Stada Aktionärsberater ISS auf Seiten der Aktivisten

Um die Macht bei Stada wird derzeit hart gerungen. Nun haben die aktivistischen Investoren, die für einen weitgehenden Neuanfang beim Pharmahersteller plädieren, einen wichtigen Punktegewinn verbucht.

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Der Konzern macht starke Geschäfte mit Nachahmermedikamenten. Quelle: dpa

Frankfurt Im Kampf um die künftige Führung und Ausrichtung des Pharmaherstellers Stada verbuchten die Opponenten um den aktivistischen Fonds Active Ownership Capital (AOC) einen wichtigen Punktgewinn. Denn anders als der Aktionärsberater Ivox Glass Lewis hat sich der einflussreiche Institutional Shareholder Service (ISS) jetzt weitgehend für die AOC-Vorschläge zur bevorstehenden Hauptversammlung am 26. August ausgesprochen.

So empfehlen die Experten des ISS ihren Kunden, sowohl das von der Stada-Verwaltung vorgeschlagene Vergütungssystem abzulehnen als auch zwei der vier von Stada vorgeschlagenen neuen Aufsichtsratsmitglieder. Unterstützt werden von ISS dagegen fünf der sechs Aufsichtsratskandidaten von AOC und die Abwahl des amtierenden AR-Vorsitzenden Martin Abend. Nur die von AOC ebenfalls vorgeschlagene Abwahl des AR-Mitglieds Carl Oetker wird von den Aktionärsberatern des ISS nicht mitgetragen. Überwiegend schlägt sich ISS damit auf die Seite der aktivistischen Investoren, die für einen weitgehenden Neuanfang bei dem Bad Vilbeler Konzern plädieren.

Demgegenüber hat sich der Aktionärsdienstleister Ivox Glass Lewis laut Börsenzeitung überwiegend für die Wahlvorschläge des Stada-Aufsichtsrats ausgesprochen. Nur das Vergütungssystem von Stada wird danach von Glass Lewis ebenfalls abgelehnt.

Mit Blick auf die Stada-HV bleibt es damit extrem spannend. Vor allem was die künftige Besetzung des Aufsichtsrats angeht, zeichnet sich eine Kampfabstimmung ab. AOC will alle sechs Vertreter der Kapitalseite im Aufsichtsrat von Stada austauschen und verlangt außerdem eine Abschaffung der Vinkulierung der Aktien, nach der bisher die Genehmigung der Verwaltung erforderlich ist, wenn Anteile übertragen werden.

Die neue Führung von Stada unter dem neuen Vorstandsvorsitzenden Matthias Wiedenfels, der für den erkrankten Hartmut Retzlaff den CEO-Posten übernommen hat, ist auf diese Forderungen teilweise eingegangen und hat in den letzten Wochen einen eigenen Reformprozess angestoßen. Der Stada-Vorstand unterstützt ebenfalls die Abschaffung der Vinkulierung und hat vier AR-Vertreter zur Neuwahl vorgeschlagen.

Diese Vorschläge gehen AOC indessen nicht weit genug. Nur zwei Kandidaten der Verwaltung, Tina Müller und Rolf Hoffmann, werden von den Aktivisten ebenfalls unterstützt. Die von Stada vorgeschlagenen Birgit Kudlek und Gunnar Riemann dagegen lehnt AOC ab. Statt dessen sollen Klaus-Joachim Krauth, Hans-Helmut Fabry und, anstelle des derzeitigen AR-Vorsitzenden Martin Abend, der frühere Novartis-Manager Eric Cornut in den Stada-AR gewählt werden. Dieser Position schließt sich der ISS nun an .

Das US-Unternehmen gilt als führender Berater von institutionellen Investoren in Sachen Abstimmungsverhalten auf Hauptversammlungen. Zahlreiche Fonds und ähnliche Institutionen nehmen die Dienste von ISS in Anspruch.

Ähnlich wie AOC kritisieren auch die Experten von ISS, dass sich Stada operativ in den letzten Jahren schlechter entwickelte als viele Konkurrenten. Das Bad Vilbeler Unternehmen mit insgesamt 2,1 Milliarden Euro Umsatz ist der führende deutsche Generikahersteller und darüber hinaus auch im Geschäft mit rezeptfreien Markenarzneimittel (wie Gripostad) stark vertreten. Aus Sicht von ISS entwickelte sich Stada deutlich schwächer als Konkurrenten wie Teva, Perrigo, Sun oder Hikma. Das lasse sich letztlich auch mit der starken Präsenz von Stada auf den schwierigen Märkten Deutschland und Russland nicht voll erklären, heißt es in der ISS-Analyse. Auch im Vergleich zu der, ebenfalls auf Europa fokussierten, schwedischen Firma Meda habe sich Stada schwächer entwickelt.

Insgesamt habe Stada in den letzten zehn Jahren 2,5 Milliarden Euro investiert, dafür aber nur 113 Millionen Euro zusätzliches Ebit generiert. Das sei nicht genug, um die hohen Investitionen zu rechtfertigen.

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