Sparprogramm Siemens streicht im Industriesegment 4000 Jobs

Siemens spart weiter: Weltweit streicht der Industriekonzern seine Belegschaft zusammen. Teilweise werden ganze Werke aufgegeben. Wie viele Arbeitsplätze das Rendite-Streben von Peter Löscher noch kosten wird, ist offen.

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Siemens-Aktionäre auf dem Weg zur Hauptversammlung in München: Der Konzern streicht mehr als 4000 Jobs. Quelle: dapd

München Auf dem Weg zu höheren Renditen streicht Siemens in seinem Industriesektor weltweit mehr als 4000 Stellen. Der größte Teil davon fällt im Vertrieb weg, rund 1700 Beschäftigte müssen sich dort eine andere Arbeit suchen, wie Spartenchef Siegfried Russwurm am Donnerstag vor Analysten verkündete. Um rund 500 Stellen muss die Zentralverwaltung schrumpfen, ebensoviele Mitarbeiter trifft es im Getriebegeschäft.

Durch Werksschließungen in Pakistan und Indien spart Russwurm nochmals über 300 Stellen ein. In den Industrie-Geschäftsfeldern, die Siemens aufgibt, sind weitere 1000 Mitarbeiter betroffen. Zu den Bereichen gehören margenschwache Bereiche wie der Solarumrichterbau. Zwischen 2009 und 2012 ist die Belegschaft des Industriesektors bereits um 8300 Stellen geschrumpft, wie Sparten-Finanzchef Ralf Thomas sagte.

Zusammen mit dem Verkauf der Gießerei im ostdeutschen Wittgensdorf und der Wassertechniksparte will sich Russwurm bis 2014 rund 1,1 Milliarden Euro sparen und die Rendite seines Zuständigkeitsbereichs auf mindestens 14 Prozent trimmen. Die Pläne sind Teil des konzernweiten Sparprogramms, dass Konzernchef Peter Löscher ausgerufen hat, um die Siemens-Marge nach oben zu treiben. Er will sich allerdings nicht festlegen, wie viele Stellen insgesamt dem Profitplänen zum Opfer fallen sollen. Arbeitnehmervertreter rechnen inzwischen mit mehr als 10.000 Jobs.

Mit Unterstützung durch die Weltkonjunktur rechnet Siemens nicht. Konzernchef Löscher erklärte jüngst, eine Belebung in der zweiten Jahreshälfte zeichne sich noch nicht ab. Auf Fragen zur Gewinnprognose für das laufende Jahr, wonach der Konzern aus dem fortgeführtem Geschäft 4,5 bis 5 Milliarden Euro Gewinn erwirtschaften will, verwies er auf die Quartalsbilanz Anfang Mai.

Der für Siemens so einträgliche chinesische Markt bleibt offenbar hinter den Erwartungen zurück. "China ist gerade nicht ein Ort der Stärke und wird es in den kommenden Quartal auch nicht werden. Es ist eher ein schwacher Markt", räumte Industrie-Chef Russwurm ein. Kunden klagten nach wie vor über die unklaren Pläne der neuen Regierung dort. Langfristig werde sich das Land allerdings als Wachstumsmotor beweisen. Der Markt werde zwischen 2012 und 2018 im Schnitt rund fünf Prozent wachsen.

Die Entwicklung in den USA, wo Siemens eine Wachstumsrate von vier Prozent veranschlagt, sei selbst kurzfristig schwer abzuschätzen. Der Bedarf für Fabrikausrüstung durch die "industrielle Renaissance" sei durch die Erschließung neuer, unkonventioneller Öl- und Gasvorkommen bestimmt. "Langfristig ist das Wirtschaftsklima gut, aber auf kurze Sicht ist die Entwicklung etwas holprig." Der europäische Markt werde nur rund ein Prozent wachsen und könne sich angesichts der schwachen Binnennachfrage nur durch weiterhin starke Exporte behaupten.

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