Siemens Immerhin besser als die Konkurrenz

Der Münchener Industriekonzern Siemens macht beim Umbau zählbare Fortschritte. Zwar sank aufgrund Sondereffekte der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr, von einigen Sorgenkindern im Konzern gab es jedoch gute Nachrichten.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Joe Kaeser baut den Konzern weiter um. Quelle: dpa

München Massiv hat Siemens-Chef Joe Kaeser den Konzern in den vergangenen zweieinhalb Jahren umgebaut. Das Ziel der Mühen: Der Technologiekonzern will wieder zu den besten Konkurrenten aufschließen und sie – wenn möglich – überrunden. Stand anfangs die Verbesserung der Profitabilität im Vordergrund, soll nun auch die Wachstumsschwäche überwunden werden. Dabei kann Kaeser erste Erfolge verbuchen.

Denn im abgelaufenen Quartal konnte Siemens Zuwächse verbuchen. Während Konkurrenten wie GE und ABB schwächelten, stieg der Umsatz bereinigt um fünf Prozent auf rund 19 Milliarden Euro. Der Nettogewinn stieg zwar um auf 1,9 Milliarden Euro. Doch das liegt vor allem an Verkaufserlösen im Vorjahreszeitraum. Das Ergebnis des industriellen Geschäfts kletterte auf 2,115 Milliarden Euro, das sind 28 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Das Umfeld ist auch für Siemens nicht einfacher geworden. Die kurzzyklischen Geschäfte stehen noch unter Druck, der Ölpreis ist anhaltend niedrig. „Trotz anhaltender Herausforderungen im Marktumfeld werden wir unser profitables Wachstum konsequent fortsetzen“ , sagte Konzernchef Joe Kaeser. Man habe „eine überzeugende Leistung abgeliefert“.

Doch ihm ist vor allem der Vergleich mit der Konkurrenz wichtig. Und da können sich die Siemens-Zahlen sehen lassen. Beim großen US-Rivalen General Electric sanken die Erlöse im Industriegeschäft im ersten Quartal organisch um ein Prozent. Dass GE alles in allem den Umsatz um sechs Prozent auf 27,6 Milliarden Dollar steigern konnte, lag vor allem an der Alstom-Übernahme.

Der Auftragseingang bei GE ging sogar um sieben Prozent zurück. Ein Problem: GE ist noch stärker als Siemens im Ölgeschäft aktiv. In der Sparte „Öl und Gas“ brachen die Erlöse um 18 Prozent ein. Die Zahl der neuen Aufträge halbierte sich sogar fast. Konzernchef Jeff Immelt hält dennoch am Ziel fest, den organischen Umsatz im Gesamtjahr um zwei bis vier Prozent zu steigern.

Dabei schwindet auch die Ertragskraft von. Unter anderem wegen Sonderbelastungen im Zuge der Trennung von der Finanzsparte machte General Electric im Quartal sogar einen Nettoverlust von 98 Millionen Dollar. Im operativen Geschäft sank der Gewinn um sieben Prozent auf 3,3 Milliarden Euro.


Comeback für die erneuerbaren Energien

Auch ABB hat weiterhin Schwierigkeiten. Die Umsätze der Schweizer sanken zuletzt um acht Prozent auf 7,9 Milliarden Dollar. Auch auf vergleichbarer Basis lag das Minus bei zwei Prozent. Der Nettogewinn ging um elf Prozent auf 500 Millionen Dollar zurück.

Darüber hinaus konnten auch die übrigen Wettbewerber kaum glänzen. Philips verzeichnete immerhin dank guter Nachfrage in der Medizintechnik ein Umsatzplus von drei Prozent auf 5,5 Milliarden Euro. Auch das operative Ergebnis legte zu. Unter dem Strich stand aber ein doch eher schmaler Gewinn von 37 Millionen Euro. Bei Schneider Electric stagnierte der Umsatz organisch bei 5,7 Milliarden Euro.

Bei genauerem Blick ergeben die Zahlen ein gemischtes Bild vom Siemens-Konzern. So kann die Medizintechnik, die Kaeser verselbstständigt hat, weiter glänzen. Etwas schwieriger ist das Umfeld dagegen für die Vorzeigesparte „Digitale Fabrik“ geworden. Mit dem niedrigen Ölpreis kämpft insbesondere die Division „Prozessindustrie und Antriebe“, in der derzeit über einen Stellenabbau verhandelt wird.

Sorgenkind des Konzerns bleibt die Sparte Prozessindustrie und Antriebe. Diese hatte hausgemachte Probleme und leidet unter dem niedrigen Ölpreis. Im zweiten Quartal gingen Auftragseingang und Umsatz zurück, die operative Umsatzrendite sank weiter von 4,6 auf 4,1 Prozent. Ziel des Konzerns sind hier acht bis zwölf Prozent. Kaeser will die Probleme unter anderem mit einem Stellenabbau in den Griff bekommen.

Ein eindrucksvolles Comeback gelang dagegen der Division Windkraft und Erneuerbare Energien. Dank Großorders legte der Auftragseingang um 60 Prozent zu, der Umsatz stieg um 18 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Nach einem Verlust im Vorjahreszeitraum lag die Marge mit 9,4 Prozent sogar über dem Zielband.

Auch die wichtige Medizintechnik konnte Umsatz und Auftragseingang nochmals steigern. Die Umsatzrendite verbesserte sich leicht auch 16,7 Prozent. Auch die Vorzeigesparte Digitale Fabrik entwickelte sich trotz des widrigen Umfelds gut.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%