Stada Neuer Chef und alte Probleme

Beim hessischen Pharmakonzern Stada stehen die Ex-Vorstände und Aufsichtsrat unter Druck. Quelle: dpa

2017 ging es beim Pharmakonzern Stada hoch her, nun kommt mit Peter Goldschmidt der fünfte Vorstandschef in zwei Jahren. Der erbt viel Ärger um seine Vorgänger. Jetzt hoffen Aktionäre auf die Hauptversammlung.

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Jeder gegen jeden, Vorstand gegen Aufsichtsrat, viel Ärger um einen Audi Q5 und eine mögliche Spionageaffäre – der hessische Pharmakonzern Stada bot im vergangenen Jahr genug Stoff für einen Wirtschaftskrimi. Nun wird auch noch der Chef ausgetauscht. Die Hauptversammlung am Freitag soll für Aufklärung und Erklärung sorgen.

Eigentlich geht es bei dem Aktionärstreffen in Frankfurt vor allem darum, ob es den neuen Eigentümern, den Finanzinvestoren Bain und Cinven, gelingt, Stada unter ihre volle Kontrolle zu bekommen – also einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag abzuschließen. Dazu benötigen sie auf der außerordentlichen Hauptversammlung 75 Prozent der Stimmen. Gemeinsam verfügen Bain und Cinven nur über rund 65 Prozent der Anteile. Einige Aktionäre wollen die Zusammenkunft im Frankfurter Congress Center aber ebenfalls nutzen, um noch mal das Tohuwabohu im vergangenen Jahr zu thematisieren: Krach zwischen Vorstand und Aufsichtsrat, gegenseitige Verdächtigungen und Intrigen. Von fragwürdigen Geschäften ist die Rede, von Beraterverträgen ohne erkennbare Gegenleistung und sogar von einer möglichen Spionageaffäre.

Weiteren Redebedarf wird es geben, weil sich mit Claudio Albrecht nun schon der vierte Vorstandschef innerhalb von zwei Jahren verabschiedet. Nach Hartmut Retzlaff, Matthias Wiedenfels, Engelbert Coster Tjeenk Willink und eben Claudio Albrecht übernimmt zum 1. September Peter Goldschmidt die Leitung des Medikamenten-Herstellers aus dem hessischen Bad Vilbel.

Goldschmidt, der einst in Münster Politik und Wirtschaftsgeografie studierte, leitete bislang das US-Geschäft des Generikaherstellers Sandoz. Die Verhandlungen mit Goldschmidt sollen sich über mehrere Wochen erstreckt haben. Dass der Sandoz-Mutterkonzern Novartis entschied, das US-Geschäft zu verkleinern, dürfte Goldschmidt die Entscheidung zusätzlich erleichtert haben. Albrecht, der zuvor unter anderem Ratiopharm geführt und die neuen Stada-Eigentümer bei der Übernahme beraten hatte, ließ bereits bei seinem Amtsantritt im Oktober wissen, dass er den Chefposten nur für eine begrenzte Zeit übernehmen werde und anschließend in eine „nicht-geschäftsführende“ Position wechseln wolle. Nach Lage der Dinge dürfte damit der Aufsichtsrat oder ein Beratergremium gemeint sein. Bis es im September soweit ist, will Albrecht als Vorstandschef noch „mit Volldampf“ am Erneuerungskurs von Stada arbeiten.

Herausforderungen und massive Konflikte

Peter Goldschmidt Quelle: dpa

Zu tun gibt es jedenfalls reichlich: Stada soll internationaler, wachstumsstärker, kosteneffizienter werden. Die neuen Eigentümer wollen das Unternehmen endgültig unter ihre Kontrolle bringen. Und dann sind da noch die Lasten der Vergangenheit, die Konflikte zwischen Vorstand und Aufsichtsrat. „Es gab einen massiven Konflikt zwischen Vorstand und Aufsichtsrat, der in der Form auch für mich neu war“, sagt Albrecht – und lässt dabei durchblicken, dass es den ganzen Ärger unter seiner Führung nicht gegeben hätte.

Der Vorstand hat die Sozietät Latham & Watkins mit der Untersuchung der Streitigkeiten beauftragt, der Aufsichtsrat setzt zudem auf die Dienste der Kanzlei EHW aus München. Die Untersuchungen können jedoch noch mehrere Wochen dauern – und dürften sich vor allem auf drei frühere Stada-Manager konzentrieren: Retzlaff, seinen zeitweiligen Nachfolger Wiedenfels und den früheren Aufsichtsratschef Ferdinand Oetker.

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