SMA Solar Deutscher Konzern verbündet sich mit Tesla

Der Wechselrichterhersteller SMA Solar verbündet sich mit Tesla bei Energiespeichern. Die TecDax-Firma erwartet einen schnellen Durchbruch bei Billig-Akkus – und hofft auf ein Milliardengeschäft.

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Das Unternehmen beliefert künftig den Autopionier Tesla. Quelle: dpa

Düsseldorf Für Pierre-Pascal Urbon ist die Sache klar: Der Siegeszug von Batteriespeichern schreitet unaufhaltsam voran. Mittelfristig zumindest. Deshalb will sich der Chef von SMA Solar, dem weltweit führenden Hersteller von Wechselrichtern für Photovoltaikanlagen, frühzeitig in diesem Zukunftsmarkt positionieren. Und prescht jetzt mit der Verkündung eines Coups voran.

Das nordhessische TecDax-Unternehmen kooperiert künftig mit dem Elektroautohersteller Tesla bei Stromspeichern für das Eigenheim. Konkret liefert SMA Solar ab März einen speziell für Teslas Powerwall angefertigten Wechselrichter, der den Gleichstrom aus der Batterie des US-Konzerns in haushalts- und netztauglichen Wechselstrom umwandelt. Diese Technik ist nötig, um Akkus zu laden und entladen.

„Der Clou an unserer Lösung ist, dass bestehende Solaranlagen gar nicht umgerüstet werden müssen“, erklärte SMA-Chef Urbon dem Handelsblatt. Es reiche schon aus, die Batterie und den Wechselrichter an die Photovoltaikanlage anzuschließen. „Eine solch flexible Lösung bieten nur wir an“, frohlockt der Manager.

Urbon geht davon aus, dass die technologische Weiterentwicklung von Stromspeichern schnell zu erheblichen Kostensenkungen führen wird. Er vergleicht die aktuelle Situation bei Akkus für Zuhause mit der Lage der Photovoltaik-Industrie vor etwa zehn Jahren. „Hier eröffnet sich gerade ein langfristig hohes Marktpotenzial“, sagte der 46-Jährige. Der Heimspeichermarkt stehe am Beginn einer großen Entwicklung.

Tatsächlich wird die Branche, die bis vor wenigen Jahren noch ein Spielplatz von einigen Ökoidealisten war, gerade von milliardenschweren Konzernen aufgerollt. Spätestens seit Tesla-Chef Elon Musk im April des vergangenen Jahres ankündigte, die Energiewelt mit einer 3000-Dollar-Batterie für jedermann revolutionieren zu wollen, ist der Markt völlig elektrisiert. Der Hype um Billig-Akkus kennt keine Grenzen mehr.

Auch deutsche Schwergewichte drängen in den Markt. Neben den Energiekonzernen RWE und EnBW hofft etwa der Mercedes-Konzern Daimler sowie die Dresdner Firma Solarwatt, hinter der BMW-Großaktionär Stefan Quandt steht, auf ein lohnendes Geschäft. Ihr Kalkül: Das Geschäftsmodell hinter Solaranlagen ändert sich gerade massiv.


Noch ist der Markt klein

Früher wurde jede Kilowattstunde Sonnenstrom, die ins Netz eingespeist wird, vom deutschen Staat üppig entlohnt – anfänglich mit mehr als 50 Cent. Jeder Eigenheimbesitzer, der noch etwas Geld übrig hatte, schraubte sich deshalb eine Solaranlage aufs Dach. Und verdiente damit prächtig. Mittlerweile hat die Bundesregierung die Förderungen aber drastisch gedrosselt – auf etwa 12 Cent pro Kilowattstunde. Die Folge: Der deutsche Photovoltaikmarkt liegt darnieder.

Während es immer unattraktiver wird, Elektrizität aus der Kraft der Sonne ins Stromnetz zu schleusen, macht es gleichzeitig immer mehr Sinn, Solarenergie vom Dach zu speichern und selbst zu verbrauchen. Hauptgrund dafür ist neben den sinkenden Subventionen für Strom aus Sonnenkraft, der stetig steigende Strompreis in Deutschland.

Laut Berechnungen der Unternehmensberatung PWC wird der Traum der Energieautarkie spätestens ab 2019 rentabel. In den nächsten drei bis vier Jahren dürfte sich die Förderung für Grünstrom beinahe halbieren – auf 6,8 Cent pro Kilowattstunde. Parallel dazu klettert der Strompreis auf rund 34 Cent pro Kilowattstunde und die Kosten für Batterien sinken rapide. Die selbst erzeugte und gespeicherte Elektrizität wird so von Jahr zu Jahr günstiger als der Strom vom Versorger.

Noch ist der Markt für Energiespeicher klein. Von den 1,5 Millionen Hausbesitzern, die in Deutschland eine Solaranlage besitzen, haben sich nach Angaben des Bundesverbands der Solarwirtschaft erst rund 25 000 einen Stromspeicher angeschafft. Doch das dürfte sich rasch ändern.

SMA-Vorstandsvorsitzender Urbon rechnet alleine in Deutschland für 2016 mit einer Installation von mehr als 20 000 neuen Speichersystemen. Der Manager beziffert das weltweite Marktpotenzial für elektrische Akkus auf bis zu 1,2 Milliarden Euro pro Jahr. SMA könnte sich im Speichermarkt ein weiteres Standbein aufbauen und so unabhängiger von den Schwankungen der internationalen Solarmärkte werden.

Das Unternehmen aus Niestetal bei Kassel hatte in den vergangenen Jahren schwer mit der Solarkrise in Europa zu kämpfen. Nach hohen Verlusten und massiven Stellenstreichungen schreibt der Wechselrichterhersteller aber wieder schwarze Zahlen. Das Geschäft mit Solarenergie floriert derzeit – insbesondere in den USA. Und Dank der Partnerschaft mit Tesla und anderen großen Batterieherstellern hofft SMA-Chef Urbon auch auf rosige Zeiten bei Energiespeichern. Die Rahmenbedingungen sind jedenfalls besser denn je.

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