Sportwagen-Ikone Porsche 911 Der Millionste seiner Art

Irischgrün ist die Lieblingsfarbe der Familie Porsche. Entsprechend lackiert ist auch das Jubiläumsfahrzeug des Kultmodells, das heute vom Band lief. Nächstes Jahr wird die achte Baureihe des Dauerbrenners vorgestellt.

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Würde man all die gebauten Porsche 911 aneinanderreihen, ergäbe das eine Länge von rund 4.400 Kilometern Quelle: Porsche

Stuttgart Allen aktuellen Problemen im VW-Konzern zum Trotz: Porsche findet immer einen Anlass sich selbst zu feiern – und das gekonnt. Wurde 2013 noch das 50. Bestehen der Sportwagenikone 911 gefeiert, war es jetzt der millionste Wagen des 1963 erstmals vorgestellten Kultmodells. Im Zuffenhausener Stammwerk, wo alle 911er vom Band laufen, schiebt sich das Jubiläumsfahrzeug – ein Carrera S – langsam durch eine Wand aus weißem Leinen. Wie der Ur-911 ist er in Irischgrün lackiert. „Das war die Lieblingsfarbe meines Vaters. Und meine ist es auch“, sagt Porsche-Enkel Wolfgang.

Vater Ferry Porsche – Sohn des Käfer-Erfinders Ferdinand Porsche – hatte die Sportwagenschmiede nach dem Krieg gegründet. Wolfgangs inzwischen verstorbener Bruder Ferdinand Alexander Porsche war damals für das Design verantwortlich. „Die nüchterne Form ohne Schnickschnack war damals mutig, auch weil viele noch an der vorangegangenen Modellform 356 hingen“, erinnert sich Wolfgang Porsche.

Fragen zu aktuellen Problemen im Konzern blockt der Vertreter der dritten Generation der Auto-Dynastie an diesem Tag ab. Sei es Dieselskandal, Anzeige der Finanzaufsicht wegen Marktmanipulation oder Familienangelegenheiten – Porsche lächelt und schweigt.

Der aktuelle Porsche-Chef Oliver Blume lehnt sich an ein großes Wort des Unternehmensgründers an, der einmal die Prognose wagte, dass das letzte Auto, das jemals gebaut werde, ein Sportwagen sein werde. Blume ergänzte: „Und es wird ein 911er sein“. Das praktische an solchen Prophezeiungen ist, dass sie ebenso wenig verifizierbar wie widerlegbar sind.

Ein bisschen Einblick gab Blume dann aber doch in die neue Generation des 911, die im kommenden Jahr vorgestellt wird. Es wird die achte Generation der Sportwagenikone. „Der neue 911 wird ein Hingucker“, kündigt Blume an. Und er wird wieder auf einer eigenen Plattform stehen, bestätigt Blume die Eigenständigkeit des Modells im großen Reich des VW-Konzerns. Befürchtungen, dass der 911er einer Konzern-Plattformstrategie geopfert werden könnte, stellte der Vorstandschef damit in Abrede.

Seit fünf Jahren ist die Porsche AG vollständig unter dem Dach des VW-Konzerns. Seither gibt es ein Gerangel mit Audi um die Sportwagenkompetenz. Blume setzt aber inzwischen auf Teamplay. Nur der der 911 scheint unberührbar. „Der 911 ist nicht nur im Konzern unberührbar, sondern in der ganzen Welt“, scherzt Blume. Wann der neue 911 genau vorgestellt wird, wollte er nicht verraten.


Rennsport als Imagepflege

Der Autobauer betreibt einen riesigen Marketing-Aufwand für das Modell. Denn die Sportwagenikone muss der Konzern bedingungslos hochhalten, um sein sportliches Image zu erhalten. Längst verkaufen die Zuffenhausener mehr Geländewagen und Limousinen als reine Sportwagen. „Die DNA des 911 ist in allen Porsche-Fahrzeugen“, betont Blume. „Porsche ist und bleibt eine Sportwagenfirma.“

Schon dass er so etwas betonen muss, bestätigt den ein oder anderen Zweifler. „Die Kernwerte unserer Marke sind heute dank des 911 so visionär wie seit dem ersten Porsche 356 Nummer eins aus dem Jahr 1942“, sagt dagegen Wolfgang Porsche.

Auch das Rennsportengagement mit dem Wiedereinstieg in die Le-Mans-Serie Jahren dient der Imagepflege. Denn das Sportimage rechtfertigt die Positionierung auch der anderen Modelle in den obersten Preisklassen. „Win on Sunday, buy on Monday“, rechtfertigt Wolfgang Porsche die Motorsportstrategie und ihre Wirkung auf die rennsportbegeisterte Kundschaft. Der Mythos des 911 speist sich auch aus über 15.000 Rennsiegen.

Seit jeher steht der 911 mit seinen 2+2 Sitzen für den alltagstauglichen Seriensportwagen. Eine Klasse, die der 911er erst geschaffen hat. Einen einzigartigen Rekord hält dieses Auto: Über 70 Prozent aller jemals gebauten 911 sind heute noch fahrbereit. Zudem ist er Dauersieger bei Qualitätsrankings wie der „Initial Quality Study“ des US-Marktforschungsinstituts J.D. Power.

Einmalig ist auch, dass Porsche am Grundkonzept des Ur-911 unbeirrt festgehalten hat. „Wir haben ihn aber stets technologisch deutlich weiterentwickelt, ihn verfeinert und perfektioniert“, sagt Vorstandschef Blume.

Unterdessen zeugen derzeit in Zuffenhausen die Bagger für Umbruch. „Mit dem Bau des Mission E läuten wir die Zeitenwende bei Porsche ein“, sagt Betriebsratschef Uwe Hück zum Bau des Elektroflitzers. „Der Mission E wird ein emotionales Erlebnis, wie es unser 911er immer war und sein wird.“

Der millionste 911 wird allerdings nicht an einen Kunden ausgeliefert. Er fährt zu Vermarktungszwecken rund um die Welt, unter anderem in die schottischen Highlands, zum Nürburgring, in die USA oder nach China. Danach hat er im Porsche-Museum einen Platz sicher.

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