Siemens Großaufträge bringen Schub für Siemens

Siemens profitiert von Großaufträgen und hält an seinen Jahreszielen fest. Dank milliardenschwerer Aufträge in Ägypten sowie für einen Offshore-Windpark in Großbritannien trotzt der Konzern dem niedrigen Ölpreis.

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Siemens Quelle: REUTERS

Siemens hat im zweiten Quartal vor allem dank besserer Geschäfte in der Windkraft und in der Energietechnik kräftig zugelegt. Das Ergebnis des industriellen Geschäfts kletterte auf 2,115 Milliarden Euro, das sind 28 Prozent mehr als vor einem Jahr, wie der Technologiekonzern am Mittwoch in München mitteilte. Analysten hatten hier im Schnitt mit 1,91 Milliarden Euro gerechnet.

Der Umsatz stieg im zweiten Geschäftsquartal um fünf Prozent auf 18,996 Milliarden Euro. Großaufträge in Ägypten und in Großbritannien ließen den Auftragseingang um sieben Prozent auf 22,294 Milliarden Euro anwachsen. Unterm Strich betrug der Gewinn 1,48 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies deutlich weniger, allerdings waren in den 3,9 Milliarden Euro vor Jahresfrist 3,0 Milliarden an Sondererträgen aus Verkäufen enthalten.

Siemens habe auch im zweiten Quartal "eine überzeugende Leistung abgeliefert", sagte Vorstandschef Joe Kaeser. "Trotz anhaltender Herausforderungen im Marktumfeld werden wir unser profitables Wachstum konsequent fortsetzen."

Was alles einmal zu Siemens gehörte
Joe Kaeser Quelle: dpa
Wolfgang Dehen Quelle: dpa
Kaffee tropft aus einem Kaffee-Vollautomaten in eine Tasse Quelle: dapd
Gigaset-Telefone Quelle: dapd
Stopp-Schild vor einem Gebäude mit dem Benq-Logo Quelle: AP
Schild Nokia Siemens Networks Quelle: dpa
Infineon-Fabrik Quelle: REUTERS

Beim Auftragseingang - und damit dem künftigen Umsatz - profitierte Siemens vor allem von Großaufträgen aus Ägypten und Großbritannien. Sie sollen im zweiten Geschäftshalbjahr Schub verleihen und über die erwartete Konjunkturschwäche hinweghelfen. In der umsatzstärksten Division Energieerzeugung (Power and Gas) gingen im zweiten Quartal Neubestellungen im Wert von 3,1 Milliarden Euro für Gas- und Dampfkraftwerke samt Serviceleistungen in Ägypten ein. Der Auftragseingang verdoppelte sich hier fast, der Umsatz kletterte wegen des Projektanlaufs in Ägypten um 27 Prozent. Zugute kam Siemens auch das Ende beziehungsweise die Lockerung der Iran-Sanktionen: Die Münchner konnten alte, stillgelegte Aufträge wieder aufnehmen, was 130 Millionen Euro zum Spartengewinn beitrug. Insgesamt steigerte Power and Gas das Ergebnis um 40 Prozent auf 535 Millionen Euro. Für Personalabbau fielen Kosten von 33 Millionen Euro an.

Dennoch ist Power an Gas nicht ohne Probleme. Der niedrige Ölpreis wirkt sich auch auf Siemens aus. "Firmen aus der Öl- und Gasbranche investieren derzeit nicht in neue Projekte", sagte Lisa Davis, Vorstandsmitglied für den Energiesektor, der WirtschaftsWoche. "Sie wollen ihre vorhandenen Anlagen verbessern, indem sie diese digital aufrüsten." Deswegen fokussiere sich Siemens – auch mit der Übernahme von Dresser Rand – mehr auf Services als auf Sales. "Mit steigendem Ölpreis werden wir auch wieder mehr Sales sehen", ist sich Davis sicher.

Die Windkraftsparte schrieb einen Gewinn von 137 Millionen Euro, nach einem Verlust von 44 Millionen im Jahr zuvor. Der Ordereingang wuchs hier um gut die Hälfte auf 2,14 Milliarden Euro - allein ein Großauftrag für einen Offshore-Windpark in Großbritannien steuerte hier 1,2 Milliarden Euro bei.

