Sparpläne bei VW Audi und Porsche begehren gegen Winterkorn auf

VW-Chef Winterkorn erzeugt mit dem geplanten Sparprogramm nicht nur Unmut bei den Beschäftigten. Die Tochter-Marken Audi und Porsche wollen offenbar nicht mitziehen – und monieren falsche Entscheidungen in Wolfsburg.

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VW-Chef Martin Winterkorn Quelle: dpa

Düsseldorf/Hamburg Volkswagen-Chef Martin Winterkorn steht offenbar Ärger mit seinen Tochter-Marken ins Haus. Grund ist das geplante Fünf-Milliarden-Euro-Sparprogramm des Konzerns. Audi und Porsche wollen ihre Investitionen nicht kürzen, berichtet das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ am Montag. Die Oberklasse-Tochter Audi und der Sportwagenbauer Porsche sind hochprofitabel – im Gegensatz zur Kernmarke VW.

Die Marke Volkswagen müsse ihre Kosten endlich senken, fordern Audi- und Porsche-Manager dem Magazin zufolge. Ihre Namen werden in dem Bericht nicht genannt. VW leide unter Missmanagement. Zwei Problemfelder sollen die Managern ausgemacht haben: Das US-Werk Chattanooga fahre hohe Verluste ein. Weil die richtigen Modelle für den US-Markt fehlten, sei das Werk, in das weit über eine Milliarde Euro investiert worden sei, nicht ausgelastet.

Im Stammwerk Wolfsburg seien zudem neue Produktionsanlagen installiert worden, die jetzt nur mangelhaft funktionieren, schreibt „Der Spiegel“. Produktionschef Michael Macht und Vertriebsvorstand Christian Klingler müssten wohl um ihre Posten fürchten.

Ein Projekt von VW-Chef Winterkorn sei den Audi- und Porsche-Managern besonders sauer aufgestoßen. Das geplante sogenannte Low-Budget-Car werde nur wenig Gewinn abwerfen, die Rendite des Autobauers werde dadurch weiter sinken. Das Billigauto soll für rund 7000 Euro zu haben sein.

Gegenwind erhält Winterkorn auch von den Arbeitnehmervertretern. Der VW-Betriebsrat erwartet heftige Auseinandersetzungen über den geplanten Sparkurs. „Das wird kein Spaziergang. Und schon jetzt ist klar, dass es an dem einen oder anderen Punkt auch richtig krachen wird“, sagte Betriebsratschef Bernd Osterloh am vergangenen Mittwoch vor mehr als 20.000 Mitarbeitern des Wolfsburger Stammwerks. Winterkorn hatte auf der Betriebsversammlung rasche Sparerfolge gefordert. „Kurzfristig brauchen wir dringend mehr Effizienz und mehr Ergebnis“, sagte er.


Mitarbeiter fürchten Verlust von Arbeitsplätzen

Osterloh betonte vor der Belegschaft erneut, dass Einsparungen nicht zu Lasten der Beschäftigten gehen dürften. „Niemand hier muss meinen, dass er die Belegschaft jetzt auch noch für die mangelhaften Prozesse und technischen Probleme in der Fertigung haftbar machen kann“, sagte er und fügte hinzu: „Meine Damen und Herren des Managements, machen Sie endlich Produktivität durch funktionierende Anlagen.“ Die Belegschaft habe nichts gegen die ein oder andere Sonderschicht weniger. VW fährt seit Monaten wegen der hohen Nachfrage Zusatzschichten.

Grund für Sonderschichten sind oft unerwartete technische Störungen. In Wolfsburg stockten auch fast zwei Jahre nach dem Start des neuen Golf die Bänder, etwa weil Roboter falsch programmiert seien, sagte ein Konzern-Insider. Dadurch könnten nicht so viele Fahrzeuge gebaut werden wie geplant. Die ausgefallene Produktion müsse dann nachgeholt werden.

Winterkorn hatte dies bei der Verkündung des Sparprogramms eine Woche zuvor angedeutet: „Seien wir ehrlich: Wir haben in der Produktivität erheblichen Nachholbedarf gegenüber unseren Hauptwettbewerbern“, hatte er vor etwa 1000 Managern gesagt. VW müsse alles daran setzen, um profitabler zu werden. Das von ihm angekündigte Sparpaket sei die Basis, um den Autobauer fit für die Zukunft zu machen. „Wir müssen in den Jahren 2014, 15, 16 finanziell auf Zielkurs kommen“, betonte er auf der Betriebsversammlung.

In der Belegschaft kursieren Befürchtungen, VW könne erneut massiv Personal abbauen. Einige Mitarbeiter fühlen sich an die Zeit vor sieben Jahren erinnert, als die Kosten unter Winterkorns Vorgänger Bernd Pischetsrieder schon einmal gedrückt wurden und Tausende Mitarbeiter ihre Jobs verloren.

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