Stada Vorstandschef und Finanzchef müssen gehen

Inmitten der Spekulationen um einen erneuten Anlauf der Finanzinvestoren Bain und Cinven für eine Übernahme von Stada tauscht der Arzneimittelhersteller überraschend seine Vorstandsspitze aus.

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Stada entlässt Vorstandschef Matthias Wiedenfels und Finanzchef Helmut Kraft. Quelle: REUTERS

Beim Arzneimittelhersteller Stada wird der Chef ausgetauscht. Unternehmenslenker Matthias Wiedenfels und Finanzchef Helmut Kraft müssen ihren Hut nehmen, wie der Konzern am Dienstag mitteilte. Nachfolger von Wiedenfels wird mit sofortiger Wirkung Engelbert Tjeenk Willink, der zuvor unter anderem bis 2012 Mitglied der Unternehmensleitung beim Pharmakonzern Boehringer Ingelheim war. Seine Amtszeit bei Stada läuft vorerst aber nur bis Ende Dezember. Neuer Finanzchef, ebenfalls nur bis Ende dieses Jahres, soll Bernhard Düttmann werden. Er hatte diesen Posten zuvor bereits beim Chemiekonzern Lanxess und dem Nivea-Hersteller Beiersdorf inne.

Der Chefwechsel bei Stada vollzieht sich inmitten eines Übernahmekampfes um den hessischen Pharmakonzern. Nur wenige Tage nach ihrer gescheiterten ersten Offerte bringen sich die Finanzinvestoren Bain und Cinven wieder in Stellung. Sie erwägen, bei der Finanzaufsicht Bafin einen Antrag auf Befreiung von der einjährigen Sperrfrist für ein neues Übernahmeangebot zu stellen, wie Stada am Dienstag per Börsenpflichtmitteilung erklärte.

Der Arzneimittelhersteller prüft derzeit, ob er dem Antrag zustimmen würde und will dann die Öffentlichkeit weiter informieren. Laut Gesetz können Bain und Cinven eigentlich erst 2018 ein neues Angebot vorlegen. Wenn Stada einen neuen Anlauf unterstützt und die Bafin zustimmt, ist dies aber auch früher möglich.

In diesem Fall wäre der Weg für eine neue Offerte von Bain und Cinven frei. Beide waren erst vergangene Woche mit dem ersten Gebot über 66 Euro je Aktie, das Stada inklusive Schulden mit gut 5,3 Milliarden Euro bewertet hatte, knapp gescheitert. Das Investorenduo hatte die erforderliche Annahmequote der Aktionäre von 67,5 Prozent allerdings nur um rund 2 Prozentpunkte verfehlt. Daher machten schnell die Gerüchte über eine neue Offerte für Stada die Runde. Das Unternehmen, das bis zuletzt für die Übernahme geworben hatte, hatte sich offen dafür gezeigt.

Dabei könnte ein neues Angebot schon diese Woche kommen, wie die „Financial Times“ (Dienstag) berichtet. So sei eine Zustimmung von Stada und Bafin binnen 48 Stunden möglich. Dabei berichtet die Zeitung aus informierten Kreisen, dass der Preis bei 66 Euro je Aktie bleibe, die Mindestannahmeschwelle aber auf 65 Prozent oder weniger gesenkt werden könnte. Zudem wäre eine verkürzte Andienungsfrist möglich. Laut dem Bericht sollen die Investoren im Gespräch mit Hedgefonds sein, die Bain und Cinven ihre Stada-Aktien nicht angedient hatten. Cinven und Stada wollten dies nicht kommentieren, Bain war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar.

Die mögliche Wendung beflügelte die Stada-Aktie. Das Papier stieg am Dienstagmorgen um 2,4 Prozent auf knapp 64 Euro.

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