Siemens-Chef Kaeser bekräftigte die Prognose, wonach der Gewinn im Geschäftsjahr 2015/16 nach Steuern bis zu 5,6 Milliarden Euro betragen soll. Im zweiten Quartal waren es unterm Strich 1,48 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies deutlich weniger, allerdings waren in den 3,9 Milliarden Euro vor Jahresfrist 3,0 Milliarden an Sondererträgen aus Verkäufen enthalten. Der Umsatz solle im Gesamtjahr währungsbereinigt moderat zulegen.

Zurück in die Zukunft
Wenn so viele Unternehmen aus Maschinenbau, IT und der Autobranche zusammenkommen, ist auch die Politik nicht weit. Auf der Hannover Messe gehören Forschungsministerin Johanna Wanka (links) und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel zu den Stammgästen. Da die USA Partnerland der diesjährigen Messe sind, sind die Verhandlungen zum Freihandelsabkommen TTIP nochmals auf die Agenda gerückt. Gabriel machte in Hannover nochmals seine Bedingungen deutlich, ansonsten könne TTIP auch noch scheitern. Quelle: dpa
Volkswagen zeigt an seinem Stand nicht nur, wie sich die Wolfsburger die Produktion und den Arbeitsplatz der Zukunft vorstellen. Die Digitalisierung ermöglicht auch immer genauere Fahrsimulatoren – wie die Messebesucher selbst erfahren können. Quelle: dpa
Dieser Demonstrator am Kuka-Stand zeigt, wie der Roboterarm, der auf einem fahrbaren Tisch montiert ist, mit anderen Maschinen zusammenarbeiten kann. In diesem Fall ist es eine Kreissäge, die Holzlatten zuschneidet. Die Herausforderung ist, dass Säge und Roboter sich verstehen, obwohl sie von unterschiedlichen Herstellern kommen. Auch die Sicherheit spielt eine entscheidende Rolle: Der Roboter ist nicht mehr in einen Käfig eingesperrt, sondern kann auch direkt mit Menschen zusammenarbeiten – indem er etwa die zurechtgesägten Holzteile anreicht. Quelle: dpa
Die Firma BionicRobotics will demonstrieren, wie feinfühlig ihr Roboter arbeiten kann. Die Herausforderung ist weniger die Anpassung der Griffkraft, damit das Ei nicht zerdrückt wird. Vielmehr geht es darum, dass die Maschine eigenständig erkennt, wie die Eier in dem Korb im Hintergrund genau liegen und wie sie bestmöglich zu greifen sind. Für einen Menschen trivial, für einen Roboter allerdings (noch) nicht. Quelle: dpa
Mehr als eine Nummer größer geht es am Stand von Enercon zu. Der Windkraftanlagen-Generator E-115 des Unternehmens aus dem ostfriesischen Aurich wird von Rotoren mit 115 Metern Durchmesser angetrieben – komplett montiert hätte die Anlage nicht in die Messehalle gepasst. Die Nabe, in der die drei Herren in der Bildmitte knien, ist mindestens in 92 Metern Höhe angebracht. Quelle: dpa
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Selbiges gilt auch für den Innenraum. So hat man sich in den Achtzigern eine Zeitmaschine vorgestellt, nicht ein zeitgemäßes Autocockpit. Quelle: dpa

Das Marktumfeld der renditestarken kurzzyklischen Geschäfte werde sich im zweiten Halbjahr möglicherweise nicht wesentlich beleben, merkte Kaeser an. Siemens gehe davon aus, dass sich die gesamtwirtschaftliche Situation im Geschäftsjahr 2016 weiter eintrüben dürfte. "Trotz anhaltender Herausforderungen im Marktumfeld werden wir unser profitables Wachstum konsequent fortsetzen", sagte Kaeser.

Zudem kommt der Konzern bei seinem Sparprogramm schneller voran. Insgesamt sollen die Kosten um eine Milliarde Euro sinken. Waren bisher für dieses Geschäftsjahr 800 bis 900 Millionen Euro geplant, erhöht Siemens jetzt dieses Sparziel auf 850 bis 950 Millionen Euro.

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