Stada Der Pharmakonzern steht vor der Entscheidung

Wer kämpft gegen wen? Eine solch turbulente Hauptversammlung hat es in Deutschland lange nicht mehr gegeben. Rebellische Aktionäre attackieren am Freitag das Management des Pharmakonzerns Stada. Es geht um Pfründe, Pensionen und Personalquerelen. Die Rollen in dem Burg-Schauspiel sind klar verteilt. Ein Überblick.

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Überprüfung der Kapselproduktion bei Stada. Quelle: dpa

Der alte König

Zwei Jahrzehnte lang hat Hartmut Retzlaff Stada geprägt und nach eigener Aussage aus einem „besseren Hasenstall“ einen internationalen Konzern gemacht. Mittlerweile ist Stada der letzte unabhängige deutsche Hersteller von Nachahmermedikamenten (Generika) – Ratiopharm und Hexal sind bereits ins Ausland verkauft. Hinzu kommen noch Markenpräparate wie Grippostad gegen Erkältungen und das Sonnenschutzmittel Ladival.

Gesamtumsatz des Medikamenten-Herstellers aus Bad Vilbel bei Frankfurt: rund zwei Milliarden Euro. Mitte dieses Jahres meldete Retzlaff sich krank, vor wenigen Wochen schied er ganz aus dem Unternehmen aus. Die Attacke auf Stada soll ihm arg zugesetzt haben.

Die schwarzen Ritter

Im Mai begannen Florian Schuhbauer und Klaus Röhrig mit ihren Attacken. Der von ihnen geführte Fonds Active Ownership Capital (AOC) , hinter dem vermögende Familien vorwiegend aus dem deutschsprachigen Raum stehen,  hält rund fünf Prozent an Stada. Mittlerweile fordern Schuhbauer und Röhrig, die Kapitalvertreter im Aufsichtsrat komplett auszutauschen. Das derzeitige Kontrollgremium, das vor allem aus älteren Apothekern und Medizinern besteht, erschien ihnen als zu willfährig gegenüber dem früheren Vorstandschef Retzlaff. Der Aufsichtsrat ließ es zu, dass sich Retzlaff etwa Pensionsansprüche in zweistelliger Millionenhöhe sicherte.

Laut den Vorstellungen von AOC soll der frühere Manager des Schweizer Pharmakonzerns Novartis, Eric Cornut, künftig den Aufsichtsrat führen. Ob AOC mit seinen Vorstellungen durchdringt, ist eine der spannenden Fragen dieser Hauptversammlung. Ein neues Kontrollgremium könnte dann auch den Vorstand von Stada umbauen. Die AOC-Gründer Schuhbauer und Röhrig kritisieren ebenfalls die – aus ihrer Sicht – mangelnde Performance von Stada: Wachstum und Gewinn könnten höher ausfallen.

Die Verbündeten

Spannend wird, wer sonst noch hinter AOC steht. Für Aufruhr sorgte im Vorfeld der US-Investor Guy Wyser-Pratte, der gerne Attacken gegen träge Konzerne reitet und sich nun auch bei Stada mit Aktien eingekauft hat.

Während AOC jedoch die Performance von Stada verbessern will, plädiert der frühere US-Marine dafür, Stada loszuschlagen – und etwa an einen Finanzinvestor wie CVC zu verkaufen. Bei einer Präsenz von 50 Prozent der Stimmen auf der Hauptversammlung müsste AOC rund 25 bis 30 Prozent des Stada-Kapitals hinter sich bringen, um einen Neuanfang einzuleiten. Wichtige Investoren wie Union Investment, Deka und DWS haben noch nicht klar erkennen lassen, wie sie abstimmen werden.

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