Streetscooter Zustellung per E-Mobil

Der Elektrolieferwagen Streetscooter der Post ist auch bei kleinen Handwerkern immer beliebter. Warum die klassische Autoindustrie manche Kunden im Handwerk nicht mehr erreicht.

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Streetscooter: Nach der Post setzen nun auch kleinere Kunden auf die emissionsfreie Zustellung ihrer Waren. Quelle: imago/Jürgen Heinrich

München Bäckermeister Fritz Schlund aus Aying hatte die Idee schon vor längerer Zeit. Jeden Tag liefert er Bio-Backwaren im Großraum München aus, gerne würde er seine sechs Dieseltransporter durch umweltfreundlichere Gefährte ersetzen. Doch einen elektrischen Lieferwagen, der seinen Anforderungen entspricht, gibt es bislang nicht.

Schlund hat sich mit anderen Handwerkern zusammengeschlossen und ein Lastenheft formuliert. Auf 80 Seiten sind Achsabstand, Abmessungen und Reichweite definiert, die die kleinen und mittelständischen Firmen in der Stadt für sinnvoll halten. Rechnen würde sich der Einsatz allemal, glaubt der Bäckermeister: „Werkstattkosten sind günstiger, Kraftstoffkosten fallen weg, ein Elektrotransporter wird sich schnell lohnen.“
Fündig wurden Schlund und Kollegen in Aachen bei „Streetscooter“. Das in der Branche mittlerweile gut bekannte Start-up zweier Hochschullehrer entwickelt seit 2010 elektrische Lieferwagen für den Stadtverkehr und zeigt den etablierten Anbietern von VW bis Daimler wie man Kundenwünsche erfüllt. Entwickelt haben sie den Scooter nach dem sogenannten „Design-Thinking“-Ansatz, der sich streng an den Bedürfnissen der Nutzer orientiert. Heraus kam ein Fahrzeug, das zwar weder durch besondere Fahreigenschaften besticht noch mit der garantierten Reichweite von 80 Kilometern Rekorde aufstellt. Aber das muss es auch nicht. „Schließlich bewegt sich ein Postauto im Schnitt mit 3,6 Kilometer pro Stunde, da braucht man auch keine große Reichweite“, sagt Markus Döhn, zuständig für die Elektromobilität der Deutschen Post.

Denn der Logistikkonzern wollte auch nicht auf passende Angebote der etablierten Branchengrößen warten. 2014 haben die Bonner „Street Scooter“ übernommen und die Serienproduktion selbst in die Hand genommen. Langfristig will die Post ihre 70 000 Lieferfahrzeuge komplett auf Elektro umzustellen und bietet die Lieferwagen auch anderen Kunden an. Mittlerweile sind drei Modelle im Angebot, hinzu kommen Elektrofahrräder für Kurierdienste. Ein Geschäft, das durchaus noch expandieren kann. „Wir schauen uns die Märkte in Nordamerika und Asien genau an“, sagt Markus Döhn, der bei der Post die gesamte Elektromobilität betreut.

Das Konzept kommt an. „Wir brauchen eine spartanische Variante, mehr nicht“, sagt Schlund. Der Bäckermeister nimmt jetzt seine ersten beiden Streetscooter entgegen und fühlt sich in seiner Entscheidung bestärkt. Denn: Im Jahr 2018 drohen auch im Münchener Stadtgebiet Fahrverbote für Diesel.

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