Siemens Klarheit über Stellenabbau bis Mitte November

Siemens plant einen umfangreichen Stellenabbau im Kraftwerksgeschäft. Auch ganze Fabriken – unter anderem in Ostdeutschland – stehen zur Disposition. Der Konzern will sich bis Mitte November detailliert zu den Plänen äußern.

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Im Kraftwerksgeschäft sind tausende Stellen in Gefahr. Quelle: AP

München Siemens will bis Mitte November Klarheit über seine Kürzungspläne im Kraftwerksgeschäft schaffen. Wir haben uns Mitte November vorgenommen, und das werden wir wohl auch einhalten können", sagte die Personalchefin des Münchner Industriekonzerns, Janina Kugel, der Nachrichtenagentur dpa am Freitag. „Es stehen massive Veränderungen bevor.“ Sobald es einen Plan gebe, werde er im Wirtschaftsausschuss auch mit den Arbeitnehmervertretern besprochen. Insidern zufolge geht es um mehrere tausend Stellen in der Kraftwerks-Sparte und im Geschäft mit Antrieben. Auch ganze Fabriken - unter anderem in Ostdeutschland - stehen zur Disposition. Siemens hat sich zu den Plänen bisher nicht im Detail geäußert.

Siemens-Chef Joe Kaeser verteidigte die Einschnitte in einem Brief an Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD), aus dem das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ zitierte. Kaeser gibt der Bundesregierung darin eine Mitschuld am Abwärtstrend in der Branche: Die Energiewende habe nicht nur „eine kurz-zyklische Abschwächung der Nachfrage“ nach konventionellen Kraftwerken ausgelöst, sondern „eine dauerhafte Veränderung“ dieser Industrie. Daher seien Kapazitätsanpassungen unvermeidbar. Ein Siemens-Sprecher bestätigte, dass Kaeser den Brief geschrieben habe, wollte sich aber zum Inhalt nicht äußern.

Zypries hatte Siemens für die Kürzungen kritisiert und dem Konzern indirekt vorgeworfen, dem Rechtspopulismus Vorschub zu leisten: „Es ist besonders kritisch, wenn Standorte in strukturschwachen Regionen - etwa im Osten Deutschlands - zur Disposition stehen. Andernfalls wachsen Unmut und Zweifel und brechen sich auch politisch Bahn - das konnten wir bei der Bundestagswahl schon erleben.“ Kaeser betonte in dem Brief, die Gespräche mit den Arbeitnehmern über die Pläne hätten schon vor einem Jahr begonnen und seien nicht überraschend gekommen.

„Wenn ein Geschäft langfristig nicht mehr da ist, können wir nicht einfach an der Vergangenheit festhalten und weitermachen wie bisher“, sagte Personalchefin Kugel der dpa. „Der Markt für große Gasturbinen ist um 40 Prozent, für Dampfturbinen um 70 Prozent geschrumpft.“ Die Einschnitte sollten möglichst sozialverträglich erfolgen, Entlassungen seien aber nicht auszuschließen. „Wo immer wir können, werden wir Mitarbeiter umschulen für Aufgaben in unseren Wachstumsgeschäften. Aber man muss auch ehrlich sagen, das wird nicht für jeden überall möglich sein.“

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