Diese Angst ist aber unbegründet, so die China-Expertin von EY Deutschland. Wenn ein US-amerikanisches Unternehmen ein europäisches Unternehmen übernehme, dann schüttele es das erst einmal richtig durch. „Wenn ein chinesisches Unternehmen ein europäisches Unternehmen übernimmt, beobachtet es das Unternehmen und das Management erst einmal, bevor es handelt“, sagt Sun.
Bei Übernahmen hätten die chinesischen Unternehmen in den vergangenen Jahren eine steile Lernkurve gezeigt. „Es handelt sich um gut laufende Unternehmen und sie wissen, dass es ohne motivierten Facharbeiter nicht geht.“
Das zeigt sich bisher auch bei ChemChina. Chef Ren Jianxin hat angekündigt, weder Veränderungen beim Management noch beim Personal des Unternehmens vorzunehmen. Auch soll das Unternehmen seinen Sitz in Basel in der Schweiz behalten.
Die fünf großen Gefahren für Chinas Wirtschaftswachstum
Seit Jahren schießen die Immobilienpreise in Chinas Großstädten in ungeahnte Höhen - seit Monaten mehren sich jedoch Zeichen für einen Kollaps.
Neben den trägen Staatsbanken hat sich in China ein großer Markt von nicht-registrierten Geldinstituten etabliert, die der Staat bislang nicht kontrollieren kann.
Banken haben ohne genaue Prüfung Firmen immense Kredite für unproduktive und verschwenderische Investitionen gegeben.
Mit Subventionen der Regierung haben viele Branchen gewaltige Überkapazitäten aufgebaut, beispielsweise die Solarindustrie. Aber sie werden ihre Produkte nicht los.
Chinas Wirtschaft hängt vom Export ab. Geraten wichtige Abnehmerländer in Krisen, hat auch China Probleme.
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine Studie des Berliner Merics-Instituts über die chinesischen Direktinvestitionen in Europa. Die Macher Thilo Hanemann und Mikko Huotari gehen grundsätzlich davon aus, dass diese positive Auswirkungen auf die EU-Wirtschaft haben. Die Wissenschaftler fordern die Politik aber dazu auf, nicht nur einseitig auf die chinesischen Investitionen zu blicken, sondern gleichzeitig auch den Abschluss eines bilateralen Investitionsabkommens mit dem Land voranzutreiben.
Bisher haben europäische Unternehmen immer noch keine oder nur beschränkte Marktzugänge zu bestimmten Sektoren in China. Ausländische Direktinvestitionen sind in vielen Bereichen beschränkt. Diese Asymmetrie der Markzugänge müsste behoben werden. „Nur so kann gewährleistet werden, dass die Bürger und die Parlamente in der EU die Investitionsfreiheit, die China gewährt wird, auch künftig befürworten“, so Hanemann und Huotari.
Unabhängig, ob und wann ein solches Abkommen kommt, investieren die Chinesen weiter. Das Merics-Institut geht davon aus, dass sich die aktuellen Investitionen von rund 5,7 Billionen Euro bis 2020 auf rund 17,7 Billionen Euro verdreifachen. Das glaubt auch Yi Sun von EY Deutschland: „In diesem Jahr werden wir noch einige große Übernahmen im oberen dreistelligen Millionenbereich in Deutschland sehen.”