Strukturwandel Licht und Schatten im Ruhrgebiet

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Marode Schulen, hohe Arbeitslosigkeit


Straßen, öffentliche Einrichtungen – vieles ist marode: In manchen Essener Schulen vermeiden Kinder freiwillig die Nutzung der Toilette – viel zu dreckig. Ein Bürger forderte den Essener Oberbürgermeister vor kurzem zum Minigolf-Spiel in den Schlaglöchern einer befahrenen Ausfallstraße auf. Danach wurde die Straße neu asphaltiert.

In Gelsenkirchen kostet ein Kindergartenplatz bis zu 770 Euro – die wenigen gut verdienenden Familien müssen die vielen anderen mitfinanzieren. Für zwei Drittel der Kinder zahlen die Eltern gar keinen Beitrag, weil sie zu wenig Einkommen haben.


von Dieter Schnaas, Konrad Fischer


Und in Oberhausen klagen Bürger über das extrem ausgedünnte Busnetz. „Hab ich Frühschicht, stellt sich nicht die Frage, wann fahre ich. Ich muss laufen“, schreibt eine Oberhausenerin.

Die Arbeitslosenzahlen stehen im Juni NRW-weit mit 7,6 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit 23 Jahren – das Revier spielt aber mit 10,7 Prozent in einer ganz anderen Liga.

Die Langzeitarbeitslosigkeit drückt den Kommunen wegen der hohen Sozialkosten finanziell die Luft ab, sagt die Chefin des Regionalverbandes Ruhr, Karola Geiß-Netthöfel. Sie stecken im Teufelskreis, weil ihnen das Geld für Investitionen in die Zukunft fehlt.

Lichtblicke gibt es, vor allem die sehr erfolgreichen Ruhr-Hochschulen mit inzwischen annähernd 300.000 Studenten oder der aufblühende Duisburger Hafen. In der Umweltwirtschaft sind bereits rund 100.000 Menschen beschäftigt, sagt Geiß-Netthöfel. Dafür leiden aber mit den Stromkonzernen RWE, E.On und Steag gleich drei große Ruhrgebiets-Arbeitgeber unter der Energiewende. In einem IW-Regionalranking mit 402 Teilnehmern waren vor kurzem unter den zehn schlechtesten Regionen fünf Ruhrgebietsstädte – die rote Laterne ging an das einst stolze Duisburg.

Geiß-Netthöfel hält ein neues Konjunkturpaket für die Region in Milliardenhöhe für erforderlich – allerdings möglichst ohne direkt kassenwirksame Eigenanteile der Kommunen. Denn dafür wäre – so sinnvoll die Maßnahme – leider kein Geld vorhanden.

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