockerung der Iran-Sanktionen: Die Münchner konnten alte, stillgelegte Aufträge wieder aufnehmen, was 130 Millionen Euro zum Spartengewinn beitrug. Insgesamt steigerte Power and Gas das Ergebnis um 40 Prozent auf 535 Millionen Euro. Für Personalabbau fielen Kosten von 33 Millionen Euro an.
Dennoch ist Power an Gas nicht ohne Probleme. Der niedrige Ölpreis wirkt sich auch auf Siemens aus. "Firmen aus der Öl- und Gasbranche investieren derzeit nicht in neue Projekte", sagte Lisa Davis, Vorstandsmitglied für den Energiesektor, der WirtschaftsWoche. "Sie wollen ihre vorhandenen Anlagen verbessern, indem sie diese digital aufrüsten." Deswegen fokussiere sich Siemens – auch mit der Übernahme von Dresser Rand – mehr auf Services als auf Sales. "Mit steigendem Ölpreis werden wir auch wieder mehr Sales sehen", ist sich Davis sicher.
Die Windkraftsparte schrieb einen Gewinn von 137 Millionen Euro, nach einem Verlust von 44 Millionen im Jahr zuvor. Der Ordereingang wuchs hier um gut die Hälfte auf 2,14 Milliarden Euro - allein ein Großauftrag für einen Offshore-Windpark in Großbritannien steuerte hier 1,2 Milliarden Euro bei.
Siemens-Chef Kaeser bekräftigte die Prognose, wonach der Gewinn im Geschäftsjahr 2015/16 nach Steuern bis zu 5,6 Milliarden Euro betragen soll. Im zweiten Quartal waren es unterm Strich 1,48 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies deutlich weniger, allerdings waren in den 3,9 Milliarden Euro vor Jahresfrist 3,0 Milliarden an Sondererträgen aus Verkäufen enthalten. Der Umsatz solle im Gesamtjahr währungsbereinigt moderat zulegen.
Das Marktumfeld der renditestarken kurzzyklischen Geschäfte werde sich im zweiten Halbjahr möglicherweise nicht wesentlich beleben, merkte Kaeser an. Siemens gehe davon aus, dass sich die gesamtwirtschaftliche Situation im Geschäftsjahr 2016 weiter eintrüben dürfte. "Trotz anhaltender Herausforderungen im Marktumfeld werden wir unser profitables Wachstum konsequent fortsetzen", sagte Kaeser.
Zudem kommt der Konzern bei seinem Sparprogramm schneller voran. Insgesamt sollen die Kosten um eine Milliarde Euro sinken. Waren bisher für dieses Geschäftsjahr 800 bis 900 Millionen Euro geplant, erhöht Siemens jetzt dieses Sparziel auf 850 bis 950 Millionen Euro.