Syngenta, KraussMaffei & Co Was hinter Chinas Kaufrausch in Europa steckt

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"Made in China 2025" als Antwort auf die Industrie 4.0

Bei Staatsunternehmen wie ChemChina spielen auch politische Fragen eine Rolle. Syngenta ist Europas größter Hersteller von Hybridsaatgut und Pflanzenschutzmitteln. In China leben 21 Prozent der Weltbevölkerung, das Land hat aber nur neun Prozent der Anbauflächen. Dünger und Pflanzenschutzmittel werden bisher kaum eingesetzt. Die Übernahme des Schweizer Agrarexperten könnte dabei helfen, Chinas Landwirtschaft weiterzuentwickeln.

Ähnlich sieht es im Bereich Roboter und Automatisierungsprozesse aus. Hier steigt die Zahl der Akquisitionen ebenfalls seit einiger Zeit. Die chinesische Regierung hat jüngst das Programm „Made in China 2025“ ausgerufen. Es ist so etwas wie die chinesische Antwort auf die Industrie 4.0 in Deutschland. „Gerade weil die chinesische Regierung so ausführlich darüber gesprochen hat, suchen Staatsunternehmen nun nach solchen Zielen in Deutschland“, sagt Sun.

Die nächsten 15 Giganten aus China

Waren es Anfang der 2000er Jahre vor allem Staatsunternehmen, die im Ausland auf Einkaufstour gingen, kommen mittlerweile zahlreiche Privatunternehmen hinzu. Viele davon mit Sitz in den großen Metropolen Peking, Shanghai und Shenzhen. Durch die steigende Verunsicherung über Chinas wirtschaftliche Entwicklung suchen chinesische Investoren nach neuen Investitionsmöglichkeiten im Ausland. Laut des US-amerikanischen Institute of International Finance flossen so 2015 rund 676 Milliarden US-Dollar aus China ab.

Kaufwut ist nicht überall gern gesehen

Zudem kommt die Lage an den Aktienmärkten des Landes. Dort geht es häufig weniger um die tatsächliche Bilanz eines Unternehmens als vielmehr ums reine Spekulieren. Die Vermutung liegt deshalb nah, dass die Beteiligungsfirmen mit Akquisitionen in Europa versuchen, den Kurs der chinesischen Unternehmen künstlich in die Höhe zu treiben.

Dass die Kaufwut der Chinesen nicht überall gern gesehen wird, zeigen die Reaktionen auf der Facebook-Seite von Syngenta kurz nach der Verkündung der Entscheidung. Unter dem Versprechen von Syngenta-Chef Michel Demaré, alle Aktionäre würden von der Transaktion profitieren, wettern Nutzer gegen die Entscheidung. Chinafreundliche Kommentare sind kaum dabei. dagegen die gesamte Klaviatur westlicher Angstvorstellungen. Ein Nutzer schreibt: „Als Kleinaktionär sage ich Ihnen: Es ist eine Bankrotterklärung, sehr verehrtes Management.“

Sun verwundert so ein Verhalten nicht. „Die europäische Angst vor chinesischen Investitionen kommt durch fehlende Berührungspunkte“, sagt sie. Diese Erfahrung macht die Beraterin auch auf Seiten der europäischen Unternehmen. Chinesischen Firmen würden so häufig schon im Bieterprozess die Teilnahme untersagt. „Die Unternehmen haben beispielsweise Angst, dass nach der Übernahme Arbeitsplätze verloren gehen.“

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