Strategiecheck Wo Airbus im Vergleich mit Boeing schwächelt

Nach einem Rekordjahr strotzt der Flugzeugbauer vor Selbstbewusstsein. Der Mutterkonzern EADS hat seine Pläne für 2012 vorgestellt. Die Stärken und Schwächen des Unternehmens.

Airbus A380 auf einem Flughafen in Sharm El Sheikh: Der Mutterkonzern EADS blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Die jüngsten Umsatzzahlen und die vollen Auftragsbücher von EADS sind beeindruckend. Aber auch diese positive Entwicklung kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der größte europäische Luft- und Raumfahrtkonzern ein Problem hat, das weit über den Streit um die deutsch-französischen Eigentümerstrukturen und den Wechsel an der Konzernspitze hinausgeht: den Mangel an Profitabilität. Quelle: Reuters
Zwar konnte die EADS im Jahr 2011 den US-Rivalen Boeing mit gut 1 500 Neubestellungen deutlich hinter sich lassen. Doch auch mehr als ein Jahrzehnt nach seiner Gründung ist EADS noch nicht auf Augenhöhe mit den US-Rivalen. Quelle: Reuters
Ein Eurofighter des europäischen Rüstungskonzerns: EADS macht zwar viel Umsatz, verdient damit bisher aber kaum Geld. Nach neun Monaten 2011 lagen die Umsätze bei 32,7 Milliarden Euro, 3,6 Prozent über dem Vorjahresniveau. Die operative Marge lag nach neun Monaten 2011 aber nur bei knapp drei Prozent. Mehr erwarten Analysten laut Datenanbieter Bloomberg auch für das Gesamtjahr nicht. Quelle: Reuters
Konkurrenzprodukt Boeing 777: Der amerikanische Hersteller kam von Januar bis September 2011 auf Umsätze von 49,2 Milliarden Dollar (36,2 Milliarden Euro) – nicht wesentlich mehr als EADS. Die operative Marge war aber deutlich höher. Sie lag bei 8,6 Prozent. Quelle: dapd
Der Grund für das schlechte Abschneiden von EADS: Der Konzern ist in starkem Maße abhängig von seiner größten Tochter Airbus. Diese steuert mit dem zivilen Flugzeuggeschäft – nur ein verschwindend geringer Anteil produziert Militärflugzeuge – zwei Drittel zum Konzernumsatz bei. Quelle: dpa
Weil Verzögerungen beim Riesenflieger A380 sowie beim Militärtransporter A400M und die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 immer wieder auf die Kosten drücken, lag die operative Marge nach neun Monaten 2011 aber nur bei 1,4 Prozent. Quelle: dpa
Kampfflugzeug F-15 von Boeing: Bei dem US-Hersteller machen Passagier- und Frachtflugzeuge dagegen nur die Hälfte des Gesamtumsatzes aus. Die operative Marge lag im September aber bei deutlich höheren 9,9 Prozent. Quelle: dpa
EADS-Finanzchef Hans-Peter Ring gibt sich zwar optimistisch, dass die Airbus-Marge bis 2015 ebenfalls auf zehn Prozent steigt. Ab diesem Jahr soll es besser laufen. Doch das klingt ambitioniert. Quelle: PR
Deshalb will der Konzern gleichzeitig die Militärsparte stärken. Der EADS-Rüstungsbereich Cassidian kam von Januar bis September 2011 immerhin auf eine operative Rendite von knapp fünf Prozent. Quelle: ap
Gemeinsam mit dem Hubschrauberhersteller Eurocopter und dem Raumfahrtsystemspezialisten Astrium teilt sich die Sparte aber nur ein Drittel der Konzernumsätze. Angesichts der vielen Neubestellungen bei Airbus dürfte der Anteil auch nicht so schnell zunehmen. Quelle: Reuters
Zwei Mitarbeiter der Raumfahrtsparte Astrium: Ein deutlicher Ausbau des Rüstungsgeschäfts könnte EADS nur durch Zukäufe gelingen. Die Mittel dazu hätte der Konzern. Zieht man von den Zahlungsmitteln und kurzfristigen Wertpapieren die Finanzschulden ab, verfügte EADS zum Bilanzstichtag 30. September über ein Nettofinanzguthaben von 5,1 Milliarden Euro. Quelle: dpa
Inklusive der langfristigen Wertpapiere macht die Nettoliquidität sogar 11,4 Milliarden Euro aus. Quelle: EADS
Analysten gehen daher davon aus, dass Europas größter Luft- und Raumfahrtkonzern kleinere Übernahmen anstreben könnte. Doch große Akquisitionen in Europa sind nicht in Sicht. So dürfte Airbus die größte Sparte bleiben, EADS hat aber zumindest ein solides Finanzpolster für den drohenden Abschwung. Quelle: dpa
